Gejammert wird allenfalls auf hohem Niveau: Weilheim hat bei der neuesten Bürgerbefragung Bestnoten erhalten. 97 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie mit der Lebensqualität im Städtle zufrieden sind. „Das ist im Vergleich zu anderen Städten ein sehr guter Wert“, sagt Stadtplaner Adrian Schwake vom Büro Reschl, das mit der Umfrage betraut war. Punkten kann die Stadt etwa mit ihrer ruhigen, naturnahen Lage, den Einkaufsmöglichkeiten, der Altstadt und den Freizeit- und Kulturangeboten. Aber es gibt auch Dinge, die fehlen und an denen sich die Bürger stören. Aufgezeigt wird all das in einer Broschüre, die im Moment an die Haushalte verteilt wird.
„Alle fünf Jahre führen wir im Rahmen des „Strategischen Einwicklungskonzepts“ eine Bürgerbefragung durch“, sagt Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Weil die Ergebnisse wegen Corona dieses Mal nicht öffentlich in der Limburghalle vorgestellt werden können, gibt es die Infos schriftlich in den Briefkasten.
„Die Herausforderungen bei der Weiterentwicklung der Stadt sind sehr vielschichtig“, weiß Johannes Züfle. „Aber wir müssen Prioritäten und Schwerpunkte setzen.“ Genau dabei hilft die Bürgerbefragung. Sie liefert Einblicke in Bedürfnisse und Probleme der Weilheimer. Positiv fällt dabei auf: Das eine, große Problem gibt es nicht. Kritik ist eher breiter gestreut.
Am meisten stören sich die Weilheimer am Verkehr. „Auch da gibt es aber keinen zentralen Punkt“, sagt Johannes Züfle. Das Unbehagen ist diffus und umfasst Staus, Lärm, Parken, das Fehlen von Zebrastreifen und einer direkten Autobahnausfahrt. Auch dafür, dass kein S-Bahn-Anschluss existiert, kassiert Weilheim Minuspunkte.
Großer Handlungsbedarf offenbart sich beim Thema Wohnen. So ist ein großer Teil der Befragten der Ansicht, dass es nicht genügend Mietwohnungen und Bauplätze in Weilheim gibt und dass die vorhandenen Wohnungen zu teuer sind - Kritik, mit der auch viele andere beliebte Städten im Südwesten konfrontiert werden. „In den vergangenen zehn Jahren ist Weilheims Einwohnerzahl um acht Prozent gestiegen“, sagt der Bürgermeister. „Es gibt keine freien Bauplätze und Gewerbebauplätze mehr.“ Viele Entscheidungen zu Wohnen und Verkehr, aber auch in anderen Bereichen - etwa die Ansiedlung eines Baumarkts oder eines Augenarzts - hat die Stadt aber nicht oder zumindest nicht alleine in der Hand. Behörden auf höherer Ebene oder Investoren sind involviert.
Zu tun gibt es laut Befragung noch einiges. Dazu gehören der Ausbau der Pflegeeinrichtungen für Senioren, von Treffpunkten für Jung und Alt und die Stärkung des Wirtschaftsstandorts.
Vor allem nimmt Johannes Züfle aber einen ganz klaren Auftrag der Bürger mit: „Vieles, was es schon gibt, wird als gut bewertet. Der Wunsch ist, dass das auch in Zukunft so weiterläuft.“ So beurteilen die Befragten das Kindergartenangebot und die Ganztagsbetreuung in der Grundschule besser als noch vor fünf Jahren. Sie loben Sport- und Schwimmöglichkeiten, Restaurants und Nahversorgung, Vereinsveranstaltungen, das Hausarztangebot und die Services der Stadt. All das auf einem hohen Niveau zu erhalten, ist aber weder selbstverständlich noch einfach: „Das ist eine tägliche Herausforderung für viele Menschen“, betont der Rathauschef.