Weilheim und Umgebung

Stadt muss den Spagat meistern

Finanzen Turnhalle, Bildungszentrum und Feuerwehrmagazin: Weilheims große Bauprojekte verschlingen in den kommenden Jahren mehr Geld, als zur Verfügung steht. Von Bianca Lütz-Holoch

Das Bildungszentrum Wühle muss saniert werden - eines der Großprojekte in Weilheim.Foto: Carsten Riedl
Das Bildungszentrum Wühle muss saniert werden - eines der Großprojekte in Weilheim. Foto: Carsten Riedl

Weilheim geht es gut. Zumindest noch. Die Stadt wächst und gedeiht, es wird gebaut und saniert. Aber: „Je mehr wir haben, desto mehr haben wir zu wenig“, bringt es Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle in seiner Haushaltsrede auf den Punkt. Das heißt: Je mehr sich Weilheim entwickelt, desto mehr Infrastruktur wird gebraucht - oder zumindest nachgefragt. Und die kostet Geld. Die Folge: All die wünschenswerten und notwendigen Projekte der kommenden Jahre verschlingen derart große Summen, dass die Stadt sie aus eigener Kraft nicht mehr schultern kann. „Es gilt einmal mehr, sich dem Spagat zwischen dem infrastrukturellem Anspruch einer lebenswerten Kleinstadt und der finanziellen Leistungsfähigkeit zu stellen“, so der Bürgermeister.

Schon dieses Jahr hat Weilheim zwei Mammutprojekte gestemmt: Die Generalsanierung des Freibads und den Neubau der Kita Schellingstraße. Letzterer war übrigens auch notwendig, weil immer mehr Menschen nach Weilheim ziehen und die Kinderzahlen steigen. Jedes der beiden Projekte hat über vier Millionen Euro verschlungen. „So hohe Bauausgaben hatte die Stadt innerhalb zwölf Monaten noch nie zuvor“, betont Johannes Züfle.

Und es geht weiter. In den kommenden Jahren wird die neue Turnhalle an der Limburgschule gebaut. 2020 schlagen lediglich weitere Planungkosten zu Buche. Insgesamt fallen in den kommenden drei Jahren dafür aber 5,5 Millionen Euro an. Einen dicken Brocken stellt auch die Sanierung des Bildungszentrums Wühle (BZW) dar. Dass dort etwas getan werden muss, ist schon länger klar. Weil nun aber das Raumgift PCB an der Schule gefunden wurde, müssen zahlreiche Räume schon früher saniert werden. 2020 beginnen erst einmal die Planungen. Insgesamt kostet die Sanierung des BZW rund 4,5 Millionen Euro. In der gleichen Größenordnung bewegt sich die Sanierung - oder der Neubau - des Weilheimer Feuerwehrmagazins.

Teuer kommt die Stadt kommendes Jahr die Digitalisierung der Schulen zu stehen. Knapp 300 000 Euro fließen in die Limburggrundschule, 616 000 Euro stehen für das BZW bereit. Digitalisiert wird auch die Ausleihe in der Stadtbücherei. Dafür sind 100 000 Euro vorgesehen. Zu Buche schlägt 2020 auch das neue Fahrzeug für die Feuerwehr in Hepsisau: Es kostet 445 000 Euro.

„120 000 Euro sollen in die Sicherheit der Fußgänger investiert werden“, nennt Johannes Züfle ein weiteres Anliegen der Verwaltung. Zum einen geht es um bessere Beleuchtung an Fußgängerüberwegen, zum anderen um den Marktplatz. „Eine Zug-um-Zug-Sanierung soll dort Stolperfallen verringern“, so Züfle. Auch ist angedacht, das Ambiente durch einen Pflasterbelag zu verbessern. Die Einführung eines Stadttickets für den öffentlichen Nahverkehr in Weilheim könnte es künftig ermöglichen, für drei Euro pro Tag beliebig oft innerhalb der Stadt - samt Egelsberg und Hespsiau - mit dem Bus hin und her zu fahren. „Das wäre ein Beitrag, um den ÖPNV attraktiver zu gestalten und zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit beizutragen“, so Züfle.

Nicht zuletzt steigen die Personalkosten um eine Million Euro. Mit ein Grund dafür sind rund zehn Stellen, die im Bereich der Kinderbetreuung neu geschaffen wurden, sowie eineinhalb Stellen für Wirtschafts- und Tourismusförderung und zweieinhalb Stellen für die Einrichtung einer Geschäftsstelle für den interkommunalen Gutachterausschuss.

„Im kommenden Jahr fällt das ordentliche Ergebnis negativ aus“, sagt Johannes Züfle. Auch 2021 schaut es düster aus. Recht überschaubar ist zudem die Summe, die der Stadt 2020 aus dem laufenden Haushalt für Investitionen zur Verfügung steht: Es geht um nicht mal ganz eine Million Euro.

Für das kommende Jahr schlägt die Verwaltung vor, die Grundsteuer B um 20 Hebesatzpunkte auf 400 zu erhöhen. Um all die anstehenden Aufgaben schultern zu können, muss die Stadt aber auch ihr Erspartes angreifen und sich ab 2021 neu verschulden. „Bis 2023 sind Kreditaufnahmen von neun Millionen Euro nötig“, sagt Johannes Züfle. Kommt das wirklich so, läge die Pro-Kopf-Verschuldung in Weilheim bei 970 Euro. Aktuell sind es 150 Euro.

„Eine Stadt, in der es sich gut wohnen, arbeiten und leben lässt“, - das soll Weilheim nach dem Willen von Bürgermeister Johannes Züfle auch künftig sein. Einen Schwerpunkt muss Weilheim aus seiner Sicht deshalb auch auf Schaffung von Wohnraum und bei Potenzialen für Gewerbebauflächen setzen.