Rund 800 000 Fachkräfte könnten bis 2030 im öffentlichen Dienst fehlen, wie eine Studie ergeben hat. Es ist aber nicht nur diese Zahl, die die Verwaltungsspitze im Weilheimer Rathaus hat aufhorchen lassen. Dass es eine Herausforderung ist, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu halten, weiß man unter der Limburg auch aus eigener Erfahrung. Nun hat der Gemeinderat einer Reihe von Maßnahmen zugestimmt, die dabei helfen sollen, städtisches Personal zu gewinnen und zu halten.
„Wir geben uns viel Mühe - aber der Fachkräftemangel schlägt trotzdem in den Verwaltungen durch“, sagt die Weilheimer Hauptamtsleiterin Daniela Braun. „Ganz besonders betrifft das den pädagogischen und technischen Bereich.“ Der Erzieherinnenmangel ist bundesweit ein Thema - und angesichts des steigenden Bedarfs an Kita-Plätzen auch in Weilheim stets präsent. Schon jetzt stellt das pädagogische Personal mit 88 Beschäftigten mehr als ein Drittel der insgesamt 224 städtischen Mitarbeiter. Prognosen zufolge wird Weilheim 2025 dann sogar über 100 pädagogische Fachkräfte brauchen. Für sie, aber auch für alle anderen Mitarbeiter möchte die Verwaltung nun weitere Anreize setzen.
Sechs neue Maßnahmen
Auf der Agenda stehen sechs weitere Maßnahmen. Punkt eins: „Wir wollen auf die 39-Stunden-Woche umstellen“, sagt Daniela Braun. Als Zeitpunkt ist der 1. April angedacht. Ein Alleingang wäre das nicht. Fast alle Kommunen im Kreis haben bereits um eine Stunde reduziert. Im Gespräch ist zudem, Mitarbeitern der Stadt - auch wenn sie nicht in Weilheim wohnen - einen Kita-Platz im Städtle für ihren Nachwuchs anzubieten. „Kita-Plätze sind rar“, sagt Daniela Braun. Sie seien entscheidend dafür, ob Mütter wieder in den Beruf einsteigen oder nicht.
Außerdem möchte die Stadt künftig am Job-Rad-Programm teilnehmen. Im Rahmen dessen können Mitarbeiter ein Dienstfahrrad leasen und nach drei Jahren auslösen. „Wir rechnen mit etwa 15 Dienstfahrrädern pro Jahr“, teilt Daniela Braun mit.
Angedacht hat die Stadt darüber hinaus, bei kurzfristigen Personalausfällen und Engpässen, die etwa Gruppenschließungen in Kitas nach sich ziehen könnten, nicht mehr ausschließlich auf eigene Ressourcen als Vertretung zurückzugreifen. Stattdessen könnten Personaldienstleister für Entlas-tung sorgen.
Vor allem Kita-Leiterinnen haben neben der Arbeit mit Kindern immer mehr organisatorische Aufgaben zu stemmen. „Wir halten es deshalb für geboten, Stellvertretungen einzuführen, die die Leitungen unterstützen“, sagt Daniela Braun. Auch der Anteil der Arbeitszeit, die den Fachkräften außerhalb der direkten Kinderbetreuung zusteht, soll künftig erhöht werden.
Geplant ist darüber hinaus, eine Marke oder ein „Corporate Design“ einzuführen, mit dem sich die Mitarbeiter identifizieren können und mit dem die Stadt nach außen hin auftritt. Wie das aussehen soll, steht noch nicht fest. „Das soll etwas Pfiffiges sein, und wir befragen dazu auch alle Mitarbeiter selbst“, informiert Daniela Braun.
Insgesamt kalkuliert die Stadt dieses Jahr mit Ausgaben von 139 000 Euro für die neuen Personalbindungsmaßnahmen. Auch in der Vergangenheit hatte die Stadt schon in Angebote für die Mitarbeiterbindung und -werbung investiert, etwa mit einem Fort- und Weiterbildungsprogramm, der Möglichkeit zu Homeoffice, einer Ausbildungsoffensive und einem Online-Stellenportal.