Weilheim und Umgebung

„Wir wollen gehört werden“

Initiative für den Erhalt des Weilheimer Freibads sammelt jeden Samstag Unterschriften

Ein „Gartenhallenbad“ mitten in Weilheim, das Freibad und Lehrschwimmbecken ersetzt – diese Zukunftsidee gefällt vielen Bürgern gar nicht. Eine Interessengruppe setzt sich daher aktiv für den Erhalt des Freibads ein, unter anderem mit einer Unterschriftenaktion.

Weilheim, vor REWE, Unterschriftenaktion f?r Erhalt des Weilheimer Freibades,  Freibad weilheim, B?rgerinitiative, Unterschrift
Weilheim, vor REWE, Unterschriftenaktion f?r Erhalt des Weilheimer Freibades, Freibad weilheim, B?rgerinitiative, Unterschrift

Weilheim. „Unsere Gruppe ist spontan entstanden, als einige Freibadbesucher merkten, dass ihr Bad auf der Kippe steht“, erzählt Anton Saller, der die Initiative für den Erhalt des Freibads in Weilheim mitbegründet hat. Noch ist die Interessengruppe ein loser Zusammenschluss von ganz unterschiedlichen Menschen aus Weilheim: Frauen sind ebenso vertreten wie Männer, junge Eltern ebenso wie Ruheständler. Alle haben aber eines gemeinsam: „Unser oberstes Ziel ist es, das Freibad zu erhalten“, fasst es Anton Saller zusammen.

„Wenn das Freibad verschwindet, dann würde Weilheim ein Stück Seele verlieren. Damit wären wir nicht einverstanden“, betont Dr. Evelyn Krimmer. „Das Freibad ist viel mehr als nur Schwimmen. Es ist ein sozialer Treffpunkt für Generationen seit Generationen.“

Den Vorwurf, das Freibad sei ein „Luxusgut“, möchte die Gruppe nicht stehen lassen. „Es ist nicht Nostalgie, sondern Vernunft, die uns antreibt“, sagt Albert Englert und Anton Saller ergänzt: „Wir sind sehr interessiert daran, dass die Gemeinde finanziell gesund bleibt. Das scheint uns im Falle des Baus eines Hallenbads aufgrund der üblen Ertragslage unmöglich.“ „Solche Neubauten sind Luxuswünsche, nicht die Sanierung des Freibads“, ist sich Dr. Evelyn Krimmer sicher. und fügt hinzu: „Wir sind für einen sinnvollen Einsatz der Mittel.“ Zwar sei der Gruppe klar, dass die Stadt in ihre Berechnungen auch den Verkauf der Freibadfläche einkalkuliert habe. „Aber wir können uns trotzdem nicht vorstellen, dass die Sanierung des Freibads so teuer ist.“ Darüber hinaus sei im Falle der Schließung ein Kleinod unwiederbringlich verloren. Auf der Fläche in der Stadt, auf der das Gartenhallenbad geplant ist, könnten sich die aktiven Bürger anderes vorstellen: „Man könnte kleinen Einzelhandel verbinden mit einem Mehrgenerationsprojekt“, schlägt Evelyn Krimmer vor

Ohnehin sind die Mitglieder der Gruppe überzeugt, dass viele der jetzigen Freibadbesucher ein Gartenhallenbad mit einer kleineren Liegeweise gar nicht nutzen würden. „Ich bin sicher, dass viele Jugendliche und Kinder dann nicht mehr schwimmen gehen “, sagt Ursula Eberhardt. Für die jungen Leute sei es zwar attraktiv, im Sommer immer wieder ins kühle Nass zu springen. Aber nicht nur die Becken allein, sondern gerade die Kombination aus Wasser mit dem Beachvolleyballfeld, dem Kiosk und der großen Liegefläche mit Bäumen lockten sie an – ebenso wie andere junge und ältere Weilheimer auch. „Wir haben den Verdacht, das viel Geld für etwas ausgegeben wird, was nachher wenig Nutzen bringt“, sagt Anton Saller.

