Weilheim und Umgebung

Zwei Singles suchen den Traummann

Kabarett Der Musikverein Bissingen macht sich selbst und dem Publikum ein gelungenes Geburtstagsgeschenk mit dem Kabarett-Duo „Dui do on de Sell“. Bei der Vorstellung bleibt kein Auge trocken. Von Patricia Jeanette Moser

Foto: Patricia Jeanette Moser
Foto: Patricia Jeanette Moser

Beste Stimmung herrscht in der Gemeindehalle von Bissingen beim Kabarett-Abend mit dem Duo „Dui do on de Sell“. „Der Musikverein beschenkt sich damit selbst und seine Gäste“, erläutert Vereinsvorstand Günter Reinöhl. Beim Betreten der Halle ist die Luft „leberkäsgeschwängert“ und weist auf eine deftige Versorgung hin. Ein Blick lässt erkennen, dass viele Damen anwesend sind. Begleitende Herren gibt es durchaus auch. Das Programm „Wechseljahre“ schreckt wohl nicht ab. „Wir wissen Bescheid“, meint ein männlicher Abendgast. „Ich wurde mitgeschleppt“, gesteht der 57-jährige Harald Kern aus Bissingen offen.

Die vordersten Reihen sind ausschließlich mit Damen besetzt. Eine achtköpfige Damengruppe ist aus Stuttgart-Feuerbach angereist, um Kultur in der Provinz zu genießen. Sie kommen auf ihre Kosten. Cocktails und Lachsbrötchen tragen den weiblichen kulinarischen Ansprüchen Rechnung.

Am Handy telefonierend trifft Doris Reichenauer, die Blonde im Duo, auf der Bühne ein. Petra Binder, die Brünette, folgt ihr wenig später, ebenfalls telefonierend. In der ersten Reihe legt eine Dame im Publikum ihr leichtes Jäckchen ab und verfolgt den Kabarett-Abend mit dem Titel „Wechseljahre“ fortan im Spaghettiträger-Top. Als „Schwester“ geoutet, ist die Verbindung zur Bühne bestens hergestellt. Das Publikum folgt dem Programminhalt mit Wonne und lacht von Herzen.

Doris Reichenauer und Petra Binder sind, laut Programm, frische Singles. Doris seit wenigen Wochen, Petra seit einer Dreiviertelstunde. Das Thema Mann und Frau wird im Programm in alle Einzelteile zerlegt. Die beiden Künstlerinnen verstehen es bestens, sämtliche geschlechtlichen Eigenarten zu beleuchten. Sie stellen den persönlichen Bezug zu sich selbst her. Sie bedienen Klischees, sehr zur Freude des Publikums. Dieses erkennt sich selbst und wird eins mit der Bühne. Als Requisite genügt ein schlichter Tisch zum Anlehnen. Papiertaschentücher und ein Fächer werden gezielt gegen aufkommende Hitzewellen eingesetzt.

Schwesterliches Lachen schallt hier durch die Gemeindehalle. „Dui do on de Sell“ wechseln jedoch schnell in andere Sparten der Geschlechtereigenschaften. Während ihr Ärger gegen die verlassenen Männer anfangs unumstößlich scheint, schweifen die Gedanken in vielerlei Richtungen. Versonnen blicken sie zurück, wie sie als Mädchen bei Oma am Mittagstisch saßen und den Teller leer essen sollten. „Ja, I han scho immer gfolgt“, flicht Petra Binder, die Dunkle des Duos, ein. Auch die Kennenlernphase mit dem Verlassenen stellen die beiden Künstlerinnen glaubhaft und gefühlvoll dar. Schauspielerisches Können ergänzt die komödiantischen Fähigkeiten der beiden Künstlerinnen. Das äußere Erscheinungsbild der Frau wird eingehend besprochen, genauso wie die chirurgischen Eingriffe der Frauen aus dem Umfeld. Hier dürfen sich Künstlerin und Publikum ganz einig sein.

Die Trennung zieht sich als roter Faden durchs Programm. Die anfängliche Rigorosität den verlassenen Männern gegenüber, wandelt sich. Doris, die eigentlich „das Alter für einen Reichen hätte“, wie sie betont, wird auch bei der persönlichen Visite im Bissinger Publikum nur bedingt fündig. Auch Petra Binder, die eingangs feststellt, dass man mit Männern nicht durch die Blume reden kann, weil sie einfach nicht verstehen, fragt sich am Ende: Braucht Frau eigentlich einen Mann? Die beiden Komödiantinnen sind sich einig, dass es ohneeinander doch nicht geht.

Das Publikum belohnt die Künstlerinnen mit viel Applaus für diese heitere Studie über das wundersame Wesen der Frau und ihre weitschweifende Weltsicht.