Weilheim und Umgebung

Traditionsabend gibt sich jugendlich

Veranstaltung Der Weilheimer Zehntweintrunk stand dieses Mal ganz im Zeichen junger Menschen. Bei einer Gesprächsrunde auf der Bühne tauschten sich Stadträte und Schülerinnen über Politik aus. Von Bianca Lütz-Holoch

Junge Leute standen beim Zehntweintrunk im Mittelpunkt.Fotos: Markus Brändli
Junge Leute standen beim Zehntweintrunk im Mittelpunkt. Foto: Markus Brändli

So voll wie in diesem Jahr ist die Weilheimer Limburghalle beim traditionellen Zehntweintrunk selten gewesen. Vor allem waren wohl noch nie so viele junge Leute zu der traditionellen Veranstaltung erschienen. Der Grund: Kurz bevor sich die Stadt Weilheim in ihr Festjahr stürzt, um ihr 1 250-jähriges Bestehen und 750 Jahre Stadtrechte zu feiern, hat sie frischen Wind in den Zehntweintrunk gebracht. „Wir haben die Veranstaltung unter ein Motto gestellt“, erläuterte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle: „Es lautet: Junge Menschen für Weilheim und Demokratie begeistern.“ Entsprechend waren zu dem Festabend, der auf einen Brauch aus dem Mittelalter zurückgeht und mit dem sich die Stadt jedes Jahr bei Bürgern und Unterstützern für ihr Engagement bedankt, nicht nur Prominenz aus Stadt und Region sowie Einwohner nach alphabetischen Kriterien geladen worden. Einladungen waren auch allen Weilheimern zwischen 18 und 25 Jahren ins Haus geflattert - und eine ganze Reihe junger Menschen war dem Aufruf gefolgt.

Passend zum Motto hatte die Stadt auch ein wenig mit ihrem Programm experimentiert. Ganz neu: eine Gesprächsrunde auf der Bühne mit drei Stadträten und drei Neuntklässlerinnen der Realschule Weilheim. Dabei mussten Christl Heilemann (UWV), Laura Elser (FWV) und Martin Pfauth (SBV) Rede und Antwort stehen zu Fragen wie: „Welche Aufgaben hat eigentlich der Gemeinderat?“ und „Welche Themen sind besonders wichtig?“ Sophia Carucci, Melina Sorwat und Annabella John dagegen mussten Stellung beziehen zur Bedeutung neuer Medien und zu Politikverdrossenheit. „Vielen Jugendlichen fehlt die Motivation, sich mit Politik zu beschäftigen“, räumte Sophia Carucci ein. „Politik ist nicht so einfach und wir sind erst dabei zu lernen, wie sie funktioniert.“ Melina Sorwat betonte: „Für uns junge Leute haben neue Medien eine große Bedeutung. Über sie tauschen wir uns aus.“ Entsprechend gab Annabella John Impulse, wie man mit deren Hilfe Jugendlichen die Kommunalpolitik schmackhafter machen könnte, nämlich beispielsweise über einen Instagram-Kanal des Gemeinderats, E-Mail-Newsletter und Besuche von Kommunalpolitikern an den Schulen. „Einfacher wäre es für uns auch, wenn man übers Internet wählen könnte“, sprach Annabella John ein Thema an, das Weilheim ohnehin gerade umtreibt: die Digitalisierung. An ihr arbeitet Weilheim mit Hochdruck. Und das ist nicht das einzige aktuelle kommunalpolitische Thema, das junge Menschen interessierten könnte, wie in Johannes Züfle Rede klar wurde. So saniert die Stadt gerade ihr Freibad, bringt das schnelle Internet voran, baut eine neue Schulturnhalle sowie eine Kita und möchte für mehr günstigen Wohnraum sorgen.

Klar machten die Stadträte auch: Wer mitbestimmen will, muss wählen gehen. Gelegenheit dazu haben bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 schon Jugendliche ab 16 Jahren. Und wer 18 Jahre alt ist, darf sogar selbst für den Gemeinderat kandidieren.

Einen Ausblick gab es an dem Abend schon mal aufs große Jubiläumsjahr 2019. Den Auftakt bildet der Festakt am 15. Februar in der Limburghalle. Außerdem sind unter anderem eine Vortragsreihe, Open-Air-Kino, ein Musik-Nächtle, Theater in der Peterskirche und ein Festwochenende mit Comedy, historischem Festumzug und Partynacht geplant.

Immer wieder soll dann auch das Weilheim-Lied erklingen, das der Dirigent der Weilheimer Stadtkapelle Stefan Koch umgeschrieben hat. Zum ersten Mal öffentlich gesungen worden war es beim Städtlesfest im Juli. Beim Zehntweintrunk konnten die Weilheimer nun ein zweites Mal zusammen mit Bürgermeister Johannes Züfle und der Stadtkapelle üben. Übrigens: So viel Neues es beim Zehntweintrunk gab - manches blieb auch beim Alten: Ausgeschenkt wurde Bertoldwein von der Limburg, und die Landfrauen servierten ihre heiß begehrten, selbst gebackenen Bätscher.