Weilheim und Umgebung

Viel zu schön zum Aufhören

Jubiläum „Anima musica“ ist vor 25 Jahren als Projektchor des Liederkranzes Neidlingen entstanden. Doch auch nach einem Vierteljahrhundert haben die Frauen immer noch Lust am Singen. Von Peter Dietrich

Anima musica: ein reiner Frauenchor. Foto: pr
Anima musica: ein reiner Frauenchor. Foto: pr
25 Jahre „anima musica:“ von links Birgitt John, Irene Issler (Gründungsmitglied), Martina Saida (Gründungsmitglied) und Annegre
25 Jahre „anima musica:“ von links Birgitt John, Irene Issler (Gründungsmitglied), Martina Saida (Gründungsmitglied) und Annegret Wachter. Foto: Peter Dietrich

Im Jahr 1995 waren die Gauchortage in Neidlingen zu Gast, dafür sollte ein eigener Chor mit jungen Stimmen her. Elisabeth Friedl, damals noch Geißelhart, hatte zu diesem Anlass die „anima musica“ gegründet. Sie ist seit 1992 Dirigentin des Gemischten Chors und hat „anima musi­ca“ von 1995 bis 1999 zusätzlich geleitet.

Nach 25 Jahren singt der Chor immer noch zusammen. Anfangs waren noch drei oder vier Männer dabei, doch sie gingen irgendwann verloren. So wurde ein reiner Frauenchor daraus. Die Gründungsmitglieder Irene Issler, Ute Mahr und Martina Saida blieben bis heute. Doch die Truppe wird immer wieder durch neue Sängerinnen verjüngt. Die Frauen kommen bis aus Bissingen und Kirchheim zu den Proben im Alten Schulhaus in Neidlingen.

Als Elisabeth Friedl spürte, dass sie an ihre Grenzen kam, aus dem Chor aber musikalisch noch etwas mehr herauszuholen wäre, übergab sie die Leitung an Christian Vogt. Er war damals noch ein junger Student und führte den Chor auf anspruchsvolle klassische Höhen, auch zu zeitgenössischen Werken und bis zum Großprojekt „Gloria“. Zugunsten der Weihnachtsaktion des Teckboten trat „anima musica“ gemeinsam mit dem Orchester „collegium musicum“ aus Ulm und Solisten in der Kirchheimer Martinskirche auf. Bei Chor-Wettbewerben in Prag, bei Heilbronn und in Esslingen belegte der Chor erste bis dritte Plätze. Konzertreisen führten ihn nach Paris, Dresden und Leipzig. Im Jahr 2003 hat der Chor seine erste CD produziert.

Nach neun Jahren übergab Christian Vogt an Volker Bals, und dieser schon nach einem Jahr an Raffaele de Dominicis, der zwei Jahre blieb. 2011 kam Gabriele Grabinger als neue Dirigentin aus Hattenhofen und blieb bis heute. Das Liedgut, nicht mehr ganz so fordernd wie zu Christian Vogts Zeiten, wird gemeinsam festgelegt. Es darf Gospel und Pop sein, Klassik und Volkslied, und auch mal alpenländisch. Der Chor schreckt auch nicht vor Fremdsprachen zurück, singt selbst Polnisch und Ungarisch. Vor größeren Konzerten kommen zu den wöchentlichen Proben zusätzliche Sonderproben und Chorwochenenden hinzu, ein zweitägiger Chorworkshop mündete in ein Gospelkonzert in der Neidlinger Kirche. Auch die Gemeinschaftskonzerte mit dem Musikverein Neidlingen kommen gut an.

„Die meisten von uns singen nach Gehör“, sagt Martina Saida. „Aber nach 25 Jahren lernen wir die Lieder schneller.“ Eigentlich, erzählen einige versammelte Sängerinnen, habe ihre Dirigentin Gabi nie einen Frauenchor gewollt. Aber jetzt sei sie glücklich damit. Diese Dirigentin hat für den Chor einen großen Vorteil: Sie bringt für Konzerte ihren Ehemann mit. Beide haben zudem gute Verbindungen zu vielen Musikern und Moderatoren und bringen sie nach Neidlingen.

Am eindrücklichsten in Erinnerung ist vielen Sängerinnen der Auftritt im Gefängnis, 2013 in Rottenburg vor lauter Männern, das empfanden manche sogar als bedrohlich. Damit sich die Finanzen des Liederkranzes weniger bedrohlich entwickeln, bewirten die Mitglieder beim Vatertagshock und sorgen beim jährlichen Neidlinger Zwetschgenmarkt für Kaffee und Kuchen. „Mit dem Mitgliedsbeitrag würden wir nicht weit kommen“, sagt Birgitt John. Es seien drei Chorleiterinnen zu finanzieren, auch für die Sweet Cherries Kids im Grundschulalter. Das vierte Ensemble, „The Ladies‘ Melody“, kommt ohne Chorleiterin aus.

Im Jubiläumsjahr gibt es im Frühjahr einen Auftritt im Pflegeheim Haus Kalixtenberg in Weilheim, am 28. Juni gestaltet der Chor in Neidlingen den Gottesdienst mit. Davor gibt es professionelle Stimmbildung: Wer den Tölzer Knabenchor trainieren kann, kann auch mit „anima musica“ üben. Im September folgt ein Probewochenende in Gomadingen. Immer am zweiten Samstag im Dezember treten alle vier Chöre gemeinsam auf, es folgt die Weihnachtsfeier.

Ist denn alles pure Harmonie? Ihre Chorleiterin wolle immer mehr Bewegungen und dass der Chor alles auswendig singe, sagen die Sängerinnen. Doch das Leben ist voller Kompromisse: Einer davon heißt Spickzettel.

 

Das Programm des Jubiläumskonzerts am 10. Oktober in der Reußensteinhalle spiegelt 25 Jahre Chorgeschichte wider. Ehemalige und andere Sängerinnen, die bis zu diesem Konzert mitsingen möchten, sind ohne Voranmeldung herzlich willkommen: Geprobt wird jeden Mittwoch von 19.30 bis 21 Uhr im Alten Schulhaus.