Voriges Jahr wurde der Wasserfall der Gos in Unterdrackenstein mit seinen Kalktuffterrassen als erster Geopoint im Landkreis Göppingen geadelt. Der kurz nach Unterdrackenstein in Richtung Gosbach direkt an der Kreisstraße gelegene idyllische Wasserfall liegt in direkter Nachbarschaft einer von Mitgliedern der katholischen Kirche liebevoll geplegten Mariengrotte. Im Grunde eine exzellente Sehenswürdigkeit, die durch die Auszeichnung ganz sicher gewürdigt ist. Doch was voriges Jahr noch mit großem Auftritt von Dorf- und Politprominenz gefeiert wurde, scheint sich nun, zumindest für die Gemeinde Drackenstein, als Rohrkrepierer zu erweisen.
Der Geopoint ist mittlerweile ein gern besuchtes Highlight von Tagestouristen, von denen längst nicht alle auf die Natur und das Naturdenkmal Rücksicht nehmen. Zugänglich ist der Wasserfall nämlich derzeit offiziell ausschließlich zu Fuß vom Parkplatz im Ort Unterdrackenstein aus entlang der Kreisstraße. Ein unscheinbarer Feldweg führt dann zum Wasserfall, der von der Straße aus nicht zu sehen ist, sowie zur Mariengrotte. Doch viele Ausflügler fahren unerlaubter Weise direkt auf dem privaten Feldweg, der von der Kreisstraße abgeht und mit einem Hinweisschild zum Geopoint versehen ist, zum Wasserfall.
Rücksichtslos werden nicht nur das Areal vermüllt und die angrenzenden privaten Wiesen durch tief eingegrabene Fahrspuren zerstört. Manche gehen sogar soweit und schlagen Teile des als Kultur- und Naturgut geschützten Tuffs ab. Sie brechen sogar in die von einem Zaun umgebene Mariengrotte ein. „Das gibt immer wieder ein Riesentheater“, berichtet Drackensteins Bürgermeister Roland Lang. Von einem sanften Tourismus für Bildung, Schutz und nachhaltiger Entwicklung für die Region, wie ihn das Konzept des Unesco Geopark Schwäbische Alb vorsieht, bleibe daher nicht mehr viel übrig, sagt der gefrustete Bürgermeister. „Wir überlegen schon, den Geopoint wieder zurückzugeben.“
Ein Problem ist dabei freilich, dass weder ein offizieller Zugang noch Parkmöglichkeiten am Geopoint vorhanden sind. Die Schwierigkeit, diese Sehenswürdigkeit damit zu erschließen, liegt nämlich vor allem darin, dass nahezu das gesamte umliegende Areal Privatleuten gehört oder aber als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Eine offizielle Erschließung dorthin ist momentan von der dafür zuständigen Gemeinde Drackenstein wegen der Besitzverhältnisse schlicht nicht machbar.
Unabhängig von dieser Problematik für Drackenstein überlegt die Gemeinde derzeit gemeinsam mit der Nachbarkommune Bad Ditzenbach sowie dem Leiter der Tourismusförderung im Göppinger Landratsamt, einen Verbindungsweg zwischen dem benachbarten Gosbach und Drackenstein zu schaffen. Dieser würde dann zwar am Geopoint vorbeiführen, doch eine solche Verbindung zwischen den zwei Ortschaften, die es bislang noch nie gegeben habe, sei wichtig, so Lang. Der Bad Ditzenbacher Bürgermeister Herbert Juhn wünscht sich gar, einen alten, mittlerweile zugewachsenen Gosbacher Wanderweg, die „Alte Steige“, wieder zugänglich zu machen. Dieser Rundweg könnte einer der Göppinger Löwenpfade werden, nach ESA-Qualifikation zertifiziert. Holger Bäuerle vom Landratsamt kann sich beides gut vorstellen. Zu dritt haben sie jüngst das Thema erörtert.
Mit diesen frühen Überlegungen der beiden Bürgermeister sowie Holger Bäuerle ist nun ein erster Schritt in diese Richtung gemacht. Für die Verantwortlichen und die Anwohner bleibt zu hoffen, dass Touristen und Wanderer künftig rücksichtsvoller sind.Die Gemeinde Drackenstein jedenfalls will Verstöße nunmehr drastisch bestrafen.