Weilheim und Umgebung

Prozess nimmt bizarre Formen an

Gericht Vergewaltigung war erfunden. Trotzdem beschuldigt der Freund den Angeklagten.

Symbolbild

Weilheim/Esslingen. Der Fall einer Vergewaltigung an einer 12-Jährigen - laut Anklage verübt von einem 20-jährigen syrischen Asylbewerber aus Weilheim und seinem 27-jährigen Freund - nimmt vor dem Stuttgarter Landgericht bizarre Formen an. Der Freund behauptet, dass der 20-Jährige die Tat begangen habe, obwohl das angebliche Opfer die Vergewaltigung bereits als Erfindung offenbart hat.

Sechs Tage schon verhandeln die Richter der Jugendschutz-Strafkammer am Stuttgarter Landgericht wegen gemeinschaftlicher Vergewaltigung. Angeklagt sind zwei syrische Asylbewerber. Das angebliche Opfer hat inzwischen alle Vorwürfe reumütig zurückgenommen. Auch im Zeugenstand bestätigte das Mädchen, dass sie die beiden zu Unrecht bezichtigt hat.

Doch der Vorwurf ist noch nicht restlos vom Tisch. Der Mitangeklagte hatte nämlich schon bei Eröffnung des Prozesses bekundet, dass der Mitbeschuldigte an jenem 8. Mai dieses Jahres in einer Esslinger Flüchtlingsunterkunft mit der 12-Jährigen tatsächlich im Bett lag. An dieser Behauptung hält der 27-Jährige weiterhin fest, während der 20-Jährige das als absolute Lüge bezeichnet. Niemals habe er mit dem Mädchen in sexueller Weise verkehrt. Er sei auch niemals mit dem Kind in der Esslinger Unterkunft gewesen, weil er dort Hausverbot hat. Der 20-jährige Angeklagte hat zudem behauptet, dass ihn die 12-Jährige habe heiraten wollen. Nur er wollte das nicht. Er habe sich zwar mit ihr ab und zu getroffen, aber als er ihr wahres Alter erfuhr, habe er den Kontakt eingestellt.

Der 27-jährige Mitangeklagte ist inzwischen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Nun wollen die Richter klären, wieso nach wie vor dieser Vorwurf im Raum steht.

Weitere Aussagen der Mädchen

Zur Sprache kamen auch frühere Vorfälle, die von der 12-Jährigen und ihrer Freundin bei Aussagen gemacht wurden. Es geht um eine angebliche Vergewaltigung in Österreich, verübt von einem türkischen Asylbewerber. Und es geht auch um eine als „Abenteuer“ bezeichnete Vergewaltigung.

Der Grund, warum der syrische Flüchtling aus Weilheim noch immer in Untersuchungshaft sitzt, liegt an weiteren Anklagevorwürfen im sexuellen Bereich. Er soll in der S-Bahn zwischen Kirchheim und Stuttgart einer jungen Frau zwischen die Beine gegriffen und Polizisten am Stuttgarter Hauptbahnhof mit einer Spritze bedroht haben. Außerdem stehe er mit Ladendiebstählen in Verbindung. Der Prozess geht am Freitag vor dem Stuttgarter Landgericht in die Endrunde.Bernd Winckler