Bis zum 31. Juli geht der Unterricht für die Schüler noch weiter wie bisher - dann ist Schluss: Die Weilheimer Musikschule hört auf. Weil dem Verein die Zahlungsunfähigkeit droht, hat der Vorstand Insolvenz angemeldet. „In den vergangenen fünf Jahren hatten wir immer leicht negative Ergebnisse“, sagt der Erste Vorsitzende Wolfgang Nau. Jetzt habe der Vorstand die Notbremse gezogen. „Wir als Vorsitzende sind schließlich in der persönlichen Haftung und würden uns strafbar machen, wenn wir zu lange warten“, betont er.
Immer weniger Schüler
Der Grund für die finanzielle Schieflage des Vereins liegt für den Vorsitzenden auf der Hand: „Die Schülerzahlen haben gewaltig abgenommen“, sagt Wolfgang Nau. Viele würden andere Angebote wahrnehmen oder Privatlehrer bevorzugen. Auch habe die musikalische Erziehung offenbar einen niedrigeren Stellenwert als früher. „Von mehr als 400 Musikschülern sind gerade noch 120 übrig“, so Nau. Entsprechend gesunken seien die Einnahmen aus Elternbeiträgen und Gebühren - die Personalausgaben dagegen sind auf einem zu hohen Niveau geblieben.
Wie es mit der musikalischen Bildung in Weilheim weitergeht, ist derzeit noch offen. Aktuell greifen Übergangslösungen. „Einige Schüler werden wohl privat weiterunterrichtet, außerdem fängt der Musikverein einen Teil auf“, weiß Wolfgang Nau.
Mögliche Modelle für die Zukunft sind bereits an einem runden Tisch diskutiert worden. „Unser Ziel ist es, eine gute Lösung zu finden“, betont der vorläufige Insolvenzverwalter Sebastian Schottmüller. Wichtig sei, dass es für Weilheimer Kinder auch künftig ein Angebot an musikalischer Erziehung vor Ort gebe.
Öffentliche Einrichtung nötig
Das sieht auch Hans-Peter Weyhmüller so. Er war bei den Gesprächen nicht nur als Leiter der Kirchheimer Musikschule dabei, sondern vertrat auch die Position des Landesverbands der Musikschulen. „Weilheim braucht eine öffentliche musikalische Bildungseinrichtung“, betont er. Nur eine Musikschule könne die gesamte Bandbreite von der Früherziehung bis zur Vorbereitung auf ein Musikstudium sowie Orchester- und Ensembleangebote abdecken.
Zwei Optionen für einen künftigen Musikschulbetrieb in Weilheim stehen derzeit im Raum. „Das Beste wäre es, wenn sich in Weilheim Menschen finden würden, die die Sache in die Hand nehmen und etwas Neues gründen“, sagt Hans-Peter Weyhmüller. Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle sieht das skeptisch: „Es ist schwierig, auf die Schnelle etwas komplett Neues auf die Beine zu stellen“, schätzt er die Lage ein. Außerdem seien die Ausgangsbedingungen schwierig: „Das geringe Schülerpotenzial impliziert ja auch, dass es einen relativ großen privaten Markt und viele andere gute musikalische Angebote in Weilheim gibt.“
Springt Kirchheim in die Bresche
Möglich wäre aber auch ein anderes Modell: „Die Musikschule Kirchheim könnte eine Außenstelle in Weilheim eröffnen“, sagt Hans-Peter Weyhmüller. Voraussetzung dafür: „Die Kirchheimer Bedingungen würden nach Weilheim übertragen.“ Sprich: Die Stadt Weilheim müsste die Außenstelle nach den gleichen Vorgaben fördern, wie die Stadt Kirchheim ihre Musikschule. „Jede Musikschule braucht eine entsprechende finanzielle Unterstützung durch die Kommune“, weiß Hans-Peter Weyhmüller. „Bildung und Kultur gibt es nicht zum Nulltarif - aber es lohnt sich, in sie zu investieren.“