Enttäuscht sind die Mitglieder der Gruppe vom Verhalten der Stadtverwaltung. „Das Freibad hat bei der Bürgerbefragung Platz eins der wichtigsten Einrichtungen in Weilheim belegt“, sagt Dr. Evelyn Krimmer. „Aber nun möchte die Stadt den Bürgern etwas anderes überstülpen. Das ist nicht vereinbar mit dem Grundsatz der Bürgerbeteiligung, mit dem Bürgermeister Johannes Züfle angetreten ist.“ Dass Bürgermeinungen in Weilheim nicht genügend Beachtung finden, davon ist auch Margit Kandler überzeugt: „Es sind bis jetzt nicht einmal die Ergebnisse der Bürgerwerkstatt veröffentlich worden“, kritisiert sie.

All das hat die Mitglieder der Gruppe dazu bewogen, sich zusammenzuschließen: „Wir wollen gehört werden“, bringt es Anton Saller auf den Punkt und ergänzt: „Die Weilheimer Bürger sollen gehört werden.“

Gehör verschaffen möchte sich die Gruppe nun auf unterschiedliche Arten. „Wir sind auf dem Weg, eine eingetragene Bürgerinitiative oder einen Förderverein Freibad zu gründen“, informiert Anton Saller. Außerdem ist geplant, Flyer zu verteilen. Schon seit einigen Wochen läuft zudem eine Unterschriftenaktion. Jeden Samstag zwischen 10 und 13 Uhr stehen Vertreter der Initiative vorm REWE-Markt in Weilheim und sammeln Unterschriften für den Erhalt des Freibads. „Wir haben insgesamt schon rund 2 000 Unterschriften gesammelt“, so Saller. Davon seien 1 300 von wahlberechtigten Weilheimern und zählten damit offiziell.

Wer Kontakt mit der Interessengruppe für den Erhalt des Weilheimer Freibads aufnehmen oder sich der Gruppe anschließen möchte, kann sich unter der E-Mail-­Adresse proweilheim@gmx.de melden.

Die Vertreter der Interessengruppe sammeln Woche für Woche Unterschriften, um die Schließung des Weilheimer Freibads zu verhinde
Die Vertreter der Interessengruppe sammeln Woche für Woche Unterschriften, um die Schließung des Weilheimer Freibads zu verhindern. Sie fürchten nicht nur, dass Weilheim einen sozialen Treffpunkt für Generationen und ein Stück Seele verliert, sondern auch, dass viel Geld kaputt gemacht wird. Fotos: Markus Brändli

Deutliches Signal

Auch wenn der Stadtverwaltung in Weilheim immer wieder vorgehalten wird, dass für sie längst feststeht, wie es ausgeht – entschieden ist noch gar nichts. Über die Zukunft des Freibads und der Limburghalle entscheidet nämlich nicht die Stadtverwaltung, sondern der Gemeinderat und zwar irgendwann in der Zukunft.

Natürlich werden jetzt schon die Weichen gestellt. Und wenn Bürgermeister Johannes Züfle vor mehreren Hundert Bürgern seine favorisierte Lösung des Gartenhallenbads und der Kombi-Halle präsentiert – und vor allem deren Vorteile anpreist – so ist das sein gutes Recht.

In einer Demokratie ist es aber auch das gute Recht der Bürger, ihre Meinung kundzutun – im Zweifelsfalle lautstark. In Weilheim hat es ein Weilchen gedauert, bis sich etwas gerührt hat. Jetzt aber scheint die Initiative für die Erhaltung des Weilheimer Freibads so richtig in Schwung zu kommen. 1 300 Unterschriften von Weilheimern, die das Freibad behalten wollen, hat die Gruppe nach eigenen Angaben schon gesammelt – Tendenz steigend.

Sollte sich herausstellen, dass all diese Unterschriften gültig sind und sich tatsächlich mehr als zehn Prozent der Bürger via Unterschrift für den Erhalt des Freibads aussprechen, ist das ein deutliches Signal, das Stadtverwaltung und Gemeinderat bei den weiteren Planungen nicht unbeachtet lassen dürfen.

BIANCA LÜTZ-HOLOCH