Weilheim und Umgebung

Stadt bessert bei Busbucht nach

Weilheims Bürgermeister räumt Fehler ein – Umbau des Bushalts sei trotzdem ein „sehr gutes Projekt“

Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle hat öffentlich auf die Kritik der Busunternehmen am neuen zentralen Bushalt der Stadt reagiert. Er räumte ein, dass ein Fehler passiert sei und versprach, ihn zu beheben. Gleichzeitig bedauerte er, dass ein „sehr gutes städtisches ­Projekt“ nun in solch schlechtem Licht erscheine.

Baumschutz mit Folgen: Weil der Ahorn erhalten werden sollte, wurde die Bushaltestelle in der Kirchheimer Straße anders ausgebau
Baumschutz mit Folgen: Weil der Ahorn erhalten werden sollte, wurde die Bushaltestelle in der Kirchheimer Straße anders ausgebaut als geplant. Nach der Kritik der Busunternehmen nimmt die Stadt Weilheim nun Korrekturen vor. Dafür muss der Baum fallen. Foto: Jean-Luc Jacques

Weilheim. „Ich darf frank und frei sagen: Ja, auf zwei Quadratmetern wurde die Haltestelle in der Kirchheimer Straße nicht so ausgebaut, wie es auf den Plänen zu sehen war“, erklärte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle in öffentlicher Gemeinderatssitzung. Damit bezog er Stellung zu der Kritik, die örtliche Busunternehmen geäußert hatten. Sie hatten bemängelt, dass die frisch umgebaute Haltebucht in der Kirchheimer Straße schlechter anfahrbar sei als zuvor. Hauptkritikpunkt war, dass die Ein- und Ausfahrt zu steil sei – und anders ausgebaut als auf den Plänen vorgesehen. Dadurch stünden die Hinterteile der Busse vom Bordstein ab und die erwünschte Barrierefreiheit sei nicht gegeben.

„Tatsächlich ist der Einfahrtswinkel etwas steiler. Das führt zu gewissen Schwierigkeiten bei der Einfahrbarkeit“, gab Johannes Züfle zu. Auch den Grund für die Abweichung von den Plänen gab der Rathauschef bekannt: „Dahinter steckte der Wunsch, den Baum dort zu erhalten“, erläuterte Züfle. Die Wurzeln hätten sich zwischen Lindach und Minibeet nicht entfalten können. Deshalb habe man dem Ahorn mehr Lebensraum auf der anderen Seite geben wollen. „Das war keine so gute Entscheidung für den Busverkehr“, räumte der Bürgermeister ein. Das Problem wolle die Stadt nun aber beheben: „Der Baum wird fallen“, so Züfle. Dann sei Platz genug, um die Einfahrt busgerechter zu gestalten.

Beim Einräumen eines Fehlers wollte es Johannes Züfle aber nicht belassen. Er machte auch seinem Frust darüber Luft, dass das Gesamtprojekt durch die öffentliche Kritik nun in einem schlechten Licht erscheine. „Mir tut es weh, dass ein sehr gutes städtische Projekt in der Öffentlichkeit so dargestellt wurde, als ob es nichts wäre“, sagte er und hob hervor, dass die Busunternehmen stets beteiligt worden seien und ihnen die Pläne vorgelegen hätten. Alle Wünsche könnten aber nun mal nicht erfüllt werden. Der Bürgermeister ging darauf ein, dass die Fuhrunternehmen auch Bedenken zum Umbau der Haupthaltestellen in der Brunnenstraße geäußert hätten. Tatsächlich gebe es dort Bereiche, in denen sich einfach kein perfektes Ergebnis erreichen lasse, betonte Johannes Züfle. Er hoffe nun, späterer Kritik durch Information vorbeugen zu können: „Wir haben in der Brunnenstraße zwei Haltestellen, die in der Kurve liegen“, so Züfle. „Die haben immer einen gewissen Radius. Der zweite Bus, der dort hält, wird mit der hinteren Tür nicht ganz optimal am Bordstein stehen.“ Verletzungsgefahr bestehe aber keine.

Schließlich nutzte der Weilheimer Bürgermeister die Gelegenheit, um erneut die Gründe für den Umbau des zentralen Bushalts darzulegen und die Vorteile hervorzuheben, die er mit sich bringt. „Wir schaffen mit der Umgestaltung auch eine Beschleunigung des Busverkehrs“, warb er für das Projekt. In der Brunnenstraße verdopple sich auf der Seite des Modehauses Mack die Kapazität. Die Stadt baue an sämtlichen Randsteinen Kasseler Borde ein, die für Barrierefreiheit sorgen sollen. Außerdem beseitige die Stadt Gefahrenpunkte und schaffe überdachte Wartemöglichkeiten in der Brunnenstraße.

Mein Freund, der Baum…x​x​x​x​x​x​x​x​x​x​

Es ist bekannt, dass die Isländer ihre Straßen und Häuser um Felsen herumbauen, weil sie glauben, dass dort Elfen wohnen. Derartige Fabelwesen sind in Weilheim bisher noch nicht gesichtet worden. Dafür zieht offenbar ein geheimnisvoller Baumfreund die Strippen. Er hat tatsächlich dafür gesorgt, dass an der frisch gestalteten Bushaltestelle in der Kirchheimer Straße – auch wenn die offiziellen Pläne etwas anderes vorsahen – um einen einzelnen Baum herumgebaut wurde. Weil die baumfreundliche Bucht aber so gar nicht mit den Einfahrtsradien der Busse harmoniert, muss das Grün nun weichen. Wie sang Alexandra schon vor 50 Jahren? „Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot . . .“

Von solch einer Niederlage wird sich der geheimnisvolle Baumversteher, dessen Identität Bürgermeister Johannes Züfle öffentlich nicht preisgeben wollte, aber sicher nicht entmutigen lassen. Schließlich gibt es schon in naher Zukunft im Städtle zahlreiche Möglichkeiten, sich als wahrer Naturretter verdient zu machen. Wenn also aus der Bühne der neuen Kombihalle ein dicker Stamm emporragt, oder wenn sattes Grün dort durchschimmert, wo eigentlich ein helles Blau die Schwimmer im neuen Gartenhallenbad erfreuen sollte, werden sich die Eingeweihten nur wissend zuzwinkern. Denn es ist klar: ER hat wieder zugeschlagen. BIANCA LÜTZ-HOLOCH