Weilheim und Umgebung
Viele Kirschenträume sind geplatzt

Ernte Die süßen Früchte haben in Neidlingen und Hepsisau lange auf sich warten lassen, Schuld daran war das kalte Frühjahr. Jetzt haben die jüngsten Hagelstürme noch zu weiteren Verlusten geführt. Von Cara Döhlemann

Prall gefüllte Bäume, leuchtend rote Früchte – das ist es, was Kirschenliebhaber im Sommer besonders gerne sehen. Die Bäume auf den Streuobstwiesen der Kirschbauern sollten um diese Zeit reichlich bestückt sein. Die Realität lässt da aber leider zu wünschen übrig, denn die Kirschensaison hat mit großer Verspätung begonnen. Die Bäume haben durch die lange Kälte im Frühjahr stark gelitten, viele Blüten wurden beschädigt oder sind gar ganz erfroren.

So berichtet es auch Hildegard Drexler, die jede Saison eigene Kirschen vor ihrer Scheune in Hepsisau verkauft. ,,Durch den starken Frost hatten es die Kirschen sehr schwer, die frühe Sorte hat ganz gefehlt. Wir konnten erst letzten Samstag anfangen zu ernten “, erklärt sie. Auf einigen Wiesen in Hepsisau tragen die Bäume kaum Früchte. ,,Es kann höchstens noch drei Wochen gepflückt werden“, meint Hildegard Drexler. Im Vergleich zum letzten Jahr rechnet sie mit der Hälfte des Ernteertrags.

 

Solang’ man die Kirsche noch nicht im Korb hat, hat man sie auch noch nicht.
Doris Holder aus Neidlingen

 

Die Startschwierigkeiten der Kirsche sind nicht der einzige Grund, weshalb die Ernte eher ,,mau“ ausfällt. Der starke Hagel der letzten Tage hat andernorts fast zum vollständigen Ausfall der roten Frucht geführt. ,,In Hochdorf sind alle Kirschen geplatzt“, klagt Margit Bühler. Sie hat mehrere Bäume in ihrem Garten, die jetzt keine einzige süße Frucht mehr tragen.

Auch in Neidlingen kämpft man mit den Folgen der schweren Gewitter. Die Streuobstwiesen von Familie Holder geben nach dem Hagel nicht mehr das her, was sie hergeben sollten. Doris Holder erklärt: ,,Wenn die bereits reifen Kirschen zu viel Regen abbekommen, beginnen sie zu faulen.“ Das ist reihenweise auf ihren Wiesen passiert. Sie und ihr Mann Karl haben einen eigenen Hof in Neidlingen. Das Ehepaar betreibt neben dem Obstanbau auch eine eigene Schreinerei und einen kleinen Hofladen, der seit Corona auch als Selbstbediener fungiert. Doris Holder ist stolz auf ihr Verkaufsständchen und findet es schade, kaum Kirschen anbieten zu können. ,,Für die meisten ist es ein lästiges Geschäft, die Kirschen mit der Leiter vom Baum zu holen. Mir macht es einen Heidenspaß“, gesteht sie lachend. Sogar ihre Enkel packen immer mit an. Umso mehr bedauert sie, dass die Ernte sehr gering ist. ,,Normalerweise konnten wir bis zu acht Wochen Kirschen ernten. Diese Saison sind es maximal fünf“, sagt Karl Holder. Er schätzt, dass bis zu 60 Prozent verloren gegangen sind. Der gelernte Schreiner hofft, dass die nächsten Wochen wettertechnisch stabil bleiben, um wenigstens noch ein paar Leckerbissen in den Mund zu bekommen. Seine Frau Doris Holder sieht das noch eher skeptisch und weist auf ein altes Sprichwort leidgeprüfter Obstbauern hin: ,,Solang‘ man die Kirsche noch nicht im Korb hat, hat man sie auch noch nicht.“