Weilheim und Umgebung

Weniger Krach durch Tempo 30

Verkehr Die Gemeinde Holzmaden beschließt einen Lärmaktionsplan. Geschwindigkeitsreduzierungen und lärmarme Fahrbahnbeläge sollen für ein ruhigeres Leben in der Urweltgemeinde sorgen. Von Anke Kirsammer

Auf der Aichelberger Straße in Holzmaden geht es mitunter eng zu. Ein Verkehrs- und Parkkonzept, das die Verwaltung derzeit erst
Auf der Aichelberger Straße in Holzmaden geht es mitunter eng zu. Ein Verkehrs- und Parkkonzept, das die Verwaltung derzeit erstellt, soll mit dem Lärmaktionsplan abgestimmt werden.Foto: Carsten Riedl

In Holzmaden ist es zu laut. Das steht für viele Bürger und das Ratsgremium der Urweltgemeinde fest. Insbesondere die Autobahn sorgt im südlichen Teil für einen hohen Lärmpegel. Alte Betonplatten verursachen kein gleichmäßiges Fahrgeräusch, sondern lautes Rumpeln. Eine Belastung sind für den Ort zudem Fahrzeuge, die auf der Landesstraße 1200 sowie auf der Ortsdurchfahrt unterwegs sind.

In einem Lärmaktionsplan sind nun die Maßnahmen festgezurrt, von denen sich die Gemeinde eine Besserung der Situation erhofft: Angestrebt wird Tempo 30 auf der L 1200 von der Bahnhofstraße bis zum südlichen Ortsende und auf der K 1201. Das betrifft die Hirtenstraße genauso wie die Weilheimer und die Aichelberger Straße. Zudem fordert das Papier einen lärmarmen Belag in den genannten Bereichen. Gemäß Jürgen Roth vom Büro „Sound-Plan“ aus Backnang würde das eine Verbesserung um 3 dB(A) bringen.

Ein Verkehrs- und Parkkonzept, das die Verwaltung derzeit erstellt, soll auf Anregung von Gemeinderat Rainer Stephan (Holzmadener Bürgerliste) mit dem Lärmaktionsplan im Bereich der Ortsdurchfahrt abgestimmt werden. Da die Gemeinde jedoch weder das Tempo auf Landes- noch auf Kreisstraßen selbst anordnen kann, muss deshalb mit dem Landratsamt und dem Regierungspräsidium Stuttgart verhandelt werden. Bislang erwägt die Kreisbehörde lediglich nachts eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf der K 1201. „Die Chance, dass wir tagsüber Tempo 30 bekommen, geht gegen Null“, so Roth. Die Forderung aufrechtzuerhalten, ist für Bürgermeisterin Susanne Jakob jedoch Verpflichtung gegenüber den Einwohnern, deren Antrag die Gemeinde nicht erfüllen kann (siehe Info).

An einem nächtlichen Durchfahrtverbot für Lkw hält die Kommune nicht mehr fest. Das Landratsamt hat das Ansinnen abgelehnt, weil der Anteil an Lkw über 3,5 Tonnen als zu gering eingeschätzt wird.

Nach wie vor verfolgt die Gemeinde das Ziel, auf der Autobahn ein Tempolimit beziehungsweise einen lärmarmen Fahrbahnbelag zu bekommen. Um mehr Gewicht zu haben, möchte sich Holzmaden dazu mit anderen Kommunen zusammenschließen. Den Tipp gab Roth dem Gemeinderat. In seiner Stellungnahme stellt das RP Sanierungen beziehungsweise Erneuerungen der Fahrbahndecke „eher mittel- bis langfristig“ in Aussicht. Dann werde der Einsatz lärmarmer Beläge geprüft. Ablehnend ist die Haltung des RP bislang gegenüber einer Temporeduzierung auf der Autobahn. Die Behörde beruft sich auf Richtwerte von 70 dB(A) tagsüber und 60 dB(A) nachts, die mit den vorgeschriebenen Richtgeschwindigkeiten rechnerisch nicht erreicht werden. Berücksichtigt ist dabei nicht das tatsächlich gefahrene Tempo.

Zu dem anderthalb Jahre dauernden Prozess, der zur Erstellung des Lärmaktionsplans geführt hat, gehörte eine Infoversammlung im April. Stellungnahmen von Bürgern, Landratsamt und RP wurden geprüft und teils eingearbeitet. Mit einer Gegenstimme von Steffen Stark (Freie Wählervereinigung) votierte der Rat für den Plan. Nun wird mit den Behörden verhandelt, was umgesetzt wird.

165 Holzmadener unterzeichnen Antrag

Einen Bürgerantrag für Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt in Holzmaden haben 165 Einwohner der Urweltgemeinde unterschrieben und der Verwaltung übergeben. Die Unterzeichner erhoffen sich durch die Geschwindigkeitsreduzierung nicht nur weniger Lärm, sondern unter anderem auch eine erhöhte Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer, einen besseren Verkehrsfluss und eine höhere Lebensqualität.

Die Verkehrsbelastung an der Ortsdurchfahrt sieht auch Holzmadens Bürgermeisterin Susanne Jakob als Problem. Zu gefährlichen Situationen komme es immer wieder auch aufgrund parkender Fahrzeuge und wegen der Topografie. „Wir teilen Ihre Sorge und Ihren Unmut“, so die Rathauschefin. Die Verwaltung hätte gerne schon längst etwas an der Verkehrssituation verbessert.

Das Prozedere bestimmt das Gesetz. Innerhalb von drei Monaten muss der Gemeinderat beschließen, ob der Antrag gemäß der Gemeindeordnung zulässig ist. Voraussichtlich ist das bereits im Januar geprüft. Die Kommune selbst kann nicht anordnen, wie schnell auf der Kreisstraße gefahren werden darf. Den Antrag wertet Susanne Jakob als Argumentationshilfe gegenüber den Behörden.ank