Weilheim und Umgebung

Schafe halten die Limburg kahl

Landschaftspflege Die Schäferfamilie Schmid aus Owen hat die Schafweide in Weilheim gepachtet. Dazu gehört neben dem schönen neuen Schafhaus auch die Beweidung von 120 Hektar Fläche. Von Iris Häfner

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Jörg Schmid erklärt Johannes Züfle sein Weidekonzept. Foto: Carsten Riedl

Schwarzköpfe auf der Limburg: An diesen Anblick müssen sich die Weilheimer und passionierten Berg- erklimmer künftig gewöhnen. Die strammen Damen samt ihrem Nachwuchs sorgen ab sofort für den freien Ausblick auf dem markanten Kegelberg. Im Moment tummeln sich 100 Tiere dieser Schafrasse auf der südöstlichen Seite der kahlen Kuppel. Und dass das so bleibt, dafür sorgt die Schäferfamilie Schmid aus Owen mit der Beweidung durch ihre vierbeinigen „Rasenmäher“. Seit dem 1. Januar haben Jörg und Betina Schmid die Weilheimer Schafweide gepachtet. Das sind 120 Hektar Fläche - etwa 20 Hektar entfallen auf die Hepsisauer Markung - samt des neuen Schafstalls In den Gründen. „Dabei handelt es sich um städtische Flächen in Schutzgebieten“, erklärt Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Dazu zählen Landschaftsschutz-, Naturschutz- und Vogelschutzflächen. Die Stadt hatte die Pacht für diese Gebiete ausgeschrieben und unter mehreren Interessenten die Wahl. „Familie Schmid hat uns mit ihrem Konzept überzeugt“, sagt Züfle. Er steht am Weidezaun und macht sich vor Ort selbst ein Bild von der Situation.

Mit hügeliger und steiler Landschaft kennt sich die Schäferfamilie aus, deren zweites Standbein die Landschaftspflege mit entsprechendem Maschinenpark ist. Wer in Owen seine Weiden hat, ist am Teckberg zu Hause, der heimische Stall steht direkt unter der Burg. Das soll auch künftig so bleiben. Für Weilheim haben sich Jörg und Betina Schmid eine neue Herde aufgebaut. Zwei Betriebe haben aufgegeben, deren Tiere nun im Besitz der Owener sind: 300 Merino- und 200 Schwarzkopfschafe. Den Weilheimer Bestand komplettieren zudem 150 Merinos aus eigener Zucht.

Eine aufregende Zeit liegt hinter dem Ehepaar. Die Tiere mussten sich an die neue Umgebung, die neuen Artgenossen, die neuen Menschen gewöhnen - und nicht zuletzt auch noch an Hunde, denn als reine Koppelschafe kannten sie diese Spezies nicht als selbstverständliche Hütehilfe des Schäfers. Dazu kamen noch die Impfungen gegen die Blauzungen-Krankheit und das Q-Fieber, die die Schafe auch gesundheitlich erstmal wegstecken mussten. Damit nicht genug: Scheren und Klauenschneiden standen auch noch an.

Doch jetzt ist alles überstanden, einschließlich der damit einhergehenden Quarantäne - die Freiheit lockt Mensch und Tier. Die ist für die Schwarzkopfschafe begrenzt und damit auch in geringem Umfang für die Wanderer. Ein Elektrozaun kappt für die nächsten 10 bis 14 Tage den Rasenweg. Dann wird umgepflockt und der nächste Abschnitt abgeweidet. Jörg Schmid ist sich bewusst, auf welch sensibler Fläche seine Schwarzköpfe grasen - nicht nur im Hinblick auf naturschützerische Gründe. „Ich habe versucht, am Wegle entlangzustecken. Aber das geht nicht. Über Berg und Tal ist es schwierig mit dem Zaun“, erklärt er. Deshalb ist irgendwann für kurze Zeit das Plateau nicht über die Nordseite zu erreichen. Entlang des Zickzack-Pfads auf der Südseite des Bergs grasen die Schafe dagegen einmal links und einmal rechts des Wegs. „Von dieser Seite kommt man immer auf die Limburg“, beschwichtigt Johannes Züfle die passionierten Gipfelstürmer.

Bei aller Schwierigkeit der zusammengewürfelten neuen Herde kann Jörg Schmid auch Vorteile aus den unterschiedlichen Haltungsarten - Hüten mit Schäfer und Hund in der freien Landschaft oder Freilauf hinterm Elektrozaun - der Vorbesitzer generieren. Koppelschafe weiden anders als Hüteschafe. Sie laben sich zwar auch als erstes an den schmackhaften Kräutern, ziehen dann aber notgedrungen nicht weiter, sondern finden durchaus Gefallen an Brombeerblättern und anderem Grünzeug. Damit kommt der landschaftspflegerische Aspekt dieser Weidewirtschaft zum Tragen. Sie halten bis zu einem gewissen Grad das ungeliebte Gestrüpp niedrig. „Ganz schaffen sie es nicht, dann machen wir den Rest mit dem Freischneider und anderem Gerät“, erklärt Jörg Schmid. Dieser Aspekt ist Johannes Züfle wichtig. „Wir haben große Hoffnung, dass die Tiere das Gehölz niedermachen und kleinhalten“, sagt er. Zweimal in drei Jahren war der Landschaftspflegetrupp des Regierungspräsidiums auf der Limburg, um der Verbuschung Einhalt zu gebieten. Dieser Status quo soll möglichst erhalten bleiben. Deshalb bereichern in absehbarer Zeit auch Ziegen die Herde, denn die knabbern gern Gehölze an.

Betina Schmid und Hütehund Chico genießen die wohlverdiente Pause. Ihr Mann Jörg Schmid erklärt Johannes Züfle sein Weidekonzept
Betina Schmid und Hütehund Chico genießen die wohlverdiente Pause. . Foto: Carsten Riedl