Weilheim und Umgebung

Statt Matratzen werden jetzt Schutzmasken genäht

Hilfe Die Schwäbische Traum-Fabrik in Bad Boll will 10 000 Stück an eine medizinische Einrichtung liefern.

In der Näherei werden nun Schutzmasken produziert. Auch Mitarbeiter aus anderen Abteilungen helfen mit.  Foto: Giacinto Carlucci
In der Näherei werden nun Schutzmasken produziert. Auch Mitarbeiter aus anderen Abteilungen helfen mit. Foto: Giacinto Carlucci

Bad Boll. Ihren Verkauf hat die Schwäbische Traum-Fabrik in Bad Boll wie andere Geschäfte auch eingestellt. Doch die Auslieferung läuft weiter, weshalb der Matratzenhersteller seine Fahrer seit zwei Wochen als Schutz vor dem Coronavirus mit selbst genähten Masken auf den Weg schickt. Das hat sich offenbar herumgesprochen, denn nun hat eine medizinische Einrichtung 10 000 Stück davon in Auftrag gegeben.

„Wir hatten bereits nach ein oder zwei Tagen den ersten Anruf“, berichtet Hausleiterin Sofie Fischer. Da ging es noch um lediglich 200 Masken: „Wir haben gleich unsere Näherinnen zusammengetrommelt.“ Am Montag darauf folgte schon die nächste Anfrage, diesmal über 2 000 Stück: „Da haben wir schon kurz geschluckt. Wir produzieren ja nicht wie andere am Laufband, bei uns ist alles Handarbeit.“

Doch wie will die Traum-Fabrik dann 10 000 Masken herstellen? Indem auch Mitarbeiter aus Bereichen wie Verwaltung, Verkauf und Marketing mithelfen, erklärt die Hausleiterin: „Die Kollegen, die gerade von zu Hause aus arbeiten, nähen ebenfalls mit.“ Sogar die Geschäftsführerin setzte sich gleich hinter eine Maschine: „Das zeigt, wie flexibel ein Familienunternehmen ist, wie wir es sind. Weil wir ein gutes Team sind, konnten wir das Projekt deshalb innerhalb von Stunden auf die Beine stellen. Das war super.“

Die Bügelstube im Bad Boller Haus der Mitte unterstützt zusätzlich. „Viel verdienen können wir damit nicht“, stellt Fischer klar. Wenn überhaupt, werde nur ein minimaler Gewinn unter dem Strich stehen. Darum geht es der Traum-Fabrik aber auch gar nicht: „Wir wollen den Patienten und Pflegekräften helfen.“ Positiver Nebeneffekt: Die Produktion ist auf absehbare Zeit ausgelas­tet und die Mitarbeiter sind trotz zurückgehender Bestellungen für das Hauptprodukt Matratzen weiter beschäftigt - und das noch für einen guten Zweck. „In der Näherei herrscht sehr gute Laune, man hört viel Lachen.“ Wie bei Matratzen auch, kommt es bei der Herstellung von Mundschutz nach Angaben der Hausleiterin auf eine hohe Qualität und Präzision an. Ausgangsmaterial sind sehr dicht gewebte, zweilagige Baumwollstoffe, die bei 95 Grad Celsius in die Waschmaschine kommen - und nicht etwa Polo-Shirts wie bei anderen Herstellern, betont sie. Die Gummibänder stammen von der Firma Sauter aus Eislingen. Fischer rät allerdings auch davon ab, sich die Masken selbst zu nähen: „Das ist kein Spielzeug, es hängt sehr viel vom Material ab.“ Simon Scherrenbacher