Weilheim und Umgebung

Sammeln für den „Paukenschlag“

Sportplatz Der TSG Zell möchte einen Kunstrasenplatz auf dem Zeller Berg. Im Gemeinderat gab’s zuletzt keine Mehrheit dafür, weder mit noch ohne mögliche Leichtathletik-Anlagen. Von Jürgen Schäfer

Seit dem 27. Oktober läuft die Zeit. Solange sammelt der TSG Zell schon Unterschriften, um einen Gemeinderatsbeschluss zu kippen, der da besagt: Die Stadionpläne am Zeller Berg werden aufgegeben. Nichts soll es werden mit einem Kunstrasenplatz und Leichtathletikanlagen, die mit einer Auffüllung von 150 000 Kubikmetern Erdmaterial herzustellen und zum Nulltarif zu bekommen wären - sogar noch mit einer Rücklage von einer Viertelmillion Euro.

Der TSG legt sich ins Zeug. „Wir waren schon in 80 Prozent der Haushalte“, sagt der Vorsitzende Dierk Kubert. 14 Mitstreiter seien unterwegs, jeder in einem Bezirk in seiner Nachbarschaft. Am Wochenende soll Endspurt sein. Die Frist endet am 26. Januar, aber wichtiger ist ein anderer Tag: der 31. Januar, wenn der TSG dem Gemeinderat die Unterschriften vorlegt. Wie viele es aktuell sind, möchte Kubert nicht sagen, weil’s „möglichst ein Paukenschlag“ werden soll. Es geht nicht um das Quorum, das für ein Bürgerbegehren notwendig ist. Sondern um eine Zahl, die den Gemeinderat beeindrucken soll.

Kubert beschreibt die Stimmung im Ort so: „Es gibt einige, die sind dagegen. Gefühlt ist das ein knapp zweistelliger Prozentanteil. Einigen ist es gleichgültig. Ganz viele freuen sich unheimlich, auch wenn sie mit dem TSG nichts zu tun haben. Die sagen: Komm her, ich unterschreib, ich finde es klasse, was ihr macht.“

Es herscht ein Hick-Hack

Die Stärke der Lager abschätzen kann Hans-Ulrich Lay, ein Wortführer der Gegenseite, dagegen nicht. Die einen dafür, die anderen dagegen - so nimmt er die Stimmung wahr: „Ich habe mit Mitgliedern des TSG gesprochen, die das Projekt kritisch sehen. Diese sind aber in der Minderheit.“ Lay lässt jetzt mal das mutmaßliche Unterschriftenpaket auf sich zukommen. Wird er sich danach richten, wenn der Wille der Bevölkerung eindeutig ist? Er werde sich das Ergebnis anschauen, sagt er. Klar sei aber auch: An den Fakten ändere sich nichts.

Die Gegner des Stadions sind mit ihren Argumenten als erste auf die Zeller zugegangen. Die Hauptpunkte: Unklare Unterhalts- oder Folgekosten, fehlende Leichtathletikkonzeption, hoher Flächenverbrauch, unzureichende Informationen der Gemeindeverwaltung, mögliche Umweltbelastung beim Erdmaterial. Der TSG weist das zurück: Alle Unterhaltskosten seien klar definiert und die Folgekosten bekannt - Kubert spricht von höchstens 5 000 Euro im Jahr. Benötigt würden 2,1 Hektar Fläche, weitere zweieinhalb würden Ausgleichsfläche für den Naturschutz. Die könnten weiter landwirtschaftlich genutzt werden, sagt Bürgermeister Link. Er wehrt sich gegen den Vorwurf einer einseitigen Informationspolitik. „Alle Dinge, die der Verwaltung vorliegen, sind an den Gemeinderat weitergegangen.“ Der TSG wundert sich: „Wir erkennen mangelndes Vertrauen in Teilen des Gemeinderates gegenüber der Verwaltung, obwohl alle Fraktionen seit Anfang 2018 im Projektteam mitgestaltend vertreten sind.“ Und schließlich sei das Erdmaterial für die Auffüllung „gemäß geltenden Verordnungen keine Umweltbelastung“, so der TSG.

Projektgegner Lay spricht von belastetem Material, der Schultes sieht darin allerdings keine Probleme. Kubert klagt: „Wir haben keine Leichtathletik-Abteilung, das wird gegen uns vorgebracht.“ Für ihn bietet die Anlage aber eine Riesenchance. Er sei im Gespräch mit Nachbarvereinen über eine Kooperation. Zudem gebe es auch Leichtathleten am Ort, die bisher auswärts trainieren müssen, mangels der Möglichkeiten vor Ort. Der TSG habe in seiner Vereinsgeschichte mit mittlerweile fast 600 Mitglieder bewiesen, dass er etwas auf die Beine stellen könne. Bürgermeister Link, bis vor Kurzem noch Zweiter Vorsitzender, wirbt um Vertrauen: Er traue es dem TSG zu, eine Leichtathletik-Abteilung zu entwickeln.

Kostenrisiko scheint zu hoch

Das genau bezweifeln die Gegner des Stadionbaus im Gemeinderat. Hans-Ulrich Lay, Sportlehrer und selbst Leichtathlet, weiß, dass Jugendliche für Leichtathletik schwer zu begeistern sind. Die „Riesenchance“, die Kubert beschwört, ist für Lay ein mögliches Kostenrisiko der Gemeinde, falls der Stadion brach liegt. „Schon die Fußballabteilung muss um den Nachwuchs kämpfen. Wie soll’s dann mit Leichtathletik gehen.“ Er sagt auch: „Umsonst ist das Stadion nicht. Es kostet Landverbrauch und hat eventuell Folgekosten.“