Weilheim und Umgebung

Ziegelhütte feiert im Farbenrausch

Das Lichterfest des Kunst- und Aktionspfads mit Musik und Feuerzauber findet großen Zuspruch

Bissingen. Ein angenehm lauer Sommerabend auf der Alb, bei guter Musik, bunten Lichtern und spätem

Andreas Volz

Feuerzauber: Zahlreiche Gäste wollten sich das nicht entgehen lassen, als die Ziegelhütte zu ihrem Lichterfest am Samstagabend geladen hatte. Der Kunst- und Aktionspfad hat also ein weiteres Mal seine Anziehungskraft unter Beweis gestellt. Der Zuspruch war sogar so groß, dass das Publikum erst einmal selbst „in Aktion trat“ und fleißig Tische und Bänke schleppte, um sich einen Sitzplatz zu sichern.

Für die akustische Kunst sorgten die Musiker um Werner Dannemann auf der Open-Air-Bühne. Andere Kunst dagegen – visueller Art – hatte ausgerechnet die entfremdete Natur zu bieten: Weit verzweigtes Geäst, das sich sonst allenfalls im fahlen Mondlicht schwach am Horizont abzeichnet, leuchtete in allen möglichen Farben, in denen es ebenso künstlich wie kunstvoll angestrahlt war.

Je nach Farbe ergab das eine ganz eigene und eigentümliche Stimmung. Selbst der Ausdruck „grüner Baum“ bekam so mitten in der Nacht eine völlig neue Bedeutung. Es war eben nicht nur das Blattwerk, das sich im grünen Kleid präsentierte, sondern der gesamte Baum, von den Wurzeln bis zur Krone. Eindrucksvoll auch ein anderer Baum, der fast den ganzen Abend hindurch in zwei Farben erstrahlte, vertikal geteilt, auf der einen Seite in Grün und auf der anderen in Rot – auch wenn sich dahinter sicher keine politische Aussage im Hinblick auf die kommenden Landtagswahlen verbergen sollte.

Selbst die Menschen machten mit beim kollektiven Leuchten in entfremdenden Farben. Vor allem an der stets umlagerten Theke waren zeitweise fast alle blau. Für diesen „Zustand“ sorgte aber nicht etwa der Ausschank, sondern die entsprechende Beleuchtung. Weil sich die blaue Farbe hauptsächlich in den Gesichtern zeigte, spielte dieser Spezial-Effekt – vielleicht nur unabsichtlich – auf eine weitere Kunstrichtung an, auf die Performance-Kunst der „Blue Man Group“.

Mitmachen war auch sonst angesagt: Zu Beginn des Konzerts vergnügten sich jüngere Besucher noch

in der Nachbildung des Labyrinths von Chartres. Später ging es dann vor der Bühne darum, sich den Rhythmen der Band hinzugeben und ausgelassen zu  tanzen. Die  Musiker und ihr Publikum bildeten somit eine künstlerische Einheit im Farbenrausch der künstlich erleuchteten Nacht.

Selbst das natürliche Licht wollte da nicht zurückstehen und mischte munter mit: Den Gästen bot sich ein beeindruckender Sonnenuntergang, der eine gewisse Zeit lang Bäume und Gesichter in alle farblichen Abstufungen tauchte, die es zwischen Gelb und Rot so gibt.

In Gelb und Blau zeigte sich am Ende des Programms eine ganz andere Art von Licht: das Feuer, mit dem Mitglieder des Kinder- und Jugendzirkus Maroni aus Bad Boll gekonnt spielten. Sie ließen Feuerräder entstehen und wirbelten ihre brennenden Gerätschaften zu ihrem eigenen Vergnügen und zum Vergnügen der Zuschauer scheinbar wild durcheinander, sodass immer wieder neue „Feuerbilder“ entstanden. Wie zuvor die Musiker, heizten auch die Feuerkünstler dem Publikum ein, und speziell beim Feuerspucken wurde es manch einem so richtig „warm ums Herz“.

Und selbst am Ende des Lichterfests gab es noch ein künstliches Spektakel. Zwar nicht der Drache von der Limburg, aber eben doch ein ungewöhnlich langer, leuchtender Lindwurm wälzte sich am Randecker Maar entlang: die Autoschlange, die sich an der Hauptstraße spaltete – in den Teil, den es Richtung Hepsisau zog, und den anderen, der sich über Ochsenwang oder Schopfloch auf den Heimweg machte.

So gab es also noch die Gelegenheit, zwei Kunstwerke des Skulpturenpfads einmal in ganz anderem Licht zu betrachten: den Riesen Heim und den Bürglesgeist. Während sie tagsüber außer durch ihre Dimensionen auch durch ihre Farbenpracht auffallen, zeigten sie sich den Heimreisenden kurz vor Mitternacht in transparentem Schwarz-Weiß. Was daraus folgt, ist die Feststellung, dass es sich bei dieser Mischung aus Musik, Feuer und Beleuchtungseffekten von Anfang bis Ende um eine „sagenhafte“ Veranstaltung gehandelt hat.