Weilheim und Umgebung

Zauneidechsen wirbeln Pläne durcheinander

Auch in Weilheim sind an der künftigen Schnellbahntrasse die geschützten Tiere aufgetaucht

Zauneidechsen wirbeln Pläne durcheinander
Zauneidechsen wirbeln Pläne durcheinander

Beim Bahnprojekt Stuttgart-Ulm wirbelt eine geschützte Tierart wieder den Zeitplan durcheinander. Auch in Weilheim sind Zauneidechsen aufgetaucht – und zwar dort, wo der ICE einmal die Lindach queren soll. Das sorgt für Verzögerungen.

Bianca Lütz-HolocH

Weilheim. Die Nachricht ging gestern durch die Medien: Der Bau des Albvorlandtunnels bei Wendlingen könnte sich verzögern, weil Zauneidechsen im Bereich der künftigen Baustelle leben. Allerdings sind die geschützten Reptilien nicht nur dort aufgetaucht. „Es sind auch schon Zauneidechsen auf dem Bauabschnitt zwischen Kirchheim und Weilheim gefunden worden“, sagt ein Sprecher der Bahn auf Anfrage. Unter anderem leben die Tiere in dem Bereich, wo die Eisenbahnüberführung über die Lindach gebaut werden soll. „Da müssen wir unsere ursprünglichen Pläne ebenfalls ändern.“

Während sich der Bau des Albvorlandtunnels bei Wendlingen bis zu einem Jahr verzögern könnte, lässt es sich in Weilheim noch nicht genau abschätzen, wie sich das Auftauchen der Tierchen zeitlich auswirkt. Denn immer wenn geschützte Tiere entdeckt werden, muss die Bahn den Fund anzeigen und eine Planänderung beim Eisenbahnbundesamt beantragen. Meist verstreicht nicht nur eine ganze Weile, bis die Genehmigung kommt. Wenn es schlecht läuft, trudelt der Beschluss genau dann ein, wenn die Eidechsen ihre Ruhe haben sollen. „Das Problem ist, dass man die Tiere nur zu ganz bestimmten Zeiten aufsammeln darf“, erläutert der Bahnsprecher. Nicht erlaubt sei es etwa, die Tiere während der Winterruhe umzusiedeln oder wenn sie gerade ihre Jungen aufziehen. „Da bleiben nachher nur wenige Zeitfenster.“ Nicht zuletzt brauchen die Eidechsen ein neues Zuhause. „Wir müssen also Flächen beschaffen, die als Ersatzhabitat genutzt werden können“, informiert der Bahnsprecher und fügt hinzu: „Wir haben da aber schon ganz gut vorgesorgt.“

Seit die Reptilien bei Weilheim aufgetaucht sind, gilt dort an einigen Stellen Baustopp. Trotzdem blickt der Bahnsprecher gelassen auf den Zeitplan für den Bau der Eisenbahnbrücke über die Lindach in Weilheim: „Ich sehe das noch unkritisch, weil wir dort einen zeitlichen Puffer haben.“ Ein Jahr Verzögerung oder sogar länger sind aber offenbar nicht auszuschließen.

Auch an anderen Stellen zwischen Wendlingen und Aichelberg sind Zauneidechsen gesichtet worden: „Eigentlich geht es um den ganzen Abschnitt“, sagt der Bahnsprecher. Unter anderem wohnen die Tiere auch an der Stelle, wo der Albvorlandtunnel bei Kirchheim endet.

Wo die Eisenbahnbrücke neben der A¿8 über die Lindach führen soll, sind Zauneidechsen aufgetaucht.Fotos: Carsten Riedl, Claudia
Wo die Eisenbahnbrücke neben der A¿8 über die Lindach führen soll, sind Zauneidechsen aufgetaucht.Fotos: Carsten Riedl, Claudia Reinöhl

Großer Aufwand für ein kleines Reptil

Die Zauneidechse ist eine europaweit streng geschützte Tierart. Das Reptil kann bis zu 24 Zentimeter lang werden, die meisten Exemplare bleiben aber kleiner. In der Regel sind die Eidechsen braun oder grün und haben weiße Punkte oder Linien auf dem Körper. Das Artenschutzgesetz verlangt, dass im Falle eines Umzugs stets die gesamte Population umgesiedelt wird. Die neue Heimat der Tiere muss die gleiche Topographie aufweisen wie der natürliche Verbreitungsraum. Außerdem sind pro Zauneidechse 150 Quadratmeter zu veranschlagen. Die Kosten für die Umsiedlung beziffert die Bahn auf 2000 bis 4500 Euro pro Tier, in Ausnahmefällen sogar auf bis zu über 8000 Euro je Reptil. Die Gesamtkosten für die Umsiedlung von Eidechsen im Rahmen des Bahnprojekts schätzt das Unternehmen auf 15 Millionen Euro bil