Weilheim und Umgebung

Projekt Bürgerbus kommt ins Rollen

Die Stadt Weilheim prüft derzeit den Bedarf an sozialen Fahrdiensten – Ehrenamtliche Fahrer gesucht

In Dettingen und Notzingen rollen die Kleinbusse schon. Auch in Weilheim könnte bald ein Bürgerbus fahren. Die Stadt prüft nun den Bedarf.

Für Menschen, die kein Auto haben und schlecht zu Fuß sind, ist der Weg zum Weilheimer Friedhof beschwerlich. Ein Bürgerbus könn
Für Menschen, die kein Auto haben und schlecht zu Fuß sind, ist der Weg zum Weilheimer Friedhof beschwerlich. Ein Bürgerbus könnte Besucher direkt vorm Eingang absetzen und dort wieder abholen. Foto: Carsten Riedl

Weilheim. „Wir haben in Weilheim einen sehr guten öffentlichen Personennahverkehr“, sagt Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. „Aber der Bus fährt eben nicht überall hin – und schon gar nicht bis vor die Haustüre.“ Genau das ist es allerdings, was sich viele ältere und körperlich eingeschränkte Menschen wünschen. Denn wer schlecht zu Fuß ist, eine schwere Einkaufstasche tragen muss oder gar einen Rollator braucht, für den kann schon der Weg zur nächsten Bushaltestelle weit sein. Die Stadt prüft nun, ob und wo es in Weilheim Bedarf für einen sozialen Bürgerfahrdienst gibt.

Eine absolute Herzensangelegenheit ist der Bürgerbus für Erika Jahke, Vorsitzende und Geschäftsführerin des Seniorenforums in Weilheim. „Seit über zehn Jahren setze ich mich dafür ein“, erzählt sie. Ihr Antrieb: „Es geht darum, älteren Menschen die Teilhabe am öffentlichen Leben zu ermöglichen.“ So nah wie jetzt war sie ihrem Ziel noch nie. Denn nicht nur die Stadt will das Projekt finanziell und organisatorisch unterstützen. „Auch der Krankenpflegeverein wird sich an Investitionen, etwa für die Anschaffung eines Fahrzeugs, beteiligen“, sagt Weilheims evangelischer Pfarrer Matthias Hennig, der Vorsitzender des Krankenpflegevereins ist.

Ob der Bürgerbus aber tatsächlich kommt, und wenn ja, in welcher Form, ist noch offen. „Zum einen muss klar sein, welcher Bedarf besteht“, sagt Johannes Züfle. Von den Fragebögen zum Thema Sozialer Fahrdienst, die die Stadt bereits zwei Mal im Mitteilungsblatt veröffentlich hat, sind noch nicht allzu viele zurückgekommen. „Aber nur aus den Rückmeldungen können wir entnehmen, was genau gefragt ist“, appelliert der Bürgermeister an die Senioren und andere Interessierte, den Fragebogen auch tatsächlich auszufüllen und abzugeben. Von den Ergebnissen der Befragung hängt dann auch ab, ob ein eigenes Fahrzeug angeschafft wird und welches Modell sich am besten eignet.

Und noch etwas anderes ist essenziell, wenn ein Bürgerfahrdienst zustande kommen soll: „Wir brauchen Ehrenamtliche, die bereit sind, Fahrdienste zu übernehmen“, betonen Johannes Züfle und Erika Jahke unisono.

Die Vorsitzende des Seniorenforums hat sich schon intensiv Gedanken über die Einsatzbereiche eines Bürgerbusses gemacht. „Der Weg zum Friedhof ist für alle, die kein Auto haben, beschwerlich“, weiß sie. Deshalb hält sie Fahrten dorthin für sinnvoll. Auch Supermärkte könnte der Bus anfahren, oder er könnte Bewohner abgelegener Wohngebiete in die Stadtmitte bringen. „Ich kenne auch viele ältere Menschen, die keine Konzerte oder andere Abendveranstaltungen mehr besuchen, weil sie im Dunkeln nicht mehr alleine fortgehen oder nachts nicht mehr Auto fahren möchten“, sagt Erika Jahke. Deshalb sieht sie auch dort Bedarf.

Übrigens: Streng genommen darf sich der Bürgerbus nur so nennen, wenn er einen festen Linienfahrplan anbietet. „Dafür bräuchte man aber auch eine Konzession“, weiß Ordnungsamtsleiter Helmut Burkhardt. Für Weilheim ist das nicht vorgesehen. Im Visier haben die Beteiligten vielmehr einen sozialen Bürgerfahrdienst, der sozusagen auf Zuruf funktioniert. „Dann darf auch kein Beförderungsentgelt verlangt werden“, erläutert Burkhardt. Stattdessen würden die Fahrgäste um Spenden gebeten.

Dementsprechend müssen sich aus Sicht des Ordnungsamtsleiters auch Bus- und Taxiunternehmen keine Sorgen machen, dass Konkurrenz droht. „Der Bürgerbus soll nur das auffangen, was andere nicht leisten können“, sagt er.

Wer Interesse an einem Bürgerfahrdienst hat, soll schnellstmöglich den im Blättle veröffentlichten Fragebogen ausfüllen. Wer ihn nicht mehr hat, kann sich im Bürgerbüro der Stadt unter der Telefonnummer 0 70 23/10 60 melden. Dorthin können sich auch all diejenigen wenden, die bereit wären, ehrenamtlich Fahrdienste zu übernehmen.