Es war nur eine Frage der Zeit, bis die steigenden Kinderzahlen und die wachsende Nachfrage nach Ganztagsbetreuung die Weilheimer Grundschule in Bedrängnis bringen. Jetzt ist die Kapazitätsgrenze erreicht: Weil die Klassenstufe 1 im kommenden Schuljahr mit vier statt wie üblich mit drei Zügen startet, wird ein zusätzliches Klassenzimmer benötigt. Die beiden Gebäude, in denen die Limburg-Grundschule und das SBBZ Lernen – also die Förderschule – untergebracht sind, haben ihre Kapazitätsgrenze allerdings längst erreicht. Durch glückliche Umstände hat sich nun jedoch eine Lösung aufgetan, die die räumliche Situation zumindest fürs Erste entschärft: Das SBBZ Lernen zieht um – und zwar in ein Haus gleich gegenüber der Grundschule.
Ergeben hat sich die Option ganz spontan. Der Eigentümer des Gebäudes in der Kelterstraße 2 hatte eigentlich geplant, das leer stehende Erdgeschoss in Wohnungen umzubauen. Zuvor hatte sich dort das Vermessungsbüro der Firma Erdbau Fischer befunden. Als die Pläne bei der Stadtverwaltung landeten, schaltete man schnell und hakte beim Vermieter nach, ob er das Erdgeschoss auch an die Stadt vermieten würde, damit sie dort Räume für die Schule einrichten kann. Er stimmte zu.
„Es gab drei Möglichkeiten, die Räume zu nutzen“, erläuterte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle im Gemeinderat: für die Ganztagsbetreuung, als Klassenzimmer oder für das SBBZ. Schnell wurde jedoch klar, dass der Raumzuschnitt für ein normal großes Klassenzimmer ungeeignet ist, und von der dreistelligen Zahl an Kindern, die die Ganztagsbetreuung nutzt, hätte nur ein kleiner Teil dort Platz gefunden. Also fiel die Wahl auf das SBBZ Lernen. Dort werden derzeit insgesamt 18 Kinder der Klassenstufen 1 bis 4 in zwei Klassen unterrichtet. „Die sehr kleine Gruppe macht die Kombination aus Schule und Wohnen in dem Gebäude auch konfliktfrei möglich“, glaubt der Bürgermeister.
Das SBBZ erhält im Erdgeschoss der Kelterstraße 2 damit seinen ganz eigenen Bereich. Aktuell hat die Einrichtung lediglich eine kommissarische Schulleitung. Geplant hat die Stadt den Umbau deshalb gemeinsam mit den Lehrkräften und mit dem SBBZ Lernen an der Konrad-Widerholt-Schule in Kirchheim.
Auf rund 160 Quadratmetern Fläche entstehen zwei Klassenräume und dazugehörige Intensivbereiche. Einer davon dient als Spielzimmer. Außerdem soll es eine Küche, zwei Büros, Toiletten und Garderoben geben. Beide Klassen erhalten Zugang zum Garten des Hauses, den auch die Mieter der darüberliegenden Wohnungen nutzen. Die große Pause verbringen die Schüler weiterhin auf dem Schulhof. „Sie sollen ja möglichst in den Schulalltag integriert werden“, so Züfle.
Umbau soll schnell über die Bühne gehen
Die Chancen , dass der Umbau bis zum Beginn des kommenden Schuljahres über die Bühne geht, stehen übrigens gut: Der Vermieter hatte für den Umbau bereits Handwerker engagiert. Auf die kann die Stadt nun zurückgreifen. Auch die Summe für den Ausbau ist überschaubar: Die Stadt kalkuliert mit rund 280 000 Euro und prüft bereits, ob das Land Fördermittel zuschießt. Angedacht ist ein Mietvertrag, der zunächst über fünf Jahre geht und eine Option auf Verlängerung beinhaltet. „Wir wissen ja nicht, wie sich die Schullandschaft entwickelt und ob es das SBBZ auf Dauer in Weilheim gibt“, begründete der Rathauschef.
Durch den Umzug des SBBZ werden im Erdgeschoss der Limburg-Grundschule Räume frei – zum einen für die zusätzliche erste Klasse und zum anderen für die Vorbereitungsklasse, die bislang wegen Platzmangels im Werkraum unterrichtet wurde. Die Ganztagsbetreuung bleibt erst einmal im Dachgeschoss des Altbaus der Limburg-Grundschule. Fest steht für Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle aber: „Mittelfristig müssen wir die Ganztagsbetreuung dort rausnehmen, weil sie an der Kapazitätsgrenze angelangt ist.“ Angedacht ist, dass die Ganztagsbetreuung später in die bisherigen SBBZ-Räume zieht. Auch die Grundschule hat weiteren Raumbedarf angemeldet. Voraussichtlich wird also ein Anbau an das lange Schulgebäude notwendig. Ideen dafür liegen bereits vor. Parallel zum Architekturwettbewerb zur Schulturnhalle hatte es 2019 einen Ideenwettbewerb für das ganze Quartier inklusive der Erweiterung der Grundschule gegeben.
Es gibt übrigens einen weiteren Pluspunkt, den die Anmietung des Erdgeschosses in der Kelterstraße 2 mit sich bringt: Es gehören drei Stellplätze und zwei Kellerräume dazu. Die könnten der Schule über Engpässe während der zweijährigen Bauzeit der neuen Schulturnhalle hinweghelfen.
340
Schülerinnen und Schüler werden die Weilheimer Limburg-Grundschule im kommenden Schuljahr besuchen. Aktuell sind es 328, im Schuljahr davor waren es noch 308.