Zwischen Neckar und Alb

200 Jahre auf zwei Rädern

Freilichtmuseum Schon seit zwei Jahrhunderten bewegen sich die Deutschen auf dem Fahrrad fort. Anfangs war die Erfindung allerdings alles andere als ein Verkaufsschlager. Von Thomas Krytzner

Ein Highlight für Kinder: Das knallrote Feuerwehr-Fahrrad. Die gellende Sirene wollten im Beurener Freilichtmuseum alle mal betä
Ein Highlight für Kinder: Das knallrote Feuerwehr-Fahrrad. Die gellende Sirene wollten im Beurener Freilichtmuseum alle mal betätigen. Foto: Thomas Krytzner

Das Fahrrad ist eine deutsche Erfindung. Die ersten, die aber auf zwei Rädern unterwegs waren, waren keineswegs die Deutschen, sondern die Franzosen und Amerikaner, wie Besucher am Sonntag im Freilichtmuseum Beuren erfuhren. Das Rad vom Erfinder, Carl Freiherr von Drais, hieß damals Laufmaschine. Ein originalgetreuer Nachbau dieses Holzrads war jetzt in der Ausstellung „200 Jahre Fahrrad“ zu sehen.

Feuerwehr kam per Fahrrad

Ewald Dubb ist passionierter Nachbau-Experte von historischen Fahrrädern. Er beklagte sich zu diesem Anlass über die mangelnde Leichtbauweise: „28 Kilo und mehr wogen die ersten Holzfahrräder.“ Die Draisine gilt als Ursprung des heutigen Drahtesels. Damals verkaufte sich das klobige Teil aber mehr schlecht als recht. Denn: Es war unbequem, musste mit den Füßen angetrieben werden, und die Bremsen zeigte kaum Wirkung. Erst Jahre später verbesserte der schottische Arzt John Dunlop das Wohlgefühl auf dem Rad: Er entwickelte den ersten Luftgummireifen. Heute zählt das Fahrrad zu den beliebtesten Fortbewegungsmