Weilheim und Umgebung

„Schdroßabaur“ gesucht

Fachkräftemangel Die Gruibinger Baufirma Moll setzt bei der Suche nach Mitarbeitern auf sehr ungewöhnliche Methoden und probiert‘s mit Stellenanzeigen auf Schwäbisch. Von Inge Czemmel

Vordere Straße in Bissingen, Abschluss Sanierung Ortsdurchfahrt Bissingen, mit Landrat und BM Baustelle, Bauarbeiten, Bagger, Ba
Vordere Straße in Bissingen, Abschluss Sanierung Ortsdurchfahrt Bissingen, mit Landrat und BM Baustelle, Bauarbeiten, Bagger, Bauarbeiter

Mir suchad en Schdro­ßabaur.“ Die Firma sucht was? Ein zweiter Blick ist den Stellenanzeigen der Baufirma Moll in Gruibingen gewiss. Auf die mit dieser Überschrift abgefasste Annonce folgt ein breit schwäbischer Text, der Interessenten verrät, was von ihnen erwartet wird - „A funktionsfähigr Weggr ischs oberschde Gebod, sonschd send mr morgends in dr Nod.“ Eine ähnliche Anzeige im Dialekt gibt es auch bei der Suche nach einem Betonsanierer.

Das soll mitnichten heißen, dass die Firma Moll ausschließlich „schwäbische“ Mitarbeiter sucht und einstellt. „Wir sind froh um jede Bewerbung, und es kann sich bei uns jeder bewerben“, macht Christin Grundmann von der Firma Moll deutlich. „Die Anzeigen sollen schlichtweg ein besonderer Hingucker sein und ein Versuch, trotz des Fachkräftemangels geeignete Bewerber zu generieren“, sagt sie.

„Die Idee hatte mein Vater Rolf Gehrer“, erzählt Christin Grundmann. „Ich habe sie dann mit den Bauleitern abgestimmt und weiterentwickelt. Die Resonanz auf die Stellenanzeigen war riesig. Viele fanden die Idee toll, wir bekamen viel Lob und hatten eine starke Präsenz in den sozialen Netzwerken. Innerhalb weniger Stunden gab es insgesamt über 1 000 Klicks.“

Bewerbung auch auf Schwäbisch

Bewerbungen auf die Stellen gingen trotzdem nur sehr spärlich bis gar nicht ein, denn auf dem Bau herrscht eben Fachkräftemangel. „Einer hat sich sogar auf Schwäbisch beworben“, schmunzelt Christin Grundmann. „Das war sehr amüsant und hat uns gut gefallen.“

Wie viele Firmen hat auch die Gruibinger Firma Moll große Probleme, erfahrene Straßenbauer, Betonbauer und Baugeräteführer zu finden, und setzt daher verstärkt auf selbst ausgebildeten Nachwuchs. „Wir haben mit 21 Auszubildenden eine hohe Ausbildungsquote“, macht Grundmann deutlich. „Eine Zeit lang waren wir auch hier um jeden Bewerber froh, aber durch Bildungspartnerschaften, den Besuch von Bildungsmessen und Elternabenden konnten wir viele Praktikanten generieren und sind stolz, dass wir eine so hohe Quote aufgebaut haben.“

Info Damit die Stellenanzeigen auch jeder lesen kann, gibt es die deutsche Übersetzung im Internet auf www.moll-tiefstrassenbau.de.

Bau-Branche kann mit Vorzügen werben

Lohn: Straßenbauer ist ein Zukunftsberuf mit einer guten Ausbildungsvergütung. Im ersten Lehrjahr erhalten Azubis 785 Euro, im zweiten 1 135 Euro und im dritten 1 410 Euro.

Berufsaussichten: Eine Übernahme nach der Ausbildung ist bei den Straßenbauern so gut wie garantiert. Außerdem gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel zum Meister. Wer durch das Belegen zusätzlicher Fächer während der Ausbildung auch die Fachhochschulreife macht, kann ein Studium zum Bauingenieur ins Auge fassen.ic