Weilheim und Umgebung
Weilheimer Apfelsaft: Mit Saft und Kraft für die Streuobstwiesen

Genuss Die Produktion des „Weilheimer Apfelsafts“ läuft wieder auf Hochtouren. In ihm stecken ausschließlich ungespritzte Früchte von Bäumen rund um die Limburg. Von Bianca Lütz-Holoch

Frost im April, Hagel im Juli – vielerorts melden die Obstbauern massive Ausfälle bei der Ernte. Weilheim dagegen ist von witterungsbedingten Härten weitgehend verschont geblieben. „Außer bei den Birnen gab es eine nahezu normale Obsternte“, sagt Nadine Köhrer, die bei der Stadt Weilheim für den Landschafts- und Naturschutz zuständig ist. Entsprechend mangelt es auch nicht an Nachschub für den „Weilheimer Apfelsaft“. „Es sind schon 35 Tonnen Äpfel abgeliefert worden“, gibt Nadine Köhrer den Zwischenstand nach drei von vier Obstannahmeterminen am Weilheimer Bauhof durch. Jedes Jahr werden aus maximal 50 Tonnen Äpfeln, die von den Streuobstwiesen rund um die Limburg stammen, etwa 35 000 Liter Weilheimer Apfelsaft gepresst. Verwendet werden dafür ausschließlich ungespritzte Äpfel. Dafür hat die Stadt Weilheim Vereinbarungen mit 180 Wiesenbesitzern getroffen: Diese garantieren, nur ungespritztes Obst abzugeben, das auf Bäumen in Weilheim und Hepsisau gereift ist, und erhalten dafür drei Euro mehr pro Doppelzentner abgelieferte Äpfel.

 

Wir produzieren immer noch mehr Weilheimer Apfelsaft als getrunken wird.
Karin Stolz

 

2001 ist die Stadt Weilheim in das lokale Apfelsaftprojekt eingestiegen, zunächst mit verschiedenen Saftherstellern. Seit 2016 sind die Boller Fruchtsäfte fester Partner dieses Aufpreisprojekts, und zwar aus Überzeugung. „Es ist ein immenser Aufwand, Streuobstwiesen zu bewirtschaften“, weiß Karin Stolz, Geschäftsführerin der Boller Fruchtsäfte. Und dabei geht es bei Weitem nicht nur ums schweißtreibende Auflesen und das Abliefern der Äpfel. Es gibt rund ums Jahr jede Menge zu tun: Die Bäume müssen geschnitten, die Wiesen gemäht werden. Auch gilt es, den Nährstoffgehalt der Böden im Auge zu behalten, das Obst vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen und Bäume nachzupflanzen. „Die Bewirtschafter der Streuobstwiesen tragen maßgeblich zum Erhalt unserer Kulturlandschaft bei“, sagt Karin Stolz. Umso wichtiger sei es, Ihnen die entsprechende Wertschätzung entgegenzubringen.

Zum Erhalt der Kulturlandschaft beitragen kann im Übrigen jeder beitragen, auch wenn er keine Wiese besitzt – und zwar durch den Kauf des „Weilheimer Apfelsafts“. Was den Absatz angeht, ist da nämlich durchaus noch Luft nach oben. „Wir produzieren immer noch mehr Weilheimer Apfelsaft, als getrunken wird“, weiß Karin Stolz. Weggeschüttet wird natürlich trotzdem nichts. Was zu viel an Weilheimer Saft da ist, wird für andere Apfelsaftprodukte benutzt.

Die Stadt unterstützt die Stücklesbesitzer übrigens auch abseits des Saftprojekts. In Kooperation mit dem Landratsamt Esslingen bietet sie Wiesenbesitzern die Möglichkeit, ihr Schnittgut unterhalb der Limburg für die energetische Schnittholzverwertung abzuliefern. Um die Ernte zu erleichtern, verleiht die Stadt in Kooperation mit der Firma Schnitzler maschinelle Helfer wie eine Auflesemaschine oder einen Hochentaster. Immer im November haben Wiesenbesitzer außerdem die Möglichkeit, einen bezuschussten Hochstamm-Obstbaum von der Stadt zu erwerben.

Annahme von Äpfeln und Verkauf von Saft

Angenommen werden Äpfel von Weilheimer Bäumen beim Bauhof noch am Freitag, 29. Oktober, von 15.30 bis 17.30 Uhr und am Samstag, 30. Oktober, von 14 Uhr bis 15.30 Uhr.

Verkauft wird der Weilheimer Apfelsaft in Weilheim bei Edeka und Rewe. Die Gaststätten Post und Ratsstube schenken den Saft aus. bil