Weilheim und Umgebung

Wann wird eine Bahnstrecke reaktiviert?

Bedingungen Damit eine Bahnstrecke reaktiviert wird, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: „Ausschlaggebend sind politischer Wille, Wirtschaftlichkeit und Finanzierung“, sagt Dorothee Lang, Pressesprecherin des Verbands Region Stuttgart. Entscheidend ist der Kosten-Nutzen-Faktor.

Dringlichkeit Je höher die Dringlichkeitsstufe, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ein Projekt realisiert wird. Im Falle der Bahnverbindung Kirchheim - Weilheim - Göppingen wird die Dringlichkeit im Entwurf für den neuen Verkehrsplan der Region herabgestuft. Während darin lediglich auf „Trassenfreihaltung“ plädiert wird, hatte die Schienenverbindung im alten Verkehrsplan von 2001 noch den Status „hohe Dringlichkeit“.

Wirtschaftlichkeit. „Wenn in etwas öffentliches Geld investiert wird, muss es sich rechnen“, sagt Dorothee Lang. Die Wirtschaftlichkeit ist auch bei der Strecke Kirchheim - Weilheim - Göppingen ein Knackpunkt. „Die Dringlichkeit wurde heruntergesetzt, weil die Investitionskosten für das Projekt gestiegen sind und der Nutzen vergleichsweise gering ist“, erläutert die Pressesprecherin. Mangelnde Wirtschaftlichkeit war übrigens auch der Grund, warum die Strecke vor rund 30 Jahren stillgelegt wurde.

Finanzierung Bevor ein Projekt kommt, muss die Finanzierung stehen. Dabei werden in der Regel auch die Kommunen zur Kasse gebeten. Das zeigt etwa das Beispiel Württembergische Schwarzwaldbahn im Kreis Calw. Sie geht 2018 nach über 30 Jahren Pause als Hermann-Hesse-Bahn wieder an den Start. Die Kosten von rund 50 Millionen Euro trägt zur Hälfte das Land, die andere Hälfte teilen sich Landkreis und Anrainerkommunen.bil

Wenig Chancen

So gut und richtig der Gedanke sein mag, den Individualverkehr auf die Schiene zu verlagern - dass dies zwischen Kirchheim und Weilheim in absehbarer Zeit passiert, ist unwahrscheinlich. Zum einen gibt es einen Grund, warum die Strecke vor rund 30 Jahren stillgelegt wurde: Sie war schlicht und ergreifend nicht wirtschaftlich. Zu wenige Menschen haben das Angebot genutzt.

Nun müssten über 200 Millionen Euro investiert werden, um Kirchheim, Weilheim, Bad Boll und Göppingen per Schiene zu verbinden. Der voraussichtliche Nutzen: gering. So gering, dass die Region in der Kosten-Nutzen-Abwägung die Dringlichkeit in ihrem neuen Entwurf des Regionalverkehrsplans nun sogar zurückgestuft hat. Auch eine ganze Reihe von weiteren Fragen ist offen: Zum Beispiel, wie eine Finanzierung aussehen könnte und wie viel die einzelnen Kommunen beitragen müssten. Ob an der geplanten Trasse Halsbandschnäpper, Juchtenkäfer und Zauneidechsen leben. Und ob die Züge an Weilheim vorbei oder durchs Städtle hindurch fahren sollen.

Alles in allem sprechen nur wenige Argumente für eine Wiederbelebung der Strecke. Möglicherweise wird der Traum vieler Weilheimer unerfüllt bleiben.