Weilheim und Umgebung

Weilheims neue „Gastromeile“

Frischer kulinarischer Wind weht durch die Marktstraße

Ein Publikumsmagnet ist die Weilheimer Marktstraße lange Zeit nicht gewesen. Nun aber fängt sie an, sich zu mausern. Auch neue Gastronomen legen sich ins Zeug, um frischen Wind ins Städtle zu bringen.

Zwei, die Leben in die Marktstraße bringen wollen: Jesse Burgmann (links) und Michael Liebrich.Foto: Jean-Luc Jacques
Zwei, die Leben in die Marktstraße bringen wollen: Jesse Burgmann (links) und Michael Liebrich.Foto: Jean-Luc Jacques

Weilheim. Sie liegt ein bisschen abseits, ist vom Marktplatz her kaum einsehbar und fristete in den vergangenen Jahren ein eher verschlafenes Dasein. Jetzt kommt Leben in die Weilheimer Marktstraße. Dort wagen gleich drei Gastronomen etwas Neues: im Café am Markt, im Burgmann‘s und in der Marktstraße  3. Während das denkmalgeschützte Weiss‘sche Haus noch saniert wird, sind die anderen beiden Betriebe schon durchgestartet.

Zwei Jahre lang stand das Café am Markt leer. Jetzt gehen die Gäste dort wieder ein und aus. „Die Innenstadtoffensive hat mich dazu bewogen, ein Café aufzumachen“, sagt Pächter Michael Liebrich. Der 26-Jährige, dem auch des Blumengeschäft Ulmer in Weilheim sowie die Gärtnerei ­Liebrich in Holzmaden gehören, wollte nicht mehr tatenlos zusehen, wie Weilheim darbt. „Leere Schaufenster, leere Geschäfte – da gibt es ja keinen Anreiz mehr.“ Dabei habe der Ort viele Attraktionen. „Weilheim ist eine wunderschöne Stadt und überzeugt mit der Limburg, der Peterskirche und der Innenstadt über seine Grenzen hinaus“, findet Liebrich. Nur: „Das Stadtleben ist völlig abgesackt.“

Jetzt hat der Unternehmer Zeit und Geld investiert, um seinen Teil zur Belebung Weilheims beizutragen. Das Café am Markt soll dabei ein waschechtes Café sein – aber auch Laden, Buchhandlung und Kulturstätte. So gibt es Kaffee, Kuchen und Torten, freitags und samstags auch Frühstück mit regionalen Produkten. „Alles, was man sieht, kann man auch kaufen“, verrät Michael Liebrich. Dazu gehören Pralinen, Schnaps und Marmelade, Kaffeekannen, Etageren, aber auch Tische und Stühle – „wobei die Möbel nicht zum gleich Mitnehmen sind.“ Außerdem befindet sich im Café eine kleine christliche Buchhandlung, die Michael Liebrich in Kooperation mit Yvonne Peter von Das Buch in Weilheim eingerichtet hat. Geplant ist darüber hinaus, Veranstaltungen mit Live-Künstlern oder auch Weinproben anzubieten. Den Gewölbekeller des Cafés will Michael Liebrich auch vermieten.

Das Gefühl einer echten kleinen Gastromeile könnte vor allem in der warmen Jahreszeit aufkommen, wenn alle Gastronomen ihre Außenbewirtung in der sonnigen Marktstraße anbieten. Zu ihnen gehört auch Jesse Burgmann. Neu ist sein Lokal im eigentlichen Sinne nicht. Seit 2008 betreibt der Fachmann für System­gastronomie die „Traube“ in der Marktstraße. Jetzt hat er dem Restaurant eine Frischzellenkur verpasst. „Die Hardware ist neu“, sagt Jesse Burgmann.“ Seit Ende Januar heißt die Traube „Burgmann‘s“ und präsentiert sich innen in frischem Design. Bei den Gästen kommt das offenbar gut an: „Seit der Neueröffnung ist es jeden Abend voll“, freut sich Jesse Burgmann.

Die Aufbruchstimmung in der Marktstraße begrüßt der gebürtige Westfale. „Es ist schön, dass sich auf der kürzesten Thekenmeile der Welt etwas tut“, sagt er. Denn in der Vergangenheit sei der Standort eher schwierig gewesen: „Die Lage, versteckt hinterm Rathaus, ist problematisch“, weiß Burgmann. „Weilheim ist ja ein schönes Städtchen, aber bislang war hier tote Hose.“ Nun hofft Jesse Burgmann, dass sich das ändert: „Es ist gut, wenn die Gastronomen ihre touristische Verantwortung wahrnehmen“, sagt er. In Kombination mit mehr kulturellen Angeboten sieht er gute Chancen, dass mehr Leben ins Städtle einzieht.

Mit Spannung beobachten auch die alteingesessenen Gastronomen in der Innenstadt das Geschehen. „Je mehr Auswahl, desto besser“, sagt Karl-Heinz Raff vom Gasthof Zur Post. Ob tatsächlich eine Belebung gelinge, müsse sich zeigen. „Für uns ist Kirchheim die eigentliche Konkurrenz“, glaubt er. Struktur und Lage seien einfach besser als in Weilheim.

„Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt Heiner Sommer von der „Ratsstube“. Zwar sei es immer schwierig für Alteingesessene, wenn Neue dazukämen. „Aber ich denke, das pendelt sich ein – und die Spreu wird sich vom Weizen trennen.“