Weilheim und Umgebung

Stadtarchiv holt Schätze ans Licht

Geschichte Im Foyer des Weilheimer Rathauses greift eine Ausstellungsreihe dieses Jahr Themen aus Weilheims Vergangenheit auf. Gezeigt werden auch ein Hebammenkoffer und alte Stoffmuster. Von Bianca Lütz-Holoch

Gabriele Mühlnickel-Heybach vom Kreisarchiv hat als Auftakt für die Ausstellungsreihe in den zwei Vitrinen Exponate aufgebaut, d
Gabriele Mühlnickel-Heybach vom Kreisarchiv hat als Auftakt für die Ausstellungsreihe in den zwei Vitrinen Exponate aufgebaut, die von Weilheims Gründung und Erhebung zur Stadt zeugen.Foto: Carsten Riedl

Sie schlummern im Keller des Rathauses, sicher verwahrt und gut geschützt vor Licht und Feuchtigkeit. Im Jahr des Stadtjubiläums werden einige Schätze aus dem Weilheimer Stadtarchiv ans Licht der Öffentlichkeit geholt und in Vitrinen im Rathausfoyer vor dem Bürgerbüro ausgestellt. „Wir wollen jeden Monat ein anderes Thema beleuchten“, sagt Gabriele Mühlnickel-Heybach vom Kreisarchiv Esslingen, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Jochen Fuchs das Stadtarchiv betreut und nun die Ausstellungsreihe organisiert.

Die Themen, die die Reihe aufgreift, sind vielfältig: So geht es in einem Monat zum Beispiel um „Naturkatastrophen“ und die Hungersnöte in den Jahren 1817 und 1847. „Da existiert noch ein Rezept der Rumfordsuppe“, berichtet Gabriele Mühlnickel-Heybach, eine standardisierte Suppe, die zur Armenspeisung gekocht wurde. Im Besitz des Stadtarchivs befindet sich auch noch ein kompletter Hebammenkoffer mit Instrumenten. Er wird unter der Überschrift „Gesundheitsfürsorge“ zur Schau gestellt, zusammen mit einem Hebammentagebuch, in dem eine Zangengeburt im 19. Jahrhundert dokumentiert ist. Zu sehen bekommen interessierte Bürger im Laufe dieses Jahres auch Ausgaben der „Neuen Weilheimer Zeitung“, die von 1892 bis 1941 herausgegeben wurde, ein Musterbuch mit Stoffproben der Firma Faber und Becker sowie eine Kanonenkugel aus dem 18. Jahrhundert. Hin und wieder soll es - als Kopien - auch mal Bücher und Bände zum Anfassen und Durchblättern geben.

Gestartet ist die Ausstellungsreihe jetzt aber erst einmal mit ganz grundlegenden Dingen: Die beiden Vitrinen hat Gabriele Mühlnickel-Heybach mit den Dokumenten bestückt, auf denen das Doppeljubiläum der Stadt Weilheim in diesem Jahr basiert. So ist zum einen ein Faksimile - also eine originalgetreue Kopie - des großformatigen Lorscher Codex zu sehen. Der echte Codex, der 229 Pergamentblätter umfasst, wird im Staatsarchiv Würzburg verwahrt und gilt als wichtigste Quelle für die Siedlungsgeschichte vom achten Jahrhundert bis etwa 1100. Denn er enthält etliche Abschriften von Urkunden aus dem 8. und 9. Jahrhundert. In einer davon schenken ein gewisser Sulman im Neckargau und sein Bruders Hildrich ihre Besitztümer in Weilheim, Bissingen und Jesingen dem Kloster Lorsch. Das ist das erste Mal, dass die Orte schriftlich auftauchen. „Die Originalurkunde existiert allerdings nicht mehr“, so Mühlnickel-Heybach.

Einem weiteren Meilenstein in der Geschichte Weilheims ist ein Aufsteller neben der Vitrine gewidmet: Er zeigt das Stifterbild, das nur hundert Meter entfernt in der Peterskirche hängt. Darauf geschrieben steht, dass Graf Ulrich von Aichelberg mit Erlaubnis des römischen Königs Ludwig IV. das Dorf Weilheim mit Bürgerrechten, Stadtrechten und Freiheiten versehen hat. „Für die Erhebung der Stadt gibt es sonst keine schriftliche Quelle“, sagt Gabriele Mühlnickel-Heybach. Ein Originaldokument ist schließlich im zweiten Schaukasten ausgestellt: das Statutenbuch der Stadt Weilheim. Dort sind die Aufgaben und Pflichten städtischer Gremien festgehalten.

Info Anschauen können Interessierte die Ausstellung zu den Öffnungszeiten des Weilheimer Rathauses. Immer zur Mitte des Monats wechseln Themen und Exponate. Sie werden im Rahmen einer Serie auch im Teckboten vorgestellt.

Gabriele Mühlnickel-Heybach vom Kreisarchiv hat als Auftakt für die Ausstellungsreihe in den zwei Vitrinen Exponate aufgebaut, d
Gabriele Mühlnickel-Heybach vom Kreisarchiv hat als Auftakt für die Ausstellungsreihe in den zwei Vitrinen Exponate aufgebaut, die von Weilheims Gründung und Erhebung zur Stadt zeugen.Foto: Carsten Riedl