Weilheim und Umgebung

„Sie können auf Großes zurückblicken“

Ehrung Der 76-jährige Gert Hauschild aus Holzmaden erhält das Bundesverdienstkreuz für seine langjährigen Verdienste im Ehrenamt. Von Heike Siegemund

Gert Hauschild trägt sich ins Goldene Gästebuch der Gemeinde ein. Mit ihm freuen sich Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch (l
Gert Hauschild trägt sich ins Goldene Gästebuch der Gemeinde ein. Mit ihm freuen sich Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch (links) und Holzmadens Bürgermeisterin Susanne Irion. Foto: Markus Brändli

Für einen sichtlich gerührten Gert Hauschild ging ein Traum in Erfüllung: Der Holzmadener erhielt für seine außergewöhnlichen Verdienste das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“. Etwa 70 Gäste waren gekommen, um die Aushändigung durch Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz, mitzuerleben.

„Als ich den Brief aus dem Kasten holte, dachte ich zuerst, ich hätte wieder einen Buchpreis beim Preisausschreiben des Staatsanzeigers gewonnen“, erinnerte sich Hauschild. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte ihm schriftlich mitgeteilt, dass er diese hohe Auszeichnung erhalten soll. „Ich musste mich erst mal setzen. Ich war sprachlos - und das kommt nicht so oft vor.“ Hauschild brachte seine Gefühle mit einem Zitat zum Ausdruck: „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“

Zuvor war die Staatssekretärin auf den langjährigen ehrenamtlichen Einsatz des 76-Jährigen eingegangen. „Ihre Arbeit war immer eine Arbeit mit und für die Menschen - sei es beim Roten Kreuz oder bei ihrem kommunalpolitischen Engagement“, sagte sie und betonte: „Sie können auf Großes zurückblicken.“ Sein Lebensweg sei nicht immer einfach gewesen: „Am 2. Februar 1942 wurden Sie mitten im Krieg in Stuttgart geboren.“ Die Mutter flüchtete mit ihren Kindern nach Holzmaden, wo sie erst Wurzeln schlagen mussten. „Dies ist Ihnen durch Ihr offenes Wesen gelungen“, richtet sich Gurr-Hirsch an Gert Hauschild. Er habe eine Familie gegründet, sich eine Heimat geschaffen - und Aufgaben übernommen, denen er sich verpflichtet fühlte: So trat er 1958 dem Deutschen Roten Kreuz bei. Es folgten viele weitere Stationen.

30 Jahre lang brachte sich Hauschild als Gemeinderat in Holzmaden ein und war 25 Jahre stellvertretender Bürgermeister. An mehr als 700 Sitzungen des Gemeinderats hat er teilgenommen, brachte sich als Berater der Gemeinde ein und gab wertvolle Hinweise für die Dorfentwicklung. Wichtige Infrastrukturprojekte wurden während seiner Zeit verwirklicht: der Bau des Kindergartens, des Feuerwehrmagazins und der Aussegnungshalle.

Auch mit der Geschichte seines Heimatorts hat sich Hauschild auseinandergesetzt, in Archiven gesucht und Zeitzeugen für historische Beiträge im ersten und zweiten Heimatbuch Holzmadens befragt. „Dafür muss man Biss haben“, lobte die Staatssekretärin.

Für Hauschild sei immer klar gewesen, dass bestimmte Dinge nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Und so habe er sich für eine Gedenktafel für die Gefallenen im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Auch im Partnerschaftskomitee mit der französischen Partnerstadt Connantre wirkte er mit und brachte sich im Sozialverband VdK und im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein.

Friedlinde Gurr-Hirsch bezeichnete Hauschild als besonderen Menschen, als Vorbild, der sein Schaffen in den Dienst seiner Mitbürger gestellt habe. „Und wir gehen davon aus, dass Sie dies weiterhin tun werden“, betonte sie, bevor sie ihm die vom Bundespräsidenten unterschriebene Urkunde überreichte und das Verdienstkreuz ans Revers heftete.

Musikalisch gestaltet wurde die Veranstaltung von Edwina Iones­cu am Cello und Simon Wolpert an der Violine von der Musikschule Kirchheim.

 

Ehrenämter von Gert Hauschild:

seit 1958: Aktives Mitglied beim DRK

1978: Sanitätsbegleiter der Feuerwehr in Connantre

1979 und 1980: DRK-Leistungsabzeichen in Silber

1980: DRK-Gruppenführer

1981: DRK-Einsatzleiter beim Auslandseinsatz nach Erdbeben in Italien

1982: Ausbilder beim DRK

1982 bis heute: Delegierter beim DRK Weilheim

1987 und 1989: „Wintersozialbutter“ für Bedürftige im Ort verteilt

1990: Einsatzleiter bei Überführung von Rettungswagen zum DRK Dresden

seit 1995: Mitglied im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

1998: Henry-Dunant-Medaille in Silber

2003 bis 2016: Sanitätsbeauftragter des Kirchenbezirks der Neuapostolischen Kirche Kirchheim

2004: Vorstandsmitglied im Sozialverband VdK, Ortsverband Kirchheim

2007: Landesehrennadel

2008 bis 2017: Stellvertretender Verbandsvorsitzender im VdK-Sozialverband, Kreisverband Nürtingen

2009 bis 2017: Vorsitzender im VdK-Sozialverband, Ortsverband Kirchheim

2014: Verdienstmedaille der Gemeinde Holzmaden in Silber

1984 bis 2014: Mitglied im Gemeinderat von Holzmaden

2017: Verdienstmedaille in Gold des DRK-Kreisverbands

2018: Bundesverdienstkreuz

Drei Fragen an Gert Hauschild

Verdienstkreuz am Bande für Gert Hauschild
Verdienstkreuz am Bande für Gert Hauschild

1. Freuen Sie sich über die Ehrung?

Ja, sehr. Erwartet habe ich es nicht, aber bei jeder Veröffentlichung einer solchen Ehrung in den Medien hatte ich schon eine kleine Hoffnung, dass mich jemand vorschlägt. Wer den Stein ins Rollen brachte, weiß ich nicht.

2. Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung?

Sie ist eine öffentliche Anerkennung meiner ehrenamtlichen Tätigkeiten, die ich über Jahre hinweg ausgeübt habe und weiterhin ausüben werde, wenn auch altersbedingt nicht mehr an vorderster Front. Bei all meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten beim Deutschen Roten Kreuz, als Gemeinderat, beim Sozialverband VdK und beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge habe ich mich immer für Ältere eingesetzt, denn Junge haben Fürsprecher genug. „Willst du bequem und ruhig leben, so lasse dir kein Ehrenamt geben“: Dieses Zitat von Wilhelm Busch galt nie für mich.

3.Wird sich Ihr Engagement verändern?

Ich werde mein ehrenamtliches Engagement wie bisher beibehalten, sofern es gesundheitlich und altersbedingt geht. Ansonsten gibt es für mich keinen Grund, nicht mehr weiterzumachen.hei