Weilheim und Umgebung

Warum es kostet, was es kostet

Erhöhung In Neidlingen steigt die Abwassergebühr um fast 30 Prozent. Obwohl im Gemeinderat zuerst nicht alle wollten.

Neidlingen. Am Ende fiel die Entscheidung einstimmig: Ab 1. Januar zahlen die Neidlinger pro Kubikmeter Schmutzwasser statt bisher 2,28 Euro nun 2,93 Euro. Das ist in der Haushaltskasse der Bürger spürbar, auch wenn die Gebühr für das Niederschlagswasser von 30 Cent pro Quadratmeter versiegelter Fläche auf 25 Cent Euro sinkt.

Seit der Splittung der Abwassergebühr ist deren Berechnung kompliziert geworden, so bekamen die Gemeinderäte rund 50 Seiten an Unterlagen. Weil die Gemeinde Neidlingen im Jahr 2017 ihre Abwasserkanäle im großen Stil abfahren und untersuchen lässt, hat sie dafür und für weitere Unterhaltungen 90 000 Euro einkalkulieren lassen. Das treibt die Gebühren in die Höhe. Diese Befahrung sei einmalig, sagte Gemeinderat Thomas Maier, könne man deren Kosten nicht auf mehrere Jahre verteilen? Auch andere Gemeinderäte waren zunächst gegen die starke Erhöhung. Dieser Idee erteilte Bettina Schön, als neue Kämmerin in Weilheim auch für Neidlingen zuständig, eine Absage: „Eine politisch gewollte Unterdeckung ist meines Erachtens unzulässig.“

In den vergangen Jahren waren die Gebühren immer wieder zu niedrig und zu hoch – so gab es beim Abwasser im Jahr 2012 ein Defizit von rund 18 000 Euro, im Jahr darauf bei erhöhten Gebühren einen Überschuss von 21 000 Euro. Diese Abweichungen kamen allerdings überraschend, etwa durch mehr oder weniger Rohrbrüche.

Doch die Kritiker gaben noch nicht auf. Baut die Gemeinde einen neuen Kanal, so ihr Argument, fließen diese Kosten nicht sofort, sondern über Abschreibungen und Zinsen verteilt, vielleicht über 50 Jahre, in die Kalkulation ein. Das, entgegnete Schön, gelte aber nur für komplett neue Kanäle. In Neidlingen seien aber vor allem Reparaturen zu erwarten. Sie sind in der Kalkulation sofort fällig.

Das sahen alle Gemeinderäte ein, daher die einstimmige Entscheidung. Zu viel oder zu wenig zahlen werden die Bürger ohnehin nicht. Abwasser muss kostendeckend sein, weder Gewinne noch Verluste der Gemeinde sind gesetzlich zulässig, daher müssen beide innerhalb von fünf Jahren ausgeglichen werden. So auch jetzt: In den 2,93 Euro beim Schmutzwasser sind neun Cent Nachzahlung für frühere Verluste enthalten, bei den 25 Cent für das Niederschlagswasser wurden vorab 21 Cent für die Rückzahlung früherer Gewinne abgezogen.Peter Dietrich