Weilheim und Umgebung

Vergnügliches aus der „Kruschdschublad“

Kabarett „Hillus Herzdropfa“ und „Die Schrillen Fehlaperlen“ sorgten mit ihrem ­Comedy-Abend in der Weilheimer Limburghalle für ein ausverkauftes Haus.

„Hillus Herzdropfa“ in Aktion.Foto: Markus Brändli
„Hillus Herzdropfa“ in Aktion.Foto: Markus Brändli

Weilheim. Hillu Stoll und Franz Auber alias „Hillus Herzdropfa“ haben sich im Februar 2016 den Traum erfüllt, als Vollzeit-Kabarettisten auf den Brettern zu stehen, die für sie die Welt bedeuten. Legt man den Beifall des Publikums zugrunde, sind „traumhafte“ Zustimmungswerte der Beweis für den gelungenen Karriereschritt. Nicht minder groß war die Begeisterung für das Damengesangsquartett „Die Schrillen Fehlaperlen“ mit dem Sänger und Gitarristen Ferdi Riester.

Man nehme schwäbische Comedy und gebe gesangliche Intermezzos hinzu - schon hat man ein wohlschmeckendes Potpourri, das dem Veranstalter ein ausverkauftes Haus bescherte. Im Frack und mit Perücke begrüßte das Herztropfenduo über 500 Gäste, wobei eine „Kruschdschublad“ im Mittelpunkt des Geschehens stand und als Liedvorlage diente. Hillu schaltete sofort auf Attacke und attestierte ihrem Partner eine dreistimmige Gesangskompetenz: „Laut, falsch und mit Begeisterung“.

Die als „Albschwoba“ agierenden Künstler hatten sämtliche Fein- und Grobheiten der schwäbischen Mundart im Köcher, wobei in einigen Szenen altbewährte Kalauer fröhliche Urständ feierten. So traf Hillu auf der Suche nach dem Volkshochschulkurs „Backen ohne Mehl“ auf ein unbekleidetes Paar, das gerade dem Kurs „Stopfen ohne Garn“ beiwohnte.

Frisch, mehrstimmig und gut hörbar begannen die „Schrillen Fehlaperlen“ mit dem Steppdecken-Lied ihren ersten Block. Die Begleitung mit der akustischen Gitarre durch Ferdi Riester sollte sich den ganzen Abend hindurch als vorteilhaft erweisen. Die Informationen der Sängerinnen zum Fluss Fehla, der dem Ensemble als Namensstifter dient und später in die Lauchert mündet, war Heimatkunde aus erster Hand.

Als Glanzlicht entpuppte sich Riesters Solo „Hier im Netto“, das nach Elvis Presleys Melodie „In the Ghetto“ den Mann auf der verzweifelten Suche nach Basmati-Reis im Supermarkt zeigt. Die Fehlaperlen boten nicht nur musikalische Leckerbissen feil, sondern pflegten Dialoge, die sich augenzwinkernd dem komplexen Themenbereich „Männer henn‘s schwer“ widmeten.

Das wohl meistverwendete Wort des Abends war „Heckenscheißer“. Damit titulierte Hillu ständig die Albbesucher aus Stuttgart oder Böblingen, die ob ihres Verhaltens in deftigen Szenen gewaltig durch den Kakao gezogen wurden. Franz Auber als ausgemachtes Feindbild des „beige angezogenen“ Städters brillierte hier genauso wie später, als er vergeblich versuchte, seiner Frau mögliche Urlaubsziele in aller Welt unter dem Aspekt „nur mal angenommen“ näherzubringen.

Nach der Pause mit Bewirtung ging‘s gewohnt heiter weiter. Die Regie war auch darauf bedacht, das Publikum gezielt einzubinden: Mit großem Gelächter wurden im Saal despektierliche Bemerkungen der Bühnenakteure über die Gäste quittiert. Und die sich selber als „brodelnde Erotikvulkane“ outenden Fehlaperlen nahmen in Weisen mit bekannter Melodie wie „Blue Bayou“ (Subaru-Lied) die Zuhörer emotional an die Hand und luden zum Grooven ein.

Die Akustik in der Halle war bestens und das Bühnenbild immer stimmig, was besonders bei der Szene im Doppelbett hervortrat. Drei Stunden Mundart-Comedy trafen den Geschmack des Publikums, das reichlich Applaus spendete. Die Künstler gaben das Dankeschön an den „Städles-Flaschner“ alias Rolf Peter Kaufmann weiter, der eine beachtliche Veranstaltung auf die Beine gestellt hatte.Rainer Stephan