Weilheim. Rock in allen Varianten war am Pfingstwochenende in Weilheim zu hören. Gemeinsam genossen Musikliebhaber das 21. Kult-Ur Open Air bei frühlingshaftem Wetter. Wie in jedem Jahr startete das Festival des Mehrgenerationenhauses Linde und der Kulturinitiative Teck am Freitagabend vor Pfingsten. Zahlreiche Fans bejubelten gleich die erste Band „x²“, die zum traditionellen Auftakt des Open Airs gehört, mit lautstarken Chorgesängen. „x²“ hat nicht nur einen außergewöhnlichen Namen, sondern fasziniert jedes Jahr wieder durch ihr Koffer- und Blechdosen-Schlagzeugset. Was ursprünglich von einem der Gründer des Festivals, Mario Klein, als Gag gedacht war, ist inzwischen zum Kult geworden. In den Anfangsjahren feierten die Rockmusikfans auch tatsächlich Open Air, inzwischen ist das Festival aber ins wetterfeste Zelt umgezogen, um bei jedem Wetter stattfinden zu können. Weit über 1 000 Gäste genossen die vielfältige Musikauswahl und die ausgelassene Stimmung.
Neben deutschlandweit bekannten Bands konnten auch viele Nachwuchsmusiker ihr Können unter Beweis stellen, was eines der Hauptziele des Festivals ist. „Wir setzen auf partizipative Kulturarbeit und binden deshalb über 50 Ehrenamtliche in die Planungen und Organisation der Veranstaltung ein. Mit dabei sind auch einige Menschen mit Behinderung. Außerdem ist es uns wichtig, qualitativ hochwertige Bands zu präsentieren, dazu gehört es aber auch, den besten Nachwuchs der Region zu fördern und auf die Festivalbühne zu bringen“, erklärt Festivalleiterin Jutta Ziller.
Nach „x²“ und einigen anderen Bands aus der Region feierte das Publikum den ersten Headliner des Wochenendes: „Motorjesus“. Mit deftigem Rock ’n’ Roll heizten sie in dem ausverkauften Zelt so richtig ein. Im Anschluss daran betraten die beiden Jungs von „Ultimate Music Covers“ (UMC) die Bühne. Mit teilweise über zwei Millionen Zuschauern ihrer Videos im Internet gehören UMC definitiv zu den bekanntesten Bands des Kult-Ur Open Airs. Höchst professionell an ihren Instrumenten präsentierten sie Coverversionen verschiedener Chartstürmer in feinster Heavy-Metal-Manier. Von Pharell Williams „Happy“ bis hin zu Helene Fischers „Atemlos“ ließen sich alle Gäste von dieser großartigen Show mitreißen.
Am sonnigen Samstagabend eröffneten „Problem System“ und „Victim of Myself“ das Festival. Beide Bands waren unter den drei Gewinnern des Kult-Ur Open Air Nachwuchswettbewerbs, bei dem im Januar im Mehrgenerationenhaus Linde sechs Bands um Kult-Ur-Open-Air-Spielplätze wetteiferten. Mit den Bands „Staatspunkrott“ und „Montreal“ aus Hamburg stand der Samstag unter dem Zeichen des Punkrocks. Wilde Tanzerei mit „Staatspunkrott“ wurde abgelöst durch textsichere Kehlen bei den Headlinern von „Montreal“. Für die Hamburger Band sind Fans teilweise weit gereist und campten mit ortsansässigen Stammgästen auf den drei Zeltwiesen unter der Limburg. Seit etlichen Jahren campen hier auch die Veranstalter und Helfer der „Rock Days“ in Bad Urach, die ihr eigenes Ortsschild haben. Seit zwei Jahren besteht eine enge Kooperation zwischen dem Kult-Ur Open Air, den Rock Days sowie dem WO?!-Festival der Jugendhäuser Zentrum (Wendlingen) und Boing (Oberboihingen), des Kreisjugendrings Esslingen, zu dem auch das Mehrgenerationenhaus Linde gehört. Alle drei Festivals unterstützen sich von Jahr zu Jahr gegenseitig tatkräftig.
Als hinter „Urach“ am Sonntagmorgen die Sonne aufgegangen war, startete bereits zum achten Mal in Folge das Rock-‘n‘-Roll-Weißwurstfrühstück mit den „Original Dettinger Hohlwegrutschern“. Jung und Alt, Punks und Radfahrer, Heavy-Metal-Fans und Großeltern mit ihren Enkelkindern feierten und schunkelten gemeinsam zu Tanzl- und Stub‘n-Musik.
Nahezu nahtlos ging es am Nachmittag dann über in den Soundcheck und die Vorbereitungen für den letzten Festivalabend. Einen fulminanten Start legte die dritte Gewinnerband des Nachwuchscontests hin: „Blurred“. Highlight des Abends waren „The Jancee Pornick Casino“, welche auch 2009 schon für Begeisterung sorgten und sich in der Zwischenzeit einen Namen in der Region erspielt haben. Einmal ordentlich warm getanzt, wollten die zahlreichen Gäste auch bei der Tübinger Band „Suit Up!“ nicht nach Hause gehen. Nach drei großartigen Festivaltagen war immer noch genug Energie da, bis zur letzten Sekunde zur Ska-Musik von „Suit up!“ ausgelassen zu tanzen. jz