Weilheim und Umgebung

Unten und oben wieder straßenfein

Derzeit werden in der Ohmdener Schulstraße sämtliche Leitungen und der Belag erneuert

Die Bauarbeiten im hinteren Bereich der Ohmdener Schulstraße sind derzeit voll im Gange. Polier Marcel Grois demonstriert ein St
Die Bauarbeiten im hinteren Bereich der Ohmdener Schulstraße sind derzeit voll im Gange. Polier Marcel Grois demonstriert ein Stück der alten Wasserleitung (Foto unten).Fotos: Jean-Luc Jacques

Ohmden. Polier Marcel Grois hält ein Rohr in die Höhe. Außen ist es überzogen von rostbrauner Patina, im Inneren haben sich tropfsteinartige Kalkablagerungen gebildet. An einer Stelle klafft ein Loch. „Das ist ein Stück Wasserleitung aus der Schulstraße“, sagt er und deutet auf

den Schaden: „Als wir auf dem Platz vor der Schule den Boden aufgegraben haben, ist uns erst einmal eine Wasserfontäne entgegengekommen.“ Der Zustand der Rohre allein wäre schon Anlass genug dafür gewesen, den Untergrund der Schulstraße zu erneuern. Handlungsbedarf war aber nicht nur allein wegen der maroden Wasserleitungen da. „Zwischen der Schule und dem katholischen Gemeindehaus gab es keinen Abwasserkanal“, sagt Claus Braun. Er ist bei der Stadt Weilheim für den Bereich Tiefbau zuständig und hat Anfang des Jahres die Sanierung der Ohmdener Schulstraße unter seine Fittiche genommen, nachdem der beauftragte Ingenieur Thomas Herrmann plötzlich gestorben war.

„Wir haben die Straße auf einer Länge von 500 Metern erneuert“, erläutert Claus Braun, was sich seit Baubeginn Ende April getan hat. Im Untergrund seien 380 Meter Wasserleitungen und 120 Meter Abwasserkanal verlegt worden. Um Synergieeffekte beim Bau und bei der Finanzierung zu erzielen, habe er zudem den Stromversorger ins Boot geholt. „Die EnBW hat eine 10-kV-Leitung sowie Niederspannungskabel neu verlegt“, berichtet Braun. Davon hätten auch die Anwohner einen Nutzen: „Die Häuser in der Schulstraße sind jetzt alle mit Erdanschluss ausgestattet. Es gibt keine Dachständer und Oberleitungen mehr.“ Das sei nicht nur optisch schöner, sondern auch weniger schadensanfällig.

Auch in Sachen Wasseranschluss ist für viele Schulsträßler ein neues Zeitalter angebrochen. An einigen Stellen hatten vorher mehrere Häuser zusammen einen Wasseranschluss. „In solchen Fällen stellt sich immer die Frage: Wer zahlt, wenn was kaputt geht?“ weiß Claus Braun. „Jetzt hat jeder seinen eigenen Wasseranschluss.“ Neue Wasseranschlüsse sind übrigens die einzigen Maßnahmen in der Schulstraße, bei denen die Anwohner zur Kasse gebeten werden.

Beim Gang durch die Schulstraße fällt auf, dass nicht nur auf der Straße die Baumaschinen des beauftragten Tiefbauunternehmens Moll arbeiten. Auch in einem Vorgarten ist ein Bagger am Werk, an einer anderen Stelle wurden die alten Gartenmauern schon abgerissen. „Einige Anwohner nutzen die Gelegenheit und gestalten ihre Vorgärten um“, freut sich Claus Braun. Zu einem gepflegteren Äußeren der Straße tragen auch die „Zweireiher“ bei, die an den Straßenrändern verlegt werden. Die Granit-Pflastersteine sollen die Übergänge zwischen Straße und Grundstücken gestalten und beim Bau als Abstandshalter zu Mauern und Hecken dienen.

Die eigentliche Arbeit im Untergrund dagegen bleibt weitgehend verborgen. „Tiefbau kostet viel Geld – und nachher sieht man wenig“, weiß Claus Braun. Nicht immer ist das Verständnis der Anwohner da. Ärger über Behinderungen und Schmutz gehört genauso dazu wie Kritik über vermeintlich unnötige Arbeiten. „Wir graben tatsächlich drei Mal auf und schütten wieder zu“, sagt Claus Braun. Dafür gebe es aber einen triftigen Grund: Jede Leitungsart werde separat in unterschiedlicher Tiefe verlegt. Zwischendurch würden die Löcher immer wieder geschlossen. „Sonst kann man nicht drüberfahren und das neue Material bringen“, so Braun.

Unterm Strich kostet die Komplettsanierung der Ohmdener Schulstraße 620 000 Euro. Mitte Oktober kommt in einem Rutsch noch die Deckschicht auf die neue Straße, Ende Oktober sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Anschließend folgt noch die – später bewilligte – Stichstraße zum Trinkbachweg.

Dabei soll es aber nicht bleiben. „Ich möchte weitermachen“, sagt Claus Braun. Sein Wunsch ist es, ein Modernisierungskonzept für Ohmden zu erarbeiten und nach und nach Wasser-, Abwasser- und Stromleitungen zu erneuern. „Es war sinnvoll, mit der Schulstraße zu beginnen“, ist sich Polier Marcel Grois sicher: „Das war die schlechteste Straße in Ohmden.“ Gut sei der Rest deswegen noch lange nicht. „Es gibt auch an anderen Stellen viel zu viele Rohrbrüche.“

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Trotz teuren Straßenbaus steht Ohmden finanziell besser da

Insgesamt 620 000 Euro kostet die Sanierung der Ohmdener Schulstraße – 190 000 Euro mehr als ursprünglich eingeplant. Unter anderem liegt das daran, dass zwei zusätzliche Abschnitte der Straße saniert werden müssen– einmal gleich zu Beginn der Schulstraße von der Holzmadener Straße her, und einmal der Stich zum Trinkbachweg hin. Angesichts dessen musste auch Weilheims stellvertretender Stadtkämmerer Michael Nagel noch einmal ran, um einen Nachtragshaushalt auszuarbeiten. In dem aktualisierten Etat steht Ohmden trotz der Mehrausgaben für die Schulstraße und die Holzmadener Straße – das Projekt davor – unterm Strich besser da als bei der Haushaltsplanung gedacht.

„Auf die ursprünglich geplante Kreditaufnahme von 195 000 Euro können wir verzichten“, überbrachte Michael Nagel der Gemeinde die frohe Botschaft. Gründe dafür gibt es mehrere: „Bei der Gewerbesteuer kann 2015 nach aktuellem Stand ein Rekordwert erzielt werden“, erläuterte Michael Nagel. 210 000 Euro wird Ohmden vermutlich einnehmen. Er hofft darauf, dass der gute Wert keine Eintagsfliege ist, sondern auch in Zukunft stabil bleibt. Ein anderer Grund ist, dass der Rechnungsabschluss 2014 ebenfalls besser ausgefallen ist als erwartet. Neben höheren Gewerbesteuereinnahmen war der unerwartete Verkauf eines Grundstücks ausschlaggebend. „Ohmden konnte mehr Geld der Rücklage zuführen“, sagte Michael Nagel. Damit könne die Kommune dieses Jahr auf mehr Erspartes zurückgreifen und auf die Kreditaufnahme verzichten.bil