Weilheim und Umgebung

„Wenn ich groß bin, kauf ich mir ein Postauto“

Karl-Hans Fischer aus Weilheim erfüllt sich mit Schweizer Postautos einen Jugendtraum

Weilheim. Vielleicht ist dem einen oder anderen der gelbe Postbus aus Weilheim schon aufgefallen – er ist eine Rarität. Von diesen Postautos gibt es weltweit nur noch vier und

eines davon gehört Karl-Hans Fischer vom gleichnamigen Busreiseunternehmen. Zurzeit restauriert er einen Haifisch-Oldtimer, der mittlerweile zum Unikat geworden ist.

Schon als junger Bub war Karl-Hans Fischer ein Schweiz-Fan. Vor allem die Postautos hatten es ihm angetan. Er liebte die Ski-Ausflüge, wenn es dann mit dem gelben Postauto in die Berge ging. Vor allem das markante und typische Signalhorn war in jeder Kurve in den Schweizer Serpentinen für ihn das Highlight.

Damals war Fischer die Automarke der gelben Busse noch nicht bekannt. Erst bei einem Oldtimer-Treffen im schweizerischen Wetzikon kam es zum ersten Kontakt mit dem ehemaligen Hersteller FBW.

Der gelbe Postbus, der heute in regelmäßigem Einsatz im Reiseunternehmen ist, war früher in der Schweiz im Berner Oberland, danach in Chur und Arosa unterwegs. Jetzt – damit das Postauto nicht so Heimweh hat – veranstaltet Fischer jedes Jahr eine mehrtägige Reise in die Schweiz. Eine Besonderheit sind die Splitstreuanlagen an den Vorder- und Hinterachsen. Diese kommen dann zum Einsatz, wenn der Bus auf vereisten Straßen unterwegs ist.

Glück hatte Hans-Karl Fischer bei einer weiteren Anschaffung: dem Haifisch. Dieser Alpenwagen wurde 1958 erstmals zugelassen. Damals in dunklem Rot lackiert und mit dem Wilhelm-Tell-Enblem versehen, lackierte die Uri AG den Bus in der Hausfarbe Orange und setzte ihn für Linieneinsätze im Urnerland ein. 2002 bekam der Haifisch – der Bus wird wegen dem markanten Kühlergrill so genannt – wieder eine neue Farbe: diesmal Postgelb. Seit 2010 steht der Oldtimer in Weilheim und war schon in alle Einzelteile zerlegt. „Ersatzteile zu beschaffen“, stöhnt Fischer, „ist kaum möglich. Zum Glück bin ich – als einziger Ausländer – Mitglied im FBW-Club.“ Nur über dieses Netzwerk sei es möglich, überhaupt an Teile zu kommen. Während der ersten Restaurierungsphase hat er festgestellt, dass doch viel mehr zu tun ist, als er bei der ersten Besichtigung dachte. Aber trotzdem werde der Oldtimer wieder im Originalzustand aufgebaut. „Es gibt sonst auf der ganzen Welt keinen solchen Bus mehr, er ist also ein Unikat,“ erklärt Fischer stolz. „Da ist es umso wichtiger, dass dieser Alpenwagen als Zeuge der Zeitgeschichte erhalten bleibt.“

Die Kosten für die Restaurierung kann er noch gar nicht beziffern, aber hier geht es um den ideellen Wert. Wo sonst braucht es für das Betreiben der pneumatischen Scheibenwischer zwei Personen. Oder schaltet man einen Bus mit acht Gängen, vier davon manuell, die andern vier elektrisch. Ein „Verschalter“ kann da einen Getriebe- oder Motorschaden verursachen. Besondere Schwierigkeiten hat Fischer beim Beschaffen der Plexiglaseinsätze in der Decke beim Fahrer.

Er selber fährt am liebsten den NAW-Bus. Dieser wird zurzeit für die Baustellenrundreisen rund um die neue ICE-Trasse benutzt. „Er ist der einzige Bus, der die Steigungen und engen Kurven auf den Baustellen meistern kann“, erklärt Fischer. Seine Schwester Sybille Bauer, fährt am liebsten mit dem Postauto. Mit 20 Jahren bereits hat sie den Busführerschein gemacht, und damals bekam sie viele erstaunte und sogar erschreckte Blicke, wenn sie mit dem Bus angefahren kam.

Alle Busse müssen alle drei Monate zum TÜV. Die beiden Oldtimer brauchen nicht mehr Diesel als die modernen Busse. Der Wartungsaufwand bei den Oldtimern ist intensiver, aber wenn mal was ist, kann man unterwegs die Reparatur dank der Mechanik selbst vornehmen. „Wenn beim modernen Reisebus die Elektronik spinnt, heißt es ab in die Garage“, vergleicht Sybille Bauer.

Wer sich für die Oldtimer interessiert, kann sich bei Karl-Hans Fischer direkt melden. Entweder telefonisch unter der Nummer 0 70 23/9 52 10 oder per E-Mail an info@fischer-omnibus.de sowie im Internet unter www.fischer-omnibus.de.

Der rote „Haifisch“ und das gelbe Postauto sind die große Leidenschaft des Weilheimer Busunternehmers Karl-Hans Fischer. Fotos:
Der rote „Haifisch“ und das gelbe Postauto sind die große Leidenschaft des Weilheimer Busunternehmers Karl-Hans Fischer. Fotos: Thomas Krytzner