Weilheim und Umgebung

Tägliche Herausforderungen lassen keine Langeweile zu

Heimkoller Die „VfB Trickkiste“ ist derzeit unter den Top Five der meist heruntergeladenen Sport-Apps. Kinder können Kunststücke filmen und teilen. Von Thomas Krytzner

Die Straßen sind leer, Spielkameraden darf man nicht treffen. Da kommt ein kleiner sportlicher Wettkampf, für den man neben eine
Die Straßen sind leer, Spielkameraden darf man nicht treffen. Da kommt ein kleiner sportlicher Wettkampf, für den man neben einem Ball nur sein Handy braucht, gerade recht. Kurz darauf geht das Video um die Welt. Fotos: Thomas Krytzner
Fußballfans nehmen sich bei den Challenges gegenseitig auf und senden ihre Filchmen an die App, um ihre Künste andern zu zeigen.
Fußballfans nehmen sich bei den Challenges gegenseitig auf und senden ihre Filchmen an die App, um ihre Künste andern zu zeigen.

Die Schule fällt wegen Corona aus! Die anfängliche Freude, frühmorgens nicht rauszumüssen, um die Schulbank zu drücken, weicht allmählich der Langeweile. Meist fehlt die Tagesstruktur, und schnell wissen Schüler nicht mehr, was sie mit der übrig bleibenden Zeit nach dem Schulstoff anfangen sollen. Nicht selten keimt da der gefürchtete Heimkoller auf und sorgt für Spannungen in den Familien.

Da kommt eine Fußball-App wie die „VfB Trickkiste“ gerade richtig. „Sie soll Kinder zum Sport animieren, im Wohnzimmer, auf der Straße oder im Garten“, sagt Alex Strifler, der aus Kirchheim stammt. Gemeinsam mit Julian Fauser aus Hattenhofen und Peter Church aus Stuttgart hat er die Firma „Skillcademy360“ gegründet, die die Sport-App erfunden hat. „Wir kriegen Unterstützung von unserem Start-up-Team sowie Investor Dirk Walter und dem ehemaligen Geschäftsführer vom Mainz 05, Dag Heydecker.“

Das Team hat auf die neue Situation der reduzierten Bewegungsmöglichkeiten reagiert: Für die Nutzer - meist Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren - gibt es jetzt brandneu auf der App eine digitale Fußballschule. „Dabei zeigen Profis des VfB Stuttgart täglich neue Videos übers Aufwärmen, die Athletik und die Schnelligkeit auf dem Fußballfeld“, erklärt Alex Strifler.

Ebenso gibt es jeden Tag eine neue Aufgabe, die in der App „Challenge“ genannt wird. „Dabei sollen sich die Kids filmen, wie sie mit dem Ball balancieren, ihn hochwerfen und mit dem Nacken fangen oder das Runde ins Eckige befördern.“ Die gestellten Aufgaben kommen an, stellt Julian Fauser fest: „Ab 14 Uhr ist die tägliche Challenge auf unserer App zu sehen, und Minuten später laden die Kinder schon erste Videos hoch.“ Diese sind dann für alle App-User zu sehen und können bewertet werden. „Um Mobbing zu verhindern, gibt es nur „Likes“ und Punkte, die in Form von Flammen verteilt werden.“ Wer am Ende des Monats am meisten Flammen hat, gewinnt Preise. Seit Beginn der sozialen Kontaktsperre habe sich die Zahl der Uploads durch Kinder vervierfacht.

Die Anmeldung zur App ist kostenlos. Derzeit bewegt sich die „VfB Trickkiste“ in den Top Five der meist heruntergeladenen Sport-Apps. Auch von Eltern gibt es viel Lob für die Erfinder.

Für die Fußballvereine bringt das Programm Chancen, meint Peter Church: „Seitdem der Spielbetrieb eingestellt wurde, hat Fußball ein großes Problem, weil das Interesse schwindet.“ Einige Vereine hätten deshalb schon mit eigenen Trainingsprogrammen in den sozialen Medien begonnen. „Durch unsere App können die Vereine in direkten Kontakt zu ihren jüngsten Fans treten“, erläutert Alex Strifler. Denn: Die App lässt sich auf jeden Verein im In- und Ausland individuell anpassen. „Wir sind mit verschiedenen Clubs im Gespräch, damit diese ihre Videos durch unsere App effizient teilen können.“ Weitere Vereine springen auf: Ab Samstag bietet Rapid Wien gemeinsam mit „Skillcademy360“ eine ähnliche App mit dem Titel „Coachbuddy“ an.

Der Aufwand für die Profifußballer hält sich dabei in Grenzen. „Wenn ein Verein mit uns zusammenarbeitet, fahren wir hin, bauen unser mobiles Studio auf und filmen die Fußballer mit ihren Tricks und Skills.“ Dabei kommt die einzigartige 360-Grad-Aufnahme zum Zug. „Wir zeichnen mit unseren Kameras im bisher einmaligen Orbit-View-Verfahren auf. Später können die User die Videos mit dem 360-Grad-Player auf der App anschauen.“ So können die Kinder die Fußballprofis von allen Seiten anschauen und die Tricks ausprobieren. „Viele Kinder nehmen dann Handyvideos auf und zeigen die Ergebnisse auf der App. Manche kreieren sogar eigene Challenges.“ Wer zusätzliche Skills und Tricks sehen will, kann zudem Abos als „Spielmacher“ oder „Vereinslegende“ abschließen. „Wir stellen in der nächsten Zeit vermehrt Tricks und Challenges vor, die auch im Wohnzimmer geübt und gefilmt werden können“, verspricht Alex Strifler.

Das Team sieht in Apps wie dieser auch Chancen für andere Vereine. Da es sich um eine sogenannte „White-Label-App“ handelt, kann sie schnell mit neuen Daten bespielt werden.