Weilheim und Umgebung

Technik-AG verbindet Jung und Alt

Lernen Grundschüler in Hattenhofen bauen und steuern ihre eigenen Roboter mithilfe von Senioren. Das Projekt stößt auf große Begeisterung. Von Sabine Ackermann

So macht Schule Spaß: Technik begeistert alle Generationen.Fotos: Sabine Ackermann
So macht Schule Spaß: Technik begeistert alle Generationen. Foto: Sabine Ackermann
Ein Legospielzeug der AG. Foto: Sabine Ackermann
Ein Legospielzeug der AG. Foto: Sabine Ackermann

Wir haben heute bei der Maschine „Gripp3R“ eine Strecke gebaut“, schreibt Simon mit in sein Lerntagebuch. Bei ihm und seinen Mitschülern Denia, Marcel, Mick und Johannes läuft es gut: Die erste Gruppe der Technik-AG der Hattenhofer Grundschule und ihre „Lehrer“, die allesamt Senioren sind, stellt mit Stolz und Freude die Früchte ihrer Arbeit vor. Mit ihren Ergebnissen haben sich die Tüftler und Erbauer versammelt.

Voll im Trend ist derzeit „Mindstorms EV3“ von Lego, ein technisch-digitales „Spielzeug“, aus dem sich Automaten mit vielen Fähigkeiten bauen lassen. Entstanden sind drei selbst zusammengebaute und programmierte Roboter-Modelle wie „EV3RStorm“, „Spike3R“ und eben diesem „Gripp3R“, die in typischer Lego-Manier erst einmal Stück für Stück zusammengesetzt werden mussten.

Ihre Umwelt erfassen die Roboter, auch Mindstorms genannt, mit verschiedenen Motoren und Sensoren, die zum Beispiel Berührungen, Infrarotlicht und Bewegungen wahrnehmen. Die Mädchen und Jungen hatten die Qual der Wahl zwischen insgesamt fünf verschiedenen Modellen und zahlreichen Experimentformen - Grundlage ist jedoch immer der „Brick“ (Backstein), quasi das Gehirn des Roboters: Diese Hardware verbindet sich per WLAN oder Bluetooth mit der mitgelieferten Software für PC, Mac oder I-Pad und steuert so sämtliche Motoren und Sensoren.

Der führende Motor der Technik-AG ist Wolfgang Liebrich. Der Maschinenbau-Ingenieur im Unruhestand hat als ehemaliger Gemeinderat auch die Jüngsten im Blick. Schon seit zwei, drei Jahren gestalten er sowie ein Team von weiteren Ehrenamtlichen am Nachmittag den Technikunterricht mit. Der Schulleiter Michael Hirsmüller war bei dem anspruchsvollen Projekt sofort dabei, besorgte für jede Gruppe einen dieser hochwertigen Baukästen. Doch Wolfgang Liebrich ging noch einen Schritt weiter, schrieb im Herbst rund 220 Senioren aus Hattenhofen im Alter zwischen 60 und 70 an und konnte dadurch neun aktive Mitstreiter gewinnen.

So wie zum Beispiel Gerhard Haga, der Kriminalbeamte ist seit sechs Jahren in Pension und fand dieses Angebot sehr interessant: „Ich habe schon mit meinen vier Kindern viel gebastelt“, erzählt der 66-Jährige und findet, „dass dies auch ein vernünftiges Wertegefühl vermittelt.“ Ihm gefällt die Arbeit mit den Schülern sehr, „sie sind alle sehr motiviert und wissbegierig“. Amelie, Lilli und Luca sind voll bei der Sache und ein bisschen stolz, auch deshalb, weil sie von den Erwachsenen für ihre Arbeit ernst genommen werden. „Logisch, ich habe gleich allen erlaubt, „Du“ und den Vornamen zu sagen“, berichtet Walter Scheurer. Der 64-jährige Betriebswirt findet diese AG richtig klasse. Karl Wagner lobt die durchdachte Klassen-Mischung. So können sich die Jüngeren noch nicht so gut konzentrieren, warten eher ab, bis sie aufgefordert werden, erzählt er und ergänzt: „Man merkt, die Älteren sind reifer, hilfsbereiter und achten mehr auf die Regeln.“ Doch im Endeffekt würden sich alle untereinander ergänzen, das Miteinander sei stimmig.

Wolfgang Liebrichs Wunschvorstellung ist, dass die nächsten Jahre weitere Interessierte dazustoßen. Für den 72-Jährigen ist es wichtig, „Lernen mit Spaß zu ermöglichen und damit einen Beitrag zu leisten, dass sich ausreichend Nachwuchskräfte für den naturwissenschaftlich-technischen und handwerklich-praktischen Bereich interessieren“. Klassenlehrerin Ines Bunth freut sich sehr über diese mannigfache ehrenamtliche Unterstützung: „Für uns ist das eine riesige Hilfe und sehr gewinnbringend. Die Schüler nehmen sehr viel mit von der AG.“ Etwa 40 Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klassen sind auf drei Werkstattbereiche verteilt, berichtet die Pädagogin und nennt „Kartenlesen und Topographie“ sowie „Elektrowerkstatt und Stromkreise“ als weitere Inhalte der anderen Arbeitsgruppen.