Weilheim und Umgebung

Wenn die Nase auf der Bühne juckt

Weilheimer Projektchor mit 80 Sängern lädt zur Musical-Gala in die Limburghalle ein

Nach drei Monaten Proben naht das ersehnte Wochenende: Der Projektchor um Chorleiterin Theresia Müller veranstaltet am Samstag und Sonntag, 16. und 17. April, eine Musical-Gala der Extraklasse in der Weilheimer Limburghalle.

Am Wochenende hat der Projektchor seinen großen Auftritt.Foto: pr
Am Wochenende hat der Projektchor seinen großen Auftritt.Foto: pr

Weilheim. Auf der Bühne stehen Laien, die zuvor noch nie außerhalb der heimischen Badewanne gesungen haben. Dazu kommen Sänger des Männerchors Hepsisau und absolute Profis: Die Band des Stuttgarter Apollo Theaters und Schüler der bekannten Stage School Hamburg sowie klassisch ausgebildete Sänger, eine Moderatorin, welche für mehrere Rundfunkanstalten arbeitet und professionelles Licht und Ton.

Theresia Müller, seit fünf Jahren Chorleiterin des in Weilheim ortsansässigen Männerchor Hepsisau, hat dabei die künstlerische Leitung inne. Sie studiert den Chor ein, arrangiert die Stücke für den Chor, probt und dirigiert die Show. Von Nervosität keine Spur, eher Gelassenheit, endlich das fertige Werk präsentieren zu dürfen. Doch noch sind es ein paar Tage. Tage die genutzt werden: während der Chor noch fleißig Text büffelt – immerhin singt er nicht weniger als 17 Stücke und das auswendig. Am Wochenende kommen die Tänzer aus Hamburg dazu und erstmals wird sich, zusammen mit Licht und Ton, das geplante Gesamtbild ergeben.

„Viel zu tun“, meint Steffen Schaff, der als Organisationsverantwortlicher hinter den Kulissen die Strippen zieht. Er trifft die Absprachen, koordiniert die Leute, organisiert die Technik und schaut, dass alles läuft. Gleichzeitig ist er einer der Solisten und weiß nur zu gut, wie fragil letztlich das ganze Gebilde ist. Alles muss zigfach durchdacht werden, Absprachen müssen kontrolliert und die unmöglichsten Überlegungen angestellt werden. Schließlich soll alles wie am Schnürchen funktionieren.

Ein dreiviertel Jahr ist es mittlerweile her, dass der Männerchor Hepsisau die Initiative „sing2“ ins Leben gerufen hat. Erklärtes Ziel war es, in Weilheim und Umgebung wieder mehr Menschen für das Singen zu begeistern. Was daraus wird, wusste damals noch keiner so recht. „Mittlerweile sind wir aber regelrecht überwältigt, wie viele Unternehmen und Privatpersonen sich engagieren und unser Projekt auf vielfältige Weise unterstützen“, freut sich Schaff. Müller ergänzt: „Wir saßen da an einem warmen Nachmittag auf einem Balkon in Hepsisau und haben einfach mal über eine noch recht unkonkrete Idee philosophiert.“

Die unkonkrete Idee ist heute ein Projektchor, bestehend aus rund 80  Sängern, von denen viele beim ersten Zusammentreffen weder Noten lesen konnten, noch überhaupt je in einem Chor sangen. „Selbstverständlich funktioniert das alles in drei Monaten nur mit einem sehr straffen Zeitplan“, meint Schaff. „Schließlich bestehen die Vorbereitungen ja nicht nur aus Singen. Für Laien ist es sehr schwer, hier Ressourcen richtig einzuteilen. Am Anfang ist alles neu, aber es geht nur mühsam voran. Dass dabei der Spaß nicht verloren geht und der Chor dranbleibt und selber motiviert mitzieht, ist eine Gratwanderung.“ „Es klingt vielleicht banal, aber wir haben viel Zeit damit verbracht, Elementares wie Laufen, Stehen oder das Schweigen in Pausen zu üben. Das sieht alles so leicht aus, aber es ist etwas vollkommen anderes, auch wirklich ruhig zu stehen, wenn zum Beispiel gerade der Solist singt und aus irgendeinem Grund fängt ausgerechnet dann die Nase an zu jucken. Man steht also vorne, will sich kratzen und wird aber von ein paar Hundert Besuchern angestarrt“, gibt Chorleiterin Müller zu bedenken.

Doch die Mühe hat sich gelohnt: in kürzester Zeit entwickelte sich innerhalb der Gruppe eine Dynamik, die den Zeitplan perfekt aufgehen ließ. Die Proben liefen sogar derart motiviert ab, dass der Chor – an der 27-jährigen Chorleiterin vorbei – kurzerhand beschloss, die Pause während der wöchentlichen Treffen einfach wegzurationalisieren. „Das ist schon hart, wenn einem vorne bereits der Schweiß runterläuft und der Chor aber nicht genug bekommen kann“, meint diese schmunzelnd. Doch sie fasst dies als positives Zeichen auf: „Ich glaube, wir haben genau ins Schwarze getroffen mit unserem Projekt!“

Und ohne zu viel verraten zu wollen, gibt sie auch noch einen kleinen Hinweis auf den Inhalt der beiden Shows: „Es werden Stücke aus fünf bekannten Musicals zu hören sein, darunter Kompositionen von Udo Jürgens und ABBA. Und vielleicht schaut an den beiden Abenden ja ein blutsaugendes untotes Wesen vorbei“, meint sie augenzwinkernd.

Die beiden Shows finden am Samstag um 19 Uhr und Sonntag um 16 Uhr in der Limburghalle statt. Informationen und Karten im Vorverkauf gibt es auf der Projekt-Homepage unter www.SpotLights-of-Musical.de und bei Schreibwaren Götz, Weilheim. Restkarten gibt es an der Abendkasse.jl