Seit Montag ist die Landesstraße nach Weilheim gesperrt. Wer von Neidlingen oder Hepsisau aus mit dem Auto in die Zähringerstadt fahren möchte, muss zum Teil enorme Umwege in Kauf nehmen. Während sich die einen mit der Situation gut arrangiert haben, machen sich andere Sorgen - oder ignorieren das Fahrverbot einfach.
„Die Baufirma hat uns schon ihr Leid geklagt“, sagt der Weilheimer Ordnungsamtsleiter Helmut Burkhardt. „Ständig fahren trotz des Verbots Autos und behindern Bagger und Busse.“ Und nicht nur das: Mehrere Radfahrer und Fußgänger haben sich über besonders rücksichtslose Schwarzfahrer beschwert. „Sie sind durch die Autos gefährdet worden“, so Burkhardt. Die Betroffenen hätten in Erwägung gezogen, deswegen Anzeige zu erstatten. Sollte es wirklich dazu kommen, muss das Ordnungsamt wider Willen seinen Kurs ändern: „Dann sind wir gezwungen, scharf zu kontrollieren“, kündigt Helmut Burkhardt an.
„Ein Feldweg ist ein Feldweg“, betont er, dass es nun mal schlicht unmöglich ist, daraus eine Straße für den regulären Verkehr zu machen und eine Ausnahmegenehmigung nach der anderen zu erteilen. Die Breite reiche nicht für Begegnungsverkehr aus, es gebe keine Markierungen und kaum Ausweichmöglichkeiten - vor allem für Busse. „Unser dringender Appell an die Autofahrer lautet: Nehmt die Umleitungen oder steigt auf Bus und Rad um.“ Ganz besonders gilt das, weil im Notfall Feuerwehr, Rettungswagen oder Polizei freie Fahrt brauchen. Beim Großbrand in Hepsisau in der Nacht zu Dienstag seien angesichts der Uhrzeit glücklicherweise keine Schwarzfahrer unterwegs gewesen.
Der Busverkehr dagegen läuft rund. „Das klappt besser als gedacht“, freut sich Neidlingens Bürgermeister Klaus Däschler. Auch er fordert die Autofahrer zur Vernunft auf. „Wer nach Weilheim nicht die offizielle Umleitung nimmt, sondern über Wiesensteig und Mühlhausen auf die Autobahn fährt, verliert wirklich nur ein paar Minuten“, lautet sein Tipp.
Ebenfalls positiv beurteilt Manuel Ohmayer, Leiter des Neidlinger Festool-Werks, die ersten Tage. „Der Werksverkehr läuft gut, wir hatten keine Produktionsabrisse, und auch der Shuttle-Verkehr wird von unseren Mitarbeitern gerne angenommen.“
Reiseggruppen sagen ab
Besorgt sind dagegen die Gastronomen in Neidlingen und Hepsisau. „April ist unser umsatzstärkster Monat“, sagt Simone Hepperle von der Alten Kass in Neidlingen. Die Kirschblüte lockt zu der Zeit besonders viele Gäste an. Angesichts der Sperrung haben nun schon die ersten Reisegruppen abgesagt. „Ich weiß nicht, ob wir die Einbußen, die uns dadurch entstehen, wieder reinholen können“, sagt Simone Hepperle. Sie hofft nun, dass möglichst viele Gäste trotzdem kommen - zum Beispiel auch mit dem Bus oder dem Fahrrad. Die Hepperles selbst sind mit gutem Beispiel vorangegangen und haben sich diese Woche ein Lastenfahrrad gekauft. „Damit können wir unsere Einkäufe für den Betrieb in Weilheim erledigen“, sagt Simone Hepperle. Auch viele Lieferanten steuern den Ort gerade nicht an. „Unsere Wäscherei etwa holt und bringt unsere Sachen wegen der Umwege nicht“, sagt Peter Hepperle.
Mit Sorge blickt Guiseppina Carosella vom Restaurant Lamm in Hepsisau auf die kommenden Wochen. „Wir fürchten, dass vor allem zum Mittagstisch nicht so viele Leute kommen“, sagt sie. Wer nur kurz Pause habe, könne keinen Umweg über die Alb fahren. Sie setzt darauf, dass sich die Gäste vor allem abends und am Wochenende Zeit nehmen, im Lamm essen zu gehen. „Ausgaben für Miete und Strom haben wir ja trotzdem“, gibt sie zu bedenken.
Einen anderen Zeitpunkt für die Sperrung hätte sich auch Claudia Bayer, Erste Vorsitzende des Neidlinger Musikvereins, gewünscht. „Ungeschickter geht es eigentlich gar nicht mehr“, sagt sie. Denn am 13. und 14. April feiert der Verein sein Frühlingsfest im Festzelt am Sportgelände. Ob die Veranstaltung bei gesperrter Straße auch dieses Jahr ein Besuchermagnet sein wird, weiß sie nicht. „Wir ziehen das jetzt trotzdem durch“, kündigt sie an. Aktuell führt der Verein Gespräche über Sonderbusse mit der Gemeinde Neidlingen und der Stadt Weilheim.