Weilheim und Umgebung

Wächst in Zell, schmeckt nach Süden

Landwirtschaft Martin Vollmer aus Zell unter Aichelberg baut auf seinen Äckern Wassermelonen an. Die zuckersüßen Früchte verkauft er an einem Straßenstand und auf dem Göppinger Wochenmarkt. Von Bianca Lütz-Holoch

Dieses stattliche Melonenexemplar ist reif: Das erkennt Martin Vollmer an der gelben Auflagefläche.Foto: Carsten Riedl
Dieses stattliche Melonenexemplar ist reif: Das erkennt Martin Vollmer an der gelben Auflagefläche. Foto: Carsten Riedl
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Martin Vollmer kniet auf dem Acker, klopft auf die große, dunkelgrüne, eiförmige Frucht und lauscht. „Wenn es hohl klingt, ist das ein Zeichen dafür, dass die Melone reif ist“, sagt er - ein Trick, den auch so mancher Verbraucher schon kennt. Um sicherzugehen, dass er die Wassermelone nicht zu früh erntet, wendet der Landwirt aus Zell unter Aichelberg noch einen zweiten Test an. Vorsichtig hebt er die rund sechs Kilogramm schwere Frucht ein Stückchen an und begutachtet ihre Unterseite: „Wenn die Fläche, auf der sie aufliegt, gelb ist, dann ist es soweit.“ Bei eben jenem Exemplar sind alle Faktoren erfüllt - und der Geschmackstest beweist: Perfekter gereift kann eine Melone kaum sein: Sie ist tiefrot, saftig, zuckersüß - und lässt sich dank des regionalen, nachhaltigen Anbaus mit reinem Gewissen genießen.

Seit drei Jahren baut Martin Vollmer auf seinen Äckern zwischen Ohmden und Zell Melonen an. „Ich bin damals im Laden zufällig auf Päckchen mit Samen gestoßen und dachte mir: Das probiere ich aus“, erzählt er. Im ersten Jahr machte er einen Versuch mit nur zehn Pflanzen. Als das gelang, ging er im kommenden Jahr zu einem ganzen Melonenfeld über. Doch so sehr sich das Ergebnis sehen und essen lassen kann - ein Selbstläufer ist der Melonenanbau beileibe nicht. „Das macht schon sehr viel Arbeit“, sagt Martin Vollmer, der hauptberuflich beim Ohmdener Bauhof beschäftigt ist und die Landwirtschaft nebenher betreibt.

Im Frühjahr fängt es mit dem Einsäen der Samen und der Anzucht der kleinen Pflänzchen im Foliengewächshaus an. „Alle meine Melonen sind von Hand aufgezogen“, betont Vollmer. Weil sie relativ kälteempfindlich sind, stellt er sie jede Nacht in den Stall. „Ich habe leider kein beheiztes Gewächshaus“, erläutert er. Im Juni pflanzt er die Setzlinge dann von Hand in den Ackerboden. Zu früh darf das allerdings nicht sein, wie er dieses Jahr schmerzhaft feststellen musste. „Weil es Anfang Juni noch relativ kalt war, sind alle Pflanzen, die ich früh gesetzt habe, kaputtgegangen“, bedauert Martin Vollmer. Rund 250 sind das gewesen, darunter auch Honigmelonen, die er zum ersten Mal im Repertoire hatte. „Einen zweiten Teil habe ich dann erst Mitte Juni ausgepflanzt“, berichtet der Landwirt - und siehe da: Das Ergebnis ist gut. Jetzt, Anfang September, sind die Früchte reif. Insgesamt drei Sorten von Wassermelonen gedeihen auf Vollmers Acker. Sie tragen so klangvolle Namen wie „Red Star“, „Mini Love“ und „Sugar Baby“ und sind alle vollkommen unbehandelt. „Ich spritze nicht, und als Dünger kommt im Herbst des Vorjahres lediglich Mist aufs Feld“, berichtet er. Dem Unkraut zwischen den Melonenpflanzen rückt der Hobby-Landwirt mit der Hacke zu Leibe.

Angeboten werden die schmackhaften Früchte zum einen schon abgewogen und ausgezeichnet an einer Station mit Kässchen vorm Hof seines Bruders an der Straße zwischen Zell und Ohmden. „Dieses Jahr habe ich aber zum ersten Mal auch einen Stand auf dem Göppinger Wochenmarkt“, berichtet Martin Voller. Da verkauft er nicht nur Melonen. Der Zeller Landwirt baut auch noch Kartoffeln und Zwiebeln, Paprika, Kürbisse, Kraut und Erdbeeren an.

Dass Melonen mittlerweile so gut auf deutschen Äckern gedeihen, hat aus Martin Vollmers Sicht eindeutig mit dem Klimawandel zu tun. „Es wird immer heißer, und es gibt immer mehr Sonnenstunden“, sagt er. Wer mag, kann sich auch im heimischen Garten am Anbau der großen Früchte versuchen - lohnenswert ist das allerdings nur, wenn es genügend Platz für mehrere der ausladenden Pflanzen gibt. „Melonen bilden ein richtiges Geflecht mit langen Ausläufern auf dem Boden und wachsen ineinander“, sagt der Landwirt und deutet auf das grüne Netzwerk auf seinem Feld. Da ist einiges mehr an Fläche gefragt als zum Beispiel bei den Kürbissen, die auf dem Feld gegenüber wachsen. Wirklich viele Früchte springen unterdessen nicht heraus. „Dieses Jahr trägt bei mir jede Pflanze eine große Melone“, hat Martin Vollmer festgestellt. Vergangenes Jahr sind es aber auch mal zwei oder drei gewesen. Nächstes Jahr will Martin Vollmer wieder Melonen anbauen - und dank all der Erkenntnisse, die er mittlerweile gesammelt hat, möglicherweise eine noch reichhaltigere Ernte einfahren.

Fruchtgemüse aus der Kürbisfamilie

Wassermelonen gehören zu den Kürbisgewächsen und zur Gattung der Citrullus. Sie werden nicht als Obst, sondern als Fruchtgemüse eingeordnet. Honig- oder Zuckermelonen gehören zwar zur gleichen Pflanzenfamilie, aber zur Gattung der Gurken.

Ursprünglich stammt die Wassermelone aus den Steppengebieten Afrikas. Angebaut und gezüchtet wurde sie schon vor 4000 Jahren in Ägypten. Heute wachsen Melonen weltweit in warmen, tropischen und subtropischen Regionen.

Gesund sind Wassermelonen gleich aus mehreren Gründen. Sie sind kalorienarm, reich an Wasser und enthalten eine ganze Reihe von Vitaminen und Nährstoffen.

Lagern lassen sich Wassermelonen nur etwa drei Wochen lang - sofern sie noch ganz sind. Hat man die Früchte angeschnitten, halten sie sich im Kühlschrank nur zwei oder drei Tage.bil