Weilheim und Umgebung

„Voll der Luxus“: Zurück in einer anderen Welt

Laura Elser aus Hepsisau hat acht Monate in einem muslimischen Dorf in Ghana gelebt und gearbeitet

Sinnvoller könnte man die Zeit nach dem Abitur kaum nutzen. Nach Afrika wollte Laura Elser schon immer, in „ein Entwicklungsland, wo die Menschen noch Hilfe brauchen“, das stand fest. Die 20-Jährige hat sich verändert: Die Zeit in einem muslimischen Dorf in Ghana hat ihr die Augen geöffnet. Die ­Menschen haben sie zum Nach- und Umdenken angeregt.

Faschingsparty in Ghana: Laura Elser mit ihren „Mädels“ aus dem Waisenhaus.Foto: le
Faschingsparty in Ghana: Laura Elser mit ihren „Mädels“ aus dem Waisenhaus.Foto: le

Weilheim. Biggi Elser ist stolz auf ihre Tochter: „Sie hat einen Teil zu einer besseren Welt beigetragen.“ Mitsprechen, Mitgestalten und Mitwirken liegen Laura Elser schon immer am Herzen. Seit einem Jahr ist sie Weilheims jüngste Stadträtin. Jetzt hat sie fast acht Monate lang Freiwilligendienst in Afrika geleistet. Tätig war sie an einer Schule und hat die Klassenstufen vier, fünf und sechs in Deutsch unterrichtet. Auf der Tagesordnung standen die grundlegenden Dinge. Oft waren sie aber auch draußen und haben einfach nur gemeinsam gespielt. Später kam noch ein Fach dazu, vergleichbar mit „Bildende Kunst“ in Deutschland.

An Feierabend war danach aber noch lange nicht zu denken. Laura engagierte sich in einem Waisenhaus, hat den Kindern bei den Hausaufgaben geholfen, mit ihnen gelesen oder noch mehr gespielt.

Die ersten Wochen waren nicht einfach, weil sich die Lebensumstände in Ghana doch deutlich vom Alltag in Schwaben unterscheiden. Überall liegt Müll und Elektroschrott, und der Großteil des Lebens spielt sich auf der Straße ab. „Ich habe schon schlucken müssen“, räumt die Hepsisauerin ein.

Nach dem ersten Kulturschock sei es ihr aber nicht schwer gefallen, sich einzuleben. „Die Menschen dort ziehen einen unheimlich mit. Man wird sehr schnell aufgenommen und vor allem akzeptiert.“ Die Offenheit und Herzlichkeit der Ghanaer beeindruckten Laura. Man grüßt sich auf der Straße, ohne sich zu kennen und kommt ins Gespräch, ohne vorher je ein Wort miteinander gewechselt zu haben.

Aber das ist bei Weitem nicht das einzig Beeindruckende an einem Land wie Ghana. Begeistern ließ sich die bodenständige junge Frau auch vom friedlichen Miteinander der Religionen. Sowohl in der Schule als auch im Waisenhaus seien sehr viele verschiedene Glaubensrichtungen vertreten. Probleme habe es deshalb aber nie gegeben, auch negative Erfahrungen hat Laura damit nicht gemacht. Kurz vor ihrer Abreise war das Thema Ebola in den Medien sehr präsent. Einige der Freiwilligen hatten sogar kurzfristig abgesagt. Die gebürtige Hepsisauerin blieb furchtlos. In Berührung kam sie mit Maßnahmen zur Ebola-Vorbeugung nur einmal: „Als wir am Flughafen landeten, kamen Menschen in weißen Anzügen und mit Mundschutz auf uns zu und wollten Fieber messen.“ Auch in Ghana selbst war von der Angst vor der Seuche nichts zu spüren.

Zurück in Deutschland hat Laura Schwierigkeiten mit den alltäglichen Dingen. Die 20-Jährige, die nach ihrer Zeit in Ghana viel bewusster lebt, muss sich erst wieder daran gewöhnen, den Wasserhahn einfach aufzumachen, duschen zu gehen oder die Klospülung zu drücken. All das ist für sie nach acht Monaten Ghana „voll der Luxus“. Am meisten vermisst sie ihre „Kinderle“. Denen konnte sie mithilfe des TV Neidlingen und deren alter Fußballbekleidung ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern. Auch Laura selbst hat all ihre Kleidungsstücke in Ghana gelassen und sie unter den Kindern des Waisenhauses verteilt.

Wie es weitergehen soll, weiß Laura Elser bereits. Im Stadtrat ist es ihr Ziel, sich für die Interessen Jugendlicher einzusetzen. Einen politischen Werdegang hat die Abiturientin allerdings nicht im Sinn. Lieber würde sie Grundschullehramt studieren, alternativ auch Haupt- oder Werkrealschullehramt. Über die Fächerkombination ist sie sich noch nicht im Klaren, aber bei Deutsch würde sie gerne bleiben.

Eine Reise nach Ghana würde die 20-Jährige jedem empfehlen. Sie ist sich sicher, dass diese Erfahrungen und die Zeit in Ghana sie für ihr ganzes Leben geprägt haben. Für Laura Elser war das vielleicht das erste Mal in Afrika, aber sicherlich nicht das letzte.