Weilheim und Umgebung

Steeb schuf ein Fest für die Bauern

Historie Vor über 200 Jahren ersann ein Pfarrer aus Dürnau und Grabenstetten den Vorläufer des Stuttgarter Volksfestes.

Landwirtschaft spielte auf vielen Umzügen - wie hier beim Vinzenzifest 2007 - eine große Rolle.
Landwirtschaft spielte auf vielen Umzügen - wie hier beim Vinzenzifest 2007 - eine große Rolle.

Region. Selten werden Dürnau bei Bad Boll und Stuttgart in einem Atemzug genannt. Dass dem so ist, ist dem ehemaligen Dürnauer Pfarrer Johann Gottlieb Steeb zu verdanken. Der Schwäbische Heimatbund widmete in Heft 4 der „Schwäbischen Heimat“ im Jahr 2020 dem ungewöhnlichen Pfarrer einen umfangreichen Aufsatz. „Von Dung und Bildung“ hat der Autor Wolfgang Schöllkopf seine Forschungen überschrieben.

Steebs Lebenswerk war vielbeachtet. Bekannt wurde er durch seine Werke „Von der Verbesserung der Kultur auf der Alp“ und „Über die Bildung eines Landwirths“. Von Steeb stammte auch die Idee eines landwirtschaftlichen Hauptfestes, auf dem Erfahrungen ausgetauscht werden konnten. Steeb erlebte das erste Fest im Jahre 1818 nicht. Er starb 1799 mit 57 Jahren an einem Schlaganfall. Geboren wurde er 1742 in Nürtingen. Er studierte in Tübingen Biologie, Chemie, Astronomie, Mathematik und Theologie und war geprägt von Aufklärung und Pietismus: „Steeb konnte seine wissenschaftlichen Erkenntnisse und seine Frömmigkeit zum Wohl und Heil der Menschen einsetzen.“ Er erhielt eine Pfarrstelle in Dürnau, heiratete. Nach 20 Jahren wechselte er nach Grabenstetten. Dass

sich der Pfarrer auch für Landwirtschaft interessierte, hatte nach Ansicht des Autors praktische Gründe: Zum Pfarramt gehörte der Pfarrhof als wichtige Einnahmequelle für den Pfarrer und auch „der kleine Zehnte der Herbstfrüchte . . . war ertragsabhängig.“

Von Dürnau nach Grabenstetten

Der engagierte Pfarrer rannte mit seinen Reformvorschlägen freilich nicht überall offene Türen ein. „Es ist traurig, wie hartnäckig die Anhänglichkeit an hergekommenen Bräuchen sich auch in der Benutzung der mütterlichen Erde zeigt“, beklagte er. Genugtuung gab es ihm dabei wohl, als ein alter Bauer einräumen musste, dass er es hätte leichter haben können - hätte er auf den Pfarrer gehört.

Bei aller Begeisterung für die Landwirtschaft: Steeb blieb Seelsorger. Das bescheinigte auch die Visitationsbehörde. Er „führt sein Amt in allen Teilen pünktlich, hat einen exemplarischen Lebenswandel; hat eine friedliche Ehe; besucht die Kranken fleißig; ist ein in seinem Fach gelehrter Mann, sein Privatstudium der Landwirtschaft hat schon einigemal belohnenden Beifall einiger herzoglicher Kollegien gefunden.“

Dürnau hat seinem bekannten Bürger ein Denkmal gesetzt und einen kleinen Weg nach ihm benannt.Margit Haas