Jürgen Ebler ist zum neuen Bürgermeister von Neidlingen gewählt worden. Der Polizeihauptkommissar aus Hülben erhielt am gestrigen Sonntag im zweiten Wahlgang 454 von 791 gültigen Stimmen. Das entspricht 57,4 Prozent. Der zweite noch verbliebene Kandidat, Maximilian Sigel aus Kirchheim, bekam 286 Stimmen und damit 36,2 Prozent.
Die Wahlbeteiligung blieb etwas hinter der beim ersten Wahlgang zurück: Lag sie am 5. Dezember bei 64,5 Prozent, gaben dieses Mal 56 Prozent der wahlberechtigten Neidlinger ihre Stimme ab. Jürgen Ebler, der mit seiner Ehefrau Simone Ebler zur Verkündigung des Wahlergebnisses gekommen war, freute sich sehr: „Es ist gut, das Votum eindeutig zu haben“, sagte er und strahlte.
Auch Maximilian Sigel nahm das Ergebnis positiv auf: „Ich sehe mich nicht als Verlierer, sondern als zweiten Gewinner. Ich habe mehr Stimmen als beim ersten Wahlgang bekommen.“ Es war das erste Mal, dass der 28-Jährige als Bürgermeister kandidiert hat. „Ich habe alle Zeit der Welt und kann mich wieder bewerben“, sagte er gestern. „Wer weiß, vielleicht in acht Jahren?“
Der deutliche Stimmenabstand der beiden verbliebenen Bewerber aus dem ersten Wahlgang hatte die Tendenz bei der Neidlinger Bürgermeisterwahl schon erahnen lassen: Während Jürgen Ebler aus Hülben als Zweitplatzierter am 5. Dezember 36,5 Prozent der Stimmen erhalten hatte, war Maximilian Sigel als Drittplatzierter auf 12,1 Prozent gekommen.
51 Wähler nutzen die freie Zeile
Beim zweiten Wahlgang hatten nun 51 Wähler die freie Zeile genutzt, um selbst einen Namen einzutragen. Dabei erzielte Robert Böhnel, Bürgermeister von Mulfingen im Jagsttal, einen kleinen Achtungserfolg: Obwohl er sich nach der ersten Wahl trotz seiner Position als Stimmenkönig vom Wahlkampf zurückgezogen hatte, erhielt er diesmal erneut 32 Stimmen. Peter Geiß aus Neidlingen, der damals mit 11,5 Prozent an vierter Stelle gelegen und sich ebenfalls zurückgezogen hatte, bekam nun fünf Stimmen. Die restlichen Einzelstimmen verteilen sich auf zahlreiche Namen, die jeweils nur eine oder zwei Stimmen bekamen.
Etwas mehr als die Hälfte der Stimmen waren per Briefwahl abgegeben worden. Punkt 18 Uhr wurde der Neidlinger Rathausbriefkasten nochmals geleert, denn bis zu dem Zeitpunkt war auch dort die Stimmabgabe möglich. Durch das Öffnen der Umschläge dauerte das Auszählen bei diesen Stimmen länger. Doch um 19.26 Uhr stand das Ergebnis schließlich fest. Neidlingens Bürgermeister Klaus Däschler verkündete es in der Reußensteinhalle und gratulierte Jürgen Ebler und seiner Frau zur Wahl.
Übrigens: Die Neidlinger haben einen neuen Bürgermeister gewählt, der exakt den gleichen Vorberuf wie der Amtsinhaber hat. Auch Klaus Däschler war zuvor Polizeihauptkommissar gewesen. Er übergibt sein Amt zum ersten März kommenden Jahres an seinen Nachfolger.
Wie oft kommt es zum zweiten Wahlgang?
Bei elf Prozent der Bürgermeisterwahlen zwischen 2010 und 2017 ist es zu einem zweiten Wahlgang gekommen. Das haben Untersuchungen von Thomas Schwarz, Leiter des Statistischen Amts der Stadt Stuttgart, ergeben. Er hat insgesamt 1088 Bürgermeisterwahlen ausgewertet. Bei 123 gab es Neuwahlen.
Die Tendenz: Je mehr Bewerber, desto wahrscheinlicher wird ein zweiter Wahlgang. Ein Faktor ist es auch, wenn der Amtsinhaber nicht mehr antritt. pd