Weilheim und Umgebung

Statthalter der Stille und Sehnsucht

Bildhauer Winfried Tränkner aus Bissingen setzt auf Impulse der Vergangenheit

Sein Atelier liegt am Bach. Der Ort erscheint wie eine Ruhe­oase in der rasanten Zeit. In dieser Idylle arbeitet Winfried Tränkner mit Stein, Holz und Bronze.

Ob Sonnenschein oder Winterwetter, Winfried Tränkner liebt die beruhigende Arbeit an diesem idyllischen Ort am Wasser. Foto: Tho
Ob Sonnenschein oder Winterwetter, Winfried Tränkner liebt die beruhigende Arbeit an diesem idyllischen Ort am Wasser. Foto: Thomas Krytzner

Bissingen. Schon als Kind hat Winfried Tränkner viel abgezeichnet. Später sei er, erinnert sich Tränkner, mit Staffelei und Rucksack losgezogen und habe sich der Ölmalerei gewidmet. Im Zivildienst freundete er sich mit einem älteren Herren an, der nach kurzer Zeit offenbarte: „Du bist ein Künstler, du musst das Leben eines Künstlers führen!“

Damit Winfried Tränkner diese Worte auch tatsächlich in die Realität umsetzte, schenkte ihm der Freund ein Starter-Set mit etlichen Bildhauer-Werkzeugen. Tränkner zweifelte nicht an den Worten des Mannes, eher an der Art der Kunst, die er künftig erfahren sollte. Er wagte den Schritt mit 24 Jahren und machte sich mit seiner Bildhauerei selbstständig. Anfänglich stellte er seine entworfenen Skulpturen aus, erhielt immer wieder kleinere Aufträge und hielt sich so über Wasser.

Tränkner blieb während der ganzen Zeit immer sich selbst treu. Auch heute noch erinnert sein Aussehen an einen Künstler. Ruhig und gelassen erzählt er, wie er zu den Großaufträgen für einzelne Gemeinden gekommen ist. Oft spielte dabei der Zufall Schicksal: Ein Brand zerstörte den „Ochsen“ in Oberiflingen im Landkreis Freudenstadt. Seit 2001 steht auf dem Dorfplatz in Oberiflingen eine Skulptur von Winfried Tränkner.

Die Skulptur zeigt einen Ochsen mit einem halbwüchsigen Jungen sowie einen Hund, der vorausgelaufen ist und am Steintrog trinkt. Bei einem Namenswettbewerb hat der Ochse den Namen Max erhalten, der Hütejunge heißt Hannes und der Hund hört auf Strolch. Die neueste Skulptur steht seit April dieses Jahres im Nachbarort Unteriflingen.

Der dortige Unternehmer Eugen Hornberger hatte es sich bis zu seinem Tod immer gewünscht: Eine Skulptur aus Bronze mit Bezug auf die Holzverarbeitung. Tränkner musste nicht lange überlegen. Früher wurde das Holz mit Pferden aus dem Wald geholt und genau diesen Arbeitsschritt stellte er in der Folge dar. Ein Kaltblut Rückepferd mit Geschirr, geführt von einem Bauern, ziert seit Kurzem den Dorfplatz in Unteriflingen. Als Überraschung hatte Winfried Tränkner zusätzlich ein Eichhörnchen in das Bildnis eingebaut. „Es ist mir sehr wichtig, Themen aus der Tradition zu verarbeiten“, sagt er.

Ein wichtiger Aspekt sei der Blick in die Vergangenheit, die zugleich eine Perspektive für die Zukunft sei. Solche Bildnisse solle der Betrachter als Impuls sehen, wie man heute mit der Natur umgehe. „Die Moderne setzt der Natur zu“, weiß Tränkner, In vielen Dörfern stellen die Bauern zum Teil wieder auf traditionelle Methoden um. Er beeinflusse mit seinen Skulpturen, sagt Tränkner. „Ich sehe mich als Statthalter der Stille und eröffne den Menschen den Blick in die Vergangenheit und erinnere an die Tradition.“

Die lebensgroßen Darstellungen würden vielen Menschen zeigen, wie bescheiden früher gelebt wurde. Tränkner selbst hat zwar keinen Tag als Bauernkind gelebt, dennoch spürte er die Verbundenheit stets in seiner Seele. Seinen Beruf sieht er als Berufung mit Fantasie und Talent. Dazu, so Tränkner, gehöre die Disziplin, die nötige Demut und Bescheidenheit. Und Bescheidenheit begleitet ihn in den schwierigen Zeiten.

Er sieht sich wie einen Bauern, der das Feld pflügt und das Leben ist die Ackerfurche. Manchmal hadert er mit dem, was er tue. Vor allem, wenn die Hände und der Rücken schmerzen. Aber er habe im Lauf der Zeit gelernt, wie er mit sich umgehen solle. Lange Zeit ist er mit der Skulptur für Unteriflingen beschäftigt gewesen und ein neuer Auftrag sei in der Verhandlungs- und Planungsphase. Er hat viele Eisen im Feuer, die angepackt werden wollen.

Sein Traum sind öffentliche Aufträge, die Tiere und Menschen darstellen. Gänse und Störche sind seine Lieblingstiere. Und nicht zuletzt sorgen die Aufträge der Gemeinden auch finanziell für ein Ruhekissen. Auf die Frage nach seiner Vision erklärt Winfried Tränkner: „Mich beeindruckt immer wieder die Sehnsucht, in der Welt einen Ort der Stille und des Friedens zu finden.“ Dann setzt er sich mit seiner Holzskulptur an den Bach und führt mit ruhiger Hand seine Arbeit fort.