Weilheim und Umgebung

Schwäbisch zu Papier gebracht

Literatur Mundartdichter Hans Riek liest aus seiner neu erschienenen Balladen-Sammlung.

Hans Riek in action. Foto: Tanja Spindler
Hans Riek in action. Foto: Tanja Spindler

Region. Literatur auf Schwäbisch vorzutragen, fällt Mundartdichtern aus dem Ländle nicht schwer. Den heimatlichen Dialekt dann aber aufzuschreiben, ist eine ganz andere Sache. Wie bringt man diese unnachahmliche Färbung, die typisch schwäbische Aussprache auf das hochdeutsch-verwöhnte Papier? Diese Herausforderung haben der Weilheimer Dichter Hans Riek und Verleger Steffen Kernstock angenommen. Hans Rieks beste schwäbische Balladen der letzten 20 Jahre sind nun unter dem Titel „Gradraus gsaid“ in der Edition Kernstock veröffentlicht worden. Die Kirchheimer Künstlerin Claudia Reisert illustrierte die Balladen-Sammlung.

Wie schwierig es war, das Schwäbische zu verschriftlichen, erklärt Steffen Kernstock in seiner Begrüßung zur ersten Lesung in der Kirchheimer Stiftsscheuer, die eine ganze Reihe an Buchvorstellungen in der Region eröffnet. Ein ganzes Jahr dauerte es von der ersten Idee bis zum fertigen Buch. Doch nun kann jeder Leser – ob Schwabe oder Nicht-Schwabe – die Aussprache von Hans Rieks Lyrik dank einer Aussprache-Tafel bis ins Detail nachvollziehen; ein Glossar überträgt zudem schwäbische Ausdrücke mit einem Augenzwinkern ins Hochdeutsche. Hier dürften auch eingefleischte Schwäbisch-Sprecher noch Neues entdecken. Einen „Exkurs in die Höhen der schwäbischen Dichtkunst“ verspricht Steffen Kernstock den Zuhörern in der Stiftsscheuer.

Hans Riek trägt lebhaft und im allerbesten Schwäbisch seine humorvollen Texte vor, die oft zwischen einem Augenzwinkern, Bissigkeit und schwarzem Humor hin- und herpendeln. Mit einem genauen Blick auf die Menschen und ihre Schwächen deckt er Heucheleien und Doppelmoral im alltäglichen Miteinander, in der Ehe, beim Geld und in der Kirche auf. Er verspottet Deutschtümelei genauso wie übertriebene Sparsamkeit und nimmt auch Alter und Tod nicht allzu ernst. „Bei Ihnen wird ja viel gestorben“, ruft eine Zuhörerin lachend hinein. „Grad­raus gsaid“ ist da der richtige Titel für die ungeschönten Wahrheiten, die Hans Riek ganz offen benennt.

Aus seinem Mund klingen die gereimten Verse überhaupt nicht gekünstelt, sondern echt und natürlich. Vielleicht wohnt dem Schwäbischen ja eine eigene Poesie inne, die Hans Riek herauszukitzeln vermag – jedenfalls klingen seine Reime ganz so, als würden Schwaben immerzu in Reimen sprechen. Hinzu kommen Wortneuschöpfungen, welche die Sache noch viel besser beschreiben können, als es die hochdeutschen Begriffe vermögen: Eine „platonische Tantra-Anstandsfrist“, ein „Promi-Bruzzeltreff“ oder der „Speck-Weg-Tripp-Trapp-Club“ treffen wohl eher den Nagel auf den Kopf als „Kennenlernphase“, „TV-Kochshow“ oder „Fitness-Studio“ – und machen auch viel mehr Spaß. Elisabeth Kanski

Weitere Lesungen von Hans Rieks „Gradraus gsaid“

Mittwoch, 14. Dezember, um 15 Uhr auf dem Sulzburghof Unterlenningen

Mittwoch, 14. Dezember, um 18.30 Uhr in der Bücherei Kirchheim

Donnerstag, 15. Dezember, um 20 Uhr im Dreikönigskeller Kirchheim

Sonntag, 18. Dezember, um 15 Uhr im Freilichtmuseum Beuren

Freitag, 13. Januar, um 19 Uhr im Gasthof Lamm Neidlingen

Donnerstag, 2. Februar, um 20 Uhr in der Stadtbücherei Weilheimek