Ein Wunsch steht bei den Nutzern der Weilheimer Stadtbücherei schon lange ganz oben auf der Liste: Sie wollen ihre Bücher auch abends und am Wochenende zurückgeben können. Jetzt geht er in Erfüllung. Die Stadtbücherei Weilheim digitalisiert ihr Ausleihsystem. Leser können ihre Bücher vermutlich ab Ende kommenden Jahres selbst verbuchen. Ein Automat ermöglicht dann auch eine Rückgabe unabhängig von den Öffnungszeiten.
„Das neue Ausleihsystem bringt einen Nutzen für Leser und Personal“, sagt Ellen-Keller-Bitzer, Leiterin der Stadtbücherei. Bei der Umstellung bekommen alle Medien und die Leseausweise einen Transponder. Wer Bücher, CDs oder Spiele ausleihen will, kann sie auf das Gerät legen und sogar in Stapeln scannen lassen. „Das Personal muss nicht mehr jedes Buch einzeln von Hand verbuchen, und die Leser müssen sich zu Stoßzeiten nicht mehr anstellen“, so Keller-Bitzer. Tatsächlich wünschen sich viele Kunden auch mehr Diskretion bei der Ausleihe. „Es gibt ja auch heikle Themen, zu denen man sich Literatur besorgt“, weiß sie, etwa Informationen zu Krankheiten oder Privatinsolvenzen. So mancher wolle sich aber auch einfach nicht als Leser trivialer Liebesromane outen.
Die 24-Stunden-Rückgabe ist ein Service, den die Stadtbücherei schon lange einrichten möchte. Ihre Vorstöße für einen „Bücher-Briefkasten“ waren vom Gemeinderat bislang abgelehnt worden. Ein Argument war neben den Kosten auch die Sorge vor Vandalismus. Die ist mit dem neuen Gerät vom Tisch. „Der Einwurf von bibliotheksfremden Gegenständen wird nicht möglich sein“, sagt Ellen Keller-Bitzer. Der Rückgabeautomat öffnet sich nämlich nur für Bibliotheks-Transponder. Was drinnen landet, wird gleich verbucht.
Dass die Stadtbücherei damit unpersönlicher wird, fürchtet Ellen Keller-Bitzer nicht. Was den Rückgabeautomaten angeht, soll er vor allem abends und am Wochenende in Aktion treten. „Während der Öffnungszeiten ziehen wir die persönliche Rückgabe vor.“ Ansonsten erhofft sie sich von der Automatisierung mehr Luft fürs Personal. „Wir brauchen die Zeit dringend für Beratung, Auskunft und Service“ - kurz: für den persönlichen Kontakt zu den Lesern und individuelle Hilfestellung.
Die ist immer mehr gefragt, zum Beispiel in punkto Technik. „Viele kommen zu uns, wenn sie Probleme mit der Onleihe oder ihrem E-Book-Reader haben“, berichtet Ellen Keller-Bitzer. Die Kurve bei Onleihe und Online-Recherche geht stetig nach oben.
Ellen Keller-Bitzer und ihre Kolleginnen beobachten auch, dass sich der Charakter der Stadtbücherei verändert. „Sie wird immer mehr zum Wohnzimmer der Stadt“, formuliert es die Bibliotheks-Leiterin. Jung und Alt kommen an diesen „neutralen“ Ort zum Lernen, Recherchieren und Lesen - ganz ohne Konsumzwang. Dabei spielt auch die Attraktivität der Räume eine Rolle. „Die Menschen lieben ihre Bücherei im wunderschönen Kapuzinerhaus.“
Die Umstellung auf das neue System lässt sich die Stadt einiges kosten. Rund 100 000 Euro steckt sie in die „Radio Frequency Identification“, kurz RFID. Zwar hatte sich die Stadt, die zu einer von 50 digitalen Zukunftskommunen im Land gehört, um Fördermittel beworben. Sie hat aber eine Absage erhalten. Die Begründung: Die Technologie habe keinen Modellcharakter mehr: „Im Landkreis setzen bereits 40 Prozent der hauptamtlich geführten Bibliotheken RFID ein“, so Keller-Bitzer.
Die Umstellung dauert der Büchereileiterin zufolge rund ein Jahr. Das meiste kann während des laufenden Betriebs erledigt werden. „Vielleicht ist aber eine kurze Schließzeit von drei oder vier Wochen nötig.“