Weilheim und Umgebung

Viele Sänger teilen eine Leidenschaft

Konzert Sie zeigten sich vielseitig – der Männer-Projektchor Hepsisau, der Frauen-Projektchor „Ladies Only“, vier Solisten und Band in Weilheim. Von Sabine Ackermann

Tenor Steffen Schaff und der Hepsisauer Männerchor überzeugten das Publikum.Foto: Sabine Ackermann
Tenor Steffen Schaff und der Hepsisauer Männerchor überzeugten das Publikum.Foto: Sabine Ackermann

Davon können andere Chöre nur träumen. Mit etwa 250 bis 300 Zuschauern hatte man gerechnet, am Ende waren es 530 - zählt man die Besucher dazu, die keinen Platz mehr bekommen haben. Nicht nur die Nachfrage war ungewöhnlich, auch die Sitz- und Bühnenanordnung auf der Längsseite der Limburghalle. Aber nur so fanden die rund 70 Mitwirkenden einschließlich der drei Musiker alle Platz.

Das Motto des Konzerts: „Santiano trifft Männerchor“ kommt nicht von ungefähr. Ein Chormitglied hatte sich als Geburtstagsständchen ein Lied aus dem Repertoire der 2011 gegründeten Erfolgsband gewünscht. Schnell war klar, das Musikgenre gefällt, die Idee zu einem Konzert war geboren. Zusätzlich zum Männerchor Hepsisau mit seinen 31 Mitgliedern wurden weitere 18 Projektchor-Sänger rekrutiert. Insgesamt neun Santiano-Lieder präsentierten die fast 50 Stimmen unter der Leitung der zierlichen Dirigentin Theresia Müller, und die versteht ihr Handwerk - mit sichtlichem Spaß und viel Esprit hat sie „ihre Männer“ charmant im Griff. Ob „St. Malo“, „Frei wie der Wind“, „Auf nach Californio“ oder „Es gibt nur Wasser“, die Musik passt zu den kräftig singenden „schwäbischen Seebären“, die auch in ungewohnter Mehrfach-Besetzung sehr konzentriert bei der Sache waren.

Dann wartete der Frauen-Projektchor „Ladies Only“ mit klassischem Liedgut auf. Was für ein Kontrast zu den tiefen melodischen Männerstimmen, als die 16 Damen mit ihrer Hochfrequenzorgie „Knurre, schnurre, knurre“ aus Haydns „Vier Jahreszeiten“ ausgerechnet dem Winter ein Ständchen bringen. Kann man mögen, muss man aber nicht. Bedeutend besser kamen die nachfolgenden Lieder an. Besonders schön gesungen: Brahms Wiegenlied „Guten Abend, gute Nacht“ - leider gab‘s davon nur eine Strophe - das pfiffige „Ein Likörchen für das Frauenchörchen“ und am Ende der launige 70er-Jahre-Klassiker „Die letzten Sterne“.

Zu Recht als weitere „Sahnehäubchen“ des Abends angekündigt waren die Auftritte der professionellen Solistinnen und Solisten - allerdings für ein Großteil der Zuschauer auf den hinteren Plätzen kaum hörbar. Schade, dass keiner der Interpreten das Mikrofon benutzte. Speziell bei den weniger kräftigen Stimmen wäre die Benutzung von Mehrwert gewesen. „Bis auf ‚Komm Zigan‘ haben wir von den Solisten so gut wie nichts gehört“, bedauerte eine Zuschauerin. Weil man nicht mit so vielen Besuchern gerechnet habe, war man der Meinung, es ginge auch so, lautete die Erklärung des Moderators „Eddi“. Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen daraus gelernt haben. Dagegen war das zeitweise zu dominante Schlagzeug unüberhörbar: Auch wenn Drummer Christian Walther wie Bandkollege Benedikt Nuding am Piano jede Menge Rhythmus im Blut hatten - hier wäre teilweise weniger mehr gewesen.

Das Publikum machte keinen Hehl daraus, wer von den studierten Musikern oder Sängern für sie herausragte. Die dramatische Koloratur-Sopranistin und Geigerin Ramona D’Uva mit ihrem atemberaubenden Spiel der berühmten Komposition des Csárdás für Violine wie auch Tenor Steffen Schaff mit seinem vortrefflichen Solo „Komm Zigan“ heimsten den meisten Beifall ein. Überhaupt waren die drei Musiker und vier Solisten weit mehr als nur ein Beiwerk für den Männer- und Frauenchor, denn auch Bariton Daniel Quynh Hoang sowie Sopranistin Melanie Dreher wussten - neben einiger Solostücke - ganz besonders mit dem Duett „Gestrandet“ von Santiano zu begeistern.

Großes Kompliment gebührt dem Männerchor auch für Kurt Lissmanns Trinklied „Aus der Traube in die Tonne“ oder den Klassikern „Altes Fieber“ von den „Toten Hosen“ sowie Müller-Westernhagens Ohrwurm „Freiheit“. Mit der Zugabe beider Chorgruppen „Hört ihr, wie das Volk erklingt“, fand das facettenreiche Konzert einen passenden Abschluss.