Drei Wählervereinigungen, drei Fraktionen. Das war in den vergangenen Jahren in Weilheim die Regel. Nach der Kommunalwahl am 26. Mai könnte sich das jedoch ändern. Denn mit der Bürgerdemokratischen Fraktion - kurz BDF - tritt in Weilheim eine neue politische Kraft auf den Plan. Ob sie den Einzug in den Gemeinderat schafft und wenn ja, mit wie vielen Sitzen, bleibt abzuwarten.
„Unser oberstes Ziel ist es, überhaupt reinzukommen“, sagt Ilse Fischer, die zusammen mit Hans-Peter Sindlinger den aktuellen Vorstand der BDF bildet. Wunsch wäre es freilich, mehr als einen Sitz zu ergattern: „Es wäre schon schön, wenn man sich innerhalb der Gruppierung austauschen und Themen aufteilen könnte.“
Zur Wahl tritt die BDF an, weil sie in Weilheim etwas verändern und bewegen möchte. „Uns gibt es derzeit zu wenig Auseinandersetzung im Gemeinderat“, kritisiert Hans-Peter Sindlinger: „Es kann doch nicht sein, dass 18 Personen in einem Gremium sitzen - und alle haben die gleiche Meinung.“ Damit spielt er auch auf die Geschehnisse an, die überhaupt erst zur Geburt der BDF geführt haben.
Hervorgegangen ist die Wählervereinigung aus der Bürgerinitiative pro Limburghalle. Sie hatte sich 2016 formiert, um einen Abriss der Stadthalle zu verhindern. Ein Bürgerentscheid endete eindeutig zugunsten der Initiative. 68 Prozent der Wähler votierten gegen den Verwaltungsvorschlag, als Ersatz für die Limburghalle eine Kombihalle in der Stadtmitte zu bauen. Im Gemeinderat hatte der Vorschlag zuvor nur eine Gegenstimme kassiert. „Wenn 95 Prozent der Stadträte für etwas stimmen, und 70 Prozent der Bürger denken anders, dann läuft etwas schief“, schließt Ilse Fischer.
Das hat für die Initiative mit den Ausschlag gegeben, weiterzumachen und eine Wählervereinigung zu gründen. Gleichzeitig, so erzählt Hans-Peter Sindlinger, hätten auch viele Weilheimer die Gruppe aufgefordert weiterzumachen. Der Verantwortung möchte sie sich nun als BDF stellen. „Man kann schließlich nicht eine Vase zerdeppern und dann die Scherben liegen lassen“, so Sindlinger.
Für Ilse Fischer steht fest: „Wir wollen künftig so arbeiten, dass nie mehr solch große Diskrepanzen zwischen dem entstehen, was der Gemeinderat beschließt und was die Bürger möchten.“ Mit Hans-Peter Sindlinger ist sie sich aber auch einig, dass Auseinandersetzung nicht Krieg bedeuten darf: „Wir wollen keine aggressive Kampfstimmung im Gemeinderat verbreiten, sondern faire Diskussionen unter Berücksichtigung der Demokratie führen.“
Glaubt man Ilse Fischer und Hans-Peter Sindlinger, so schließt die BDF in Weilheim eine Art „Marktlücke“: „Der Zuspruch seitens der Bürger ist groß, und wir haben schon viele Mitglieder gewonnen.“
Zwar ist die BDF aus der Hallenfrage heraus entstanden - als Wählervereinigung hat sie sich nun aber ein Wahlprogramm gegeben, das darüber hinausreicht. Am Herzen liegen der Gruppe auch die Schulen, das Lehrschwimmbecken und der Kindergarten, die Finanzierung der Infrastruktur und der Mangel an qualifizierten Fachkräften, zum Beispeil bei der Kinderbetreuung. „Die Bauerei ist die eine Sache. Dann müssen die Gebäude aber auch noch unterhalten und mit Leben gefüllt werden“, sagt Hans-Peter Sindlinger. Er plädiert dafür, noch langfristiger zu denken und immer zu überlegen, was man den kommenden Generationen hinterlässt - baulich ebenso wie finanziell.
Im Vorstand der BDF sitzen aktuell Hans-Peter Sindlinger und Ilse Fischer. Hans-Peter Sindlinger hat bereits kommunalpolitische Erfahrung. Von 2001 an ist der Unternehmer zwölf Jahre lang Mitglied des Weilheimer Gemeinderats gewesen, damals für die UWV. Ilse Fischer, ebenfalls Unternehmerin, ist kommunalpolitische Neueinsteigerin. Der Dritte, der im aktuellen Wahlflyer der BDF als Vorstandsmitglied auftaucht, ist Jörg Bauer. Er allerdings hat er sein Vorstandsamt schon wieder niedergelegt.