Weilheim und Umgebung

Rat erteilt Betonwand eine Absage

Schallschutz In Weilheim hat die Erneuerung der Lärmschutzwand in der Teckstraße für heftige Diskussionen gesorgt. Es ging um die Materialfrage – und einen Mangel an Informationen. Von Bianca Lütz-Holoch

Die alte Holz-Lärmschutzwand auf dem Egelsberg ist zugewachsen. Die Aussicht darauf, dass dort künftig eine kahle Betonwand steh
Die alte Holz-Lärmschutzwand auf dem Egelsberg ist zugewachsen. Die Aussicht darauf, dass dort künftig eine kahle Betonwand stehen soll, gefiel dem Gemeinderat nicht. Foto: Carsten Riedl

Die alte Holzwand hat ausgedient. Das war dann aber auch schon der einzige Punkt, in dem Einigkeit herrschte, als es im Weilheimer Gemeinderat um die Erneuerung der 110 Meter langen Lärmschutzwand in der Teckstraße auf dem Egelsberg ging. Heftig diskutiert wurde darüber, aus welchem Material die neue Wand bestehen soll. Die Bürgerdemokratische Fraktion (BDF), die seit Mai im Gremium vertreten ist, hätte diesen Punkt am liebsten gar nicht an dem Abend verhandelt.

„Wir haben viel zu wenig Infos bekommen“, kritisierte Hans-Peter Sindlinger (BDF). Aus seiner Sicht hätte zunächst der Technische Ausschuss über mögliche Lösungen beraten müssen. „So ist der Beschlussvorschlag ja schon vorgezeichnet“, beklagte er und beantragte, den Tagesordnungspunkt zu vertagen. Bürgermeister Johannes Züfle bat ihn, sich trotzdem erst einmal den Sachvortrag anzuhören.

„Die Wand ist 1993 gebaut worden“, klärte Stadtbaumeister Jens Hofmann auf. Sie ist hoch lärmabsorbierend und besteht - inklusive der Stützen - aus Holz. Über die Jahre haben ihr die Wettereinflüsse zugesetzt. Und nicht nur das: „Die Gärten auf der Rückseite der Wand sind angefüllt, das Holz steht also in der Erde“, so Hofmann. Im Bereich des Durchgangs zum Turmbergweg sind die Standpfosten quasi durchgefault.

Drei Alternativen für einen neuen Lärmschutz stellte Hofmann vor. Nummer eins: eine Holzwand mit Betonsockel und Stahlstützen. „Der Stahl ist dauerhafter und der Beton strapazierfähiger als eine reine Holzwand“, legte er die Vorteile im Vergleich zur aktuellen Version dar. Noch langlebiger sei jedoch eine Wand komplett aus Beton mit absorbierenden Oberflächen. Damit sie nicht ganz so massiv und kalt wirkt, könnte sie gefärbt und mit einem Muster versehen werden. Eine dritte Möglichkeit wären Gabionen mit Sandkern. Das Problem: „Die wären dann sehr breit, man müsste in die Gärten eingreifen und der Bereich Richtung Radweg würde schmäler“, erläuterte Jens Hofmann. Eine Begrünung von außen sei dann aus Platzgründen kaum möglich. Die Kosten für das neue Bauwerk betragen rund 300 000 Euro. Lediglich die Gabionen wären etwas günstiger.

„Ich kann das so nicht mittragen“, wiederholte sich Hans-Peter Sindlinger. „Die Erneuerung der Wand ist doch schon länger Thema, warum muss das jetzt so schnell gehen?“ Zudem kämen ihm die Preise sehr hoch vor. Auch andere Gemeinderäte zeigten sich wenig begeistert von der Aussicht auf eine Betonwand. „Mir gefällt Beton grundsätzlich nicht“, sagte Bernd Kautter (UWV). Gabionen wären aus seiner Sicht nicht nur optisch schöner, sondern hätten auch den Vorteil, dass man sich gleich noch mit dem ohnehin maroden Geh- und Radweg auseinandersetzen müsste.

„Ich hätte mir gewünscht, dass Kostenvoranschläge in der Vorlage mit drin gewesen wären“, machte Gerda Schrägle (SBV) deutlich, dass umfangreichere Unterlagen hilfreich gewesen wären. In die gleiche Kerbe schlug Ilse Fischer (BDF). Michael Kübel (FWV) erkundigte sich nach der Bürgerbeteiligung: „Hat man eigentlich die Anwohner gefragt, was sie sich für eine Wand vorstellen können?“

Hans-Peter Sindlingers Antrag auf Vertagung wurde mit jeweils acht Pro- und acht Contra-Stimmen sowie einer Enthaltung abgelehnt. Mit ebenfalls recht knapper Mehrheit nahm der Gemeinderat dann den Antrag von Rainer Bauer (UWV) an, auf Variante eins zu setzen. Gebaut wird nun eine Holzwand mit Betonsockel auf Stahlstützen. Bis Februar muss der Bewuchs an der Wand gerodet sein. Im April könnte dann der Bau beginnen. Er dauert rund sechs Wochen.