Schaden und Nutzen – manchmal liegen beide Pole gar nicht so weit voneinander entfernt. Es ist Sonntag, bei schönen Wetter wäre die Alb rund um die Teck an manchen Orten überbevölkert gewesen. Das war eine Überlegung, die Tatjana Richter die ein oder andere Sorgenfalte bei der Planung bereitet hat. Sie hat eine Wanderreitstation in Bissingen und ist zudem erste Vorsitzende des Vereins „Mittlere Alb zu Pferde“. Die Saison sollte stilvoll eröffnet werden, weshalb sie und Vereinsmitglieder einen Rund-Wanderritt organisiert haben. Start und Ziel war am Schützenhaus in Bissingen. Alle freuten sich, nach zwei Jahren nun wieder den Start in die kommende Saison mit einem Eröffnungsritt gemeinsam feiern zu können.
Die Sorgen von Tatjana Richter haben sich als völlig unbegründet erwiesen, denn beim Saisonstart für die Wanderreiter auf einer wunderschönen Tour, die hauptsächlich über Bissinger Markung führte, gab es Dauerregen und auch die Temperaturen hielten sich in Grenzen. Es waren also nur diejenigen unterwegs, die sowieso eine hohe Toleranzgrenze haben – egal, ob zu Fuß, zu Pferd oder sonst irgendwie.
Schlechte Laune ob des Wetters – Fehlanzeige. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Diesem Motto gemäß waren 37 Reiterinnen und Reiter am Start. Die Pferde nahmen den aus landwirtschaftlicher Sicht ersehnten Regenguss sowieso locker hin. Gut gelaunt und entsprechend ausgerüstet begannen sämtliche Teilnehmende die etwa 20 Kilometer lange Tour am Schützenhaus. Die führte über die Eichhalde und den Sattelbogen auf die Alb. Am Schopflocher Moor vorbei ging’s zur Ziegelhütte, wo eine Pause eingelegt werden konnte – so denn Bedarf bestand. Wegen des Regens hielt sich die Besuchs-Frequenz in Grenzen. Nur wenige hielten an und schauten in den Laden. Keine Bänke und Tische lockten zum Verweilen an. Auf dem Forstweg parallel zur Zipfelbachschlucht führte die Tour wieder ins Tal nach Hepsisau und zwischen Limburg und Albtrauf zurück nach Bissingen ans Schützenhaus. „Die meisten sind die Tour am Stück geritten und waren nach rund drei Stunden wieder da“, sagt Tatjana Richter.
Dort stand die mobile Pferdewaage. „Das war ein heiteres Kiloraten“, erzählt die Organisatorin. Dabei kam beim Pferd einer Reiterin Erstaunliches zutage. Sie hatte als Einzige ihr Pferd vor und nach dem Ritt wiegen lassen – und siehe da: es war 20 Kilogramm leichter. Im heimatlichen Stall gab es eine extra Portion Heu samt Kraftfutter.
„Die Reiter waren allein in der Botanik, die waren alle taff und nach der Tour trotz des Wetters happy“, freut sich Tatjana Richter. Vor allem die Strecke hat den Reiterinnen und Reitern „trotz dem Sauwetter“ gefallen, konnte sie berichten. Mit von der Partie war auch der Pony-Express aus Bissingen mit einigen Kindern. Sie konnten vom Stall zum Start reiten. Die Mädchen strahlten an der Meldestelle beim kurzen Halt um die Wette. Sie freuten sich auf das kleine Abenteuer direkt vor der Haustüre. An der Ziegelhütte war dann das geplante Ende. Mit Auto und Hänger ging es dann in den Stall zurück.
„Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde war genial. Die Idee mit dem Schützenhaus kam von der Verwaltung. Auch die Kooperation mit dem Schützenverein war toll. Nach dem Ritt gab es eine Rote Wurst sowie Kaffee und Kuchen“, freut sich Tatjana Richter über den Service der Schützen und die Zusage, dass die Reiter bei einer Wiederauflage des Saisonauftakts weiterhin willkommen sind.
„Obwohl es teilweise so geschüttet hat, war es für mich ein erfolgreicher Tag“, freut sich die Organisatorin. Nicht nur der Schützenverein sieht einem zweiten Event dieser Art erfreut entgegen, auch viele Reiterinnen und Reiter signalisierten, beim nächsten Saisonstart wieder mit von der Partie zu sein. Das wird allerdings frühestens im Jahr 2024 der Fall sein. „Die Strecke hat allen so gut gefallen, dass es dann vermutlich auf den gleichen Rundkurs geht“, sagt Tatjana Richter.