Weilheim und Umgebung
Stadtentwicklung: Weilheim plant seine Zukunft

Leitlinie Das „Strategische Entwicklungskonzept 2030“ steht. Es gibt die Richtung für sämtliche Bereiche der Weilheimer Stadtentwicklung im kommenden Jahrzehnt vor. Von Bianca Lütz-Holoch

Wie sieht Weilheim im Jahr 2030 aus? Das kann jetzt natürlich noch niemand sagen, wie Bürgermeister Johannes Züfle in seinem Vorwort zum „Strategischen Entwicklungskonzept 2030“ ganz richtig feststellt. Wer sich die 109 Seiten starke Leitlinie für die Weilheimer Stadtentwicklung genauer anschaut, bekommt aber einen guten Eindruck, in welche Richtung es im kommenden Jahrzehnt gehen soll.

Zwei Jahre lang hat die Stadtverwaltung gemeinsam mit einem externen Büro, den Bürgern und dem Gemeinderat an der mittlerweile dritten Auflage des „Strategischen Entwicklungskonzepts“ gearbeitet. Jetzt ist sie fertig.

 

„Man möchte nicht in die Vollen gehen.
Philipp König
Der Kommunalberater über Weilheims moderaten Wachstumskurs

 

„Das Konzept lebt und atmet“, betonte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle, dass das Papier zwar die Leitplanken für die Stadtentwicklung vorgebe, aber keine starre Handlungsanleitung sei. Die konkreten Beschlüsse zu den einzelnen Projekten fällt nach wie der Gemeinderat. „Ohnehin kann nicht alles sofort umgesetzt werden“, sagte Philipp König, Mitarbeiter des Stadtentwicklungs-Büros Reschl, das den Prozess begleitet hat. Voraussetzung seien immer genügend personelle und finanzielle Ressourcen sowie öffentliche Akzeptanz.

Die Liste der Ziele und Projekte im Strategischen Entwicklungskonzept ist lang, abgedeckt werden sämtliche Bereiche der Stadtentwicklung. Im Gemeinderat gaben Philipp König und sein Kollege Adrian Schwake vom Büro Reschl einen kleinen Überblick.

Was das Bevölkerungswachstum angeht, nimmt die Stadt den Fuß vom Gas, wie es Philipp König formulierte. „Die Zielrichtung ist ein gemäßigtes Wachstum, damit man auch junge Familien im Ort hat. Aber man möchte nicht in die Vollen gehen.“

Tritt auf die Flächenbremse

Gleichzeitig tritt Weilheim auch auf die Flächenbremse. So hat sich der Gemeinderat in einer Klausurtagung dafür ausgesprochen, bis zum Jahr 2030 – außer den bereits angestoßenen Neubaugebieten Halde III in Hepsisau und Gänseweide III in Weilheim – keine weiteren Neubaugebiete im Außenbereich auszuweisen. Stattdessen soll die Stadt mehr auf Innenentwicklung setzen und Baulücken schließen. „Wichtig ist bezahlbarer und seniorengerechter Wohnraum in der Stadt“, sagte Adrian Schwake. Unter anderem soll ein Pilotprojekt „Wohnen im Alter“ geschaffen werden.

Priorität hat aus Sicht von Bürgern und Gemeinderäten zudem, den Gewerbestandort zu stärken. Das geplante Gewerbegebiet Rosenloh könnte Platz für ortsansässige sowie externe Unternehmen bieten. Bereits im Gespräch ist der Brennstoffzellen-Entwickler Cellcentric. Aber auch ein Baumarkt – Dauerbrenner auf der Wunschliste der Bürger in Weilheim – könnte sich dort ansiedeln. Gefragt sind zudem andere neue Versorgungsangebote wie etwa ein Bio-Unverpackt-Laden.

Ein zentrales Projekt zur Schaffung attraktiver Grünflächen in der Stadt ist die Umgestaltung des Alten Friedhofs nach 2025 und der Bau eines neuen Spielplatzes in der Innenstadt.

Lösung fürs Lehrschwimmbecken

Ideen zu finden gilt es außerdem für das Lehrschwimmbecken. „Da soll eine interkommunale Lösung geprüft werden“, sagte Adrian Schwake. Ebenfalls ein zentraler Punkt fürs kommende Jahrzehnt: Die Anbindung Weilheims ans Schienennetz. Es gilt jedoch zunächst die aktuell laufende Kosten-Nutzen-Betrachtung zur Bahnlinie Kirchheim – Weilheim – Bad Boll – Göppingen abzuwarten. In jedem Fall soll mit einem Masterplan zum Thema Mobilität die Verkehrsbelastung in der Stadt reduziert werden.

Geplant sind darüber hinaus neue Tagespflege-Plätze, Treffpunkte für Kinder und Jugendliche sowie generationsübergreifende Angebote. Zu den Projekten im strategischen Entwicklungskonzept gehören auch der Ausbau der Kinderbetreuung und die Stärkung des Schulstandorts – beides Themenbereiche, in die Stadt ohnehin schon kräftig investiert.

 

„Ein Gewerbegebiet Rosenloh II ist völlig abwegig“

Das geplante Gewerbegebiet Rosenloh im Norden Weilheims war ebenfalls Thema bei der Diskussion um das Strategische Entwicklungskonzept 2030. Bürgermeister Johannes Züfle schlug dem Gemeinderat vor, in den Leitlinien für die Stadtentwicklung aufzunehmen, dass über das Gebiet Rosenloh hinaus bis 2030 keine weiteren Flächen im Außenbereich als Gewerbegebiet ausgewiesen werden sollen.

Anlass für seinen Vorschlag war die öffentlich geäußerte Sorge einiger Naturschützer gewesen, dass auf Rosenloh ein noch größeres Gewerbegebiet Rosenloh II folgen könnte. Dem trat Johannes Züfle entschieden entgegen. „Es ist vollkommen aus der Welt, dass es in Zukunft eine Gewerbeentwicklung gibt, die vom Rosenloh bis zur Autobahn reicht“, betonte er. „Ein Rosenloh II ist völlig abwegig.“

Ängste gebe es aber eben trotzdem, so der Bürgermeister. Ein Passus, wie er ihn vorgeschlagen hatte, könne sie eventuell abmildern. Das wurde im Gemeinderat kritisch gesehen. Bernd Kautter (UWV) befürchtete, dass dann nicht mal mehr kleine, ortsansässige Betriebe eine Chance auf einen Anbau oder eine Erweiterung hätten. SBV-Stadträtin Gerda Schrägle sah dafür ohnehin keine Notwendigkeit. „Im strategischen Entwicklungskonzept steht explizit, dass die maximale Größe des Gewerbegebiets Rosenloh 30 Hektar beträgt“, sagte sie.