Weilheim und Umgebung

Vor dem Ruhestand Pionier geworden

Wald Revierförster Martin Gerspacher aus Bad Boll ist jetzt zuständig für den Staatswald vom Rand des Filstals bis zur Teck. Das ist eine spannende Aufgabe für eine kurze Zeit bis zum Ruhestand. Von Jürgen Schäfer

Die gefärbten Flächen auf den Karten vor Martin Gerspacher zeigen den Flickenteppich des Staatswalds in seinem Gebiet.Foto: Jürg
Die gefärbten Flächen auf den Karten vor Martin Gerspacher zeigen den Flickenteppich des Staatswalds in seinem Gebiet. Foto: Jürgen Schäfer

Drei Karten braucht Förster Martin Gerspacher, um sein neues Revier in vollem Umfang auf dem Holztisch des Forststützpunkts Bad Boll aufzublättern. Es reicht vom Wald beim Charlottensee bis zum Boßler, zum Rauber und zur Teck. Denn: Der Staatswald wird jetzt separat bewirtschaftet, so hat es das Kartellamt verfügt. Er ist ein Flickenteppich. Ungefähr ein Dutzend Waldgebiete von 30 bis 300 Hektar umfasst dieses neue Forstrevier Albvorland. Es ist nur eines von zehn neuen Revieren, die jetzt zusammengefasst sind in einem Forstbezirk, der mehrere Landkreise umfasst.

Der Förster braucht Tablets

Für Förster Gerspacher eine Herausforderung. Immerhin: Ein Kerngebiet kennt er wie seine Westentasche. Es ist der Staatswald im ehemaligen Boller Forstrevier. Der reicht hinauf bis zum Boßler. 265 Hektar sind das. Jetzt ist es erweitert um den Staatswald auf Weilheimer Markung. Und um 50 Hektar bei Dürnau. Im Zentrum liegt das nicht. Wenn Gerspacher so auf die Karte schaut: „Eigentlich ist Schlierbach im Mittelpunkt.“

Gerspacher ist für die Aufgabe der richtige Mann mit seiner Erfahrung aus 36 Jahren als Förster in Boll. Jetzt ist er ein Pionier. Und er ist nur ein Mann des Übergangs. Ende Mai geht er in den Ruhestand. Schon die Übergabe von den Vorgängern war eine Aktion. Aus ehemals sechs Revieren ist das neue Forstrevier Albvorland zusammengewürfelt: „Mit jedem Kollegen habe ich mindestens einen halben Tag zugebracht.“ Man muss Akten lesen und Hotspots kennenlernen. Und vor Ort heißt es: „Man muss mit Tablets schauen, wo was ist.“

Staatswald und Gemeindewald gehen oftmals ineinander. Wo genau ist der Staatswaldförster zuständig und wo der Kollege vom Gemeindewald? Das wird spannend, wenn Leute anrufen, die dem Förster etwas melden wollen, was im Wald geschieht. Liegt das dann in „seinem“ Staatswald oder im Gemeindewald nebenan? Hinzu kommt: Der neue Revierförster ist auch für fünf Jagdbögen mit fast 30 mithelfenden Jägern zuständig. Er ist als Manager gefragt, wenn es einen Abschuss abzuwickeln gibt.

Gerspacher ist angetan vom neuen Revier. Speziell von der Teck: Er schwärmt von den Steilhängen um die Burg und der tollen Aussicht. „Das ist topografisch spannend.“ Im alten Boller Revier war er hauptsächlich im Braunen Jura. Jetzt ist nicht nur die Geologie erweitert, sondern auch die Klimazonen und der Wald. Er hat jetzt auch „Holz in der Ebene“. Das begeistert ihn. Da ist nicht die Buche dominierend wie am Albtrauf, sondern vielfach die Eiche in Mischwäldern mit einer ganz anderen Vielfalt. Die Eiche ist für ihn eine Augenweide mit ihrer majestätischen Art. „Die wächst nicht so hektisch wie die Buche.“

Martin Gerspacher hat jetzt auch den Naherholungswald von Kirchheim, hinter dem Schafhof bis zur Kreuzeichenhütte zwischen Ohmden und Schlierbach. An dieser Hütte gibt es auch einen Wald, den man nach dem Orkan Lothar sich selbst überlassen hat. Ein Versuch. Wie erholt er sich aus eigener Kraft?

Ein Kleinod ist der Nusswald

Ein Kleinod geradezu ist der Nusswald bei Roßwälden, den Vorgänger Christoph Reich gehegt und gepflegt hat. Wie der Zufall so spielt: Die beiden haben sich gegenseitig Wald übergeben. Reich war der Vorgänger im Albvorland, und Gerspacher im Gemeindewald von Bad Boll.

Vertraut ist ihm noch etwas Wichtiges: der Sitz des neuen Forstreviers. Es ist der Forststützpunkt Bad Boll. Er liegt hart am Rand der Kreisgrenze im Aichelberger Raum, gleich dahinter beginnt schon der Weilheimer Stadtwald.