Weilheim und Umgebung

Weilheim – eine Stadt mit Geschichte

Sonderausstellung „100 Jahre Archäologie auf der Limburg“: 20 Stellwände und Kindertafeln vermitteln Wissenswertes

Noch bis Freitag, 10. Juli, können Interessierte die Sonderausstellung „100 Jahre Archäologie auf der Limburg“ im Foyer des Weilheimer Rathauses besuchen. Zu sehen sind Originalfunde aus allen Epochen.

Für die musikalische Umrahmung sorgten Anna-Maria Wilke (links) und Katharina Reid.Fotos: Sabine Ackermann
Für die musikalische Umrahmung sorgten Anna-Maria Wilke (links) und Katharina Reid.Fotos: Sabine Ackermann

Weilheim. „Zugegeben, als sich Dr. Anke Scholz von der Uni Tübingen 2010 bei uns vorstellte und von den geplanten Ausgrabungen auf der Limburg erzählte, schwankte ich zwischen Ratlosigkeit und Skepsis“, sagte Bürgermeister Johannes Züfle. Gut gelaunt und sichtlich stolz eröffnete das Stadtoberhaupt die Ausstellung „100 Jahre Archäologie auf der Limburg“. Zu dieser hatten sich am Donnerstagabend zahlreiche Besucher, darunter auch Gemeinderäte sowie die bei den Ausgrabungen beteiligten Studenten, im Foyer des Rathauses eingefunden.

Weilheim – eine Stadt mit Geschichte: Was für viel längst klar gewesen sei, sehe man nun plastisch anhand der Exponate und Beschreibungen sowie schwarz auf weiß gemäß der Ergebnisse bei der Bürgerbefragung, so der Schultes. Deren aktuelle Auswertung lieferte er prompt nach. Lag bei der Beschreibung, was am ehesten auf Weilheim zutreffe „eine Stadt zum Wohnen“ an erster Stelle, landete „eine Stadt mit Geschichte“ von zehn Kriterien erstaunlicherweise auf den zweiten Platz. Insofern sei die Ausstellung ein Gewinn für Weilheim, die Uni Tübingen und deren Studenten.

Züfle bedankte sich bei allen Beteiligten und Sponsoren für die Unterstützung, lobte die gute Kooperation und das Miteinander und freute sich, dass die Ausgrabungen am Hausberg bei der Bevölkerung auf anhaltend großes Interesse gestoßen sind. „Mit dieser Ausstellung wird die Geschichte unserer Zähringer-Stadt für alle sichtbar, und dieses Alleinstellungsmerkmal wollen wir zukünftig noch stärker bewerben“, sagte Züfle und nannte Beispiele wie die Innenstadtoffensive mit einem Ausbau des Führungsangebots oder einem Zähringermarkt. Mit Vorfreude blickte der Bürgermeister auf das Jahr 2019: Dort gilt es, 1 250 Jahre Stadt Weilheim zu feiern.

Anschließend gab es wunderschöne und zum Anlass passende Musik. Anna-Maria Wilke (Gesang, Flöte) und Bratschistin Katharina Reid verzauberten sowohl spielerisch als auch gesanglich mit dem Minnelied „Mai, dein heller Sonnenschein“ und mit zwei Kanons. „Mit günstlichem Herzen“ aus dem 14. Jahrhundert sowie „Summer is icumen in“, ein mittelenglischer Titel, der von der Forschung allgemein als das älteste in der europäischen Musikgeschichte überlieferte Beispiel dieser mehrstimmigen Kompositionstechnik anerkannt ist. Nicht nur Elisabeth und Peter Wilke waren stolz. „Wir sind immer dabei, sind aber auch wegen dieser spannenden Ausstellung gekommen“, sagten die Eltern der Sopranistin.

Nach diesem historischen Ohrenschmaus übernahm Dr. Jörg Bofinger vom Landesamt für Denkmalpflege das Wort und freute sich gleichfalls über die positive Resonanz der Öffentlichkeit bei den Grabungen. „Ein klassischer Fall von Synergie, die heute hier in Weilheim sehr konkrete Formen annimmt“. Das Engagement der knapp 20 Studierenden sei enorm und der Lerneffekt an einem realen Projekt in der Praxis, wie bei dieser Ausstellung, außerordentlich hoch. „Bereits in der ersten Sitzung sprudelten Ihre Ideen nur so hervor, die dann bald konkrete Gestalt annahmen und die Sie hier leicht modifiziert nach leidenschaftlichen Diskussionen nun sehr anschaulich dargestellt vorfinden“, lobte er weiter.

Das Ergebnis, rund 6 000 Jahre Geschichte der Limburg auf 20 Stellwände verteilt allgemein verständlich und plakativ darzustellen, sei kein leichtes Unterfangen gewesen. Auch ans jüngere Publikum wurde gedacht. „Auf speziellen Kindertafeln wurden die wichtigsten Themen bebildert aufbereitet“, sagte Bofinger. Maßgeblich für das Projekt verantwortlich war Anke Scholz von der Universität Tübingen. „Meine Studierenden haben den Inhalt und die Konzeption der Ausstellung weitgehend selbstständig im Rahmen einer Lehrveranstaltung erarbeitet", verkündete sie stolz. Die ersten Forschungsgrabungen 1913 galten der Erkundung der hochmittelalterlichen Adelsburg, wohingegen die Grabung 1914 die Erforschung der jungsteinzeitlichen Höhlensiedlung zum Ziel hatte, ergänzte sie. Da Dokumentationen und Funde der Altgrabungen verschollen seien, könnten die Ergebnisse in der Ausstellung nur sporadisch präsentiert werden. „Dabei handelt es sich um besondere Leihgaben, die uns dankenswerterweise vom Stadtmuseum Kirchheim zur Verfügung gestellt wurden“, fügte Anke Scholz hinzu und nannte unter anderem die Replik des Tulpenbechers, dem „Leitfossil“ für die jungsteinzeitliche Michelsberger Kultur.

Hauptsächlich werden in der Ausstellung jedoch Funde und Ergebnisse der neuen Forschungsgrabungen auf der Limburg unter ihrer Grabung von 2011 bis 2013 präsentiert. „Wer nun auf spektakuläre Schatzfunde hofft, wird leider enttäuscht werden“, sagte sie. Zu sehen sei aber ein unbekannter Münztyp des frühen elften Jahrhunderts – ein Pfennig in Silber.

Studentin Linda Gaisser hatte „beim Buddeln“ auf jeden Fall viel Spaß. Stehend, kniend oder im Liegen, manchmal mit Unterhaltung oder Musikberieselung, aber immer mit Kelle, Spitzhacke und Staubsauger war es für sie und ihre Archäologie-Kommilitoninnen eine tolle spannende Zeit auf der Limburg.

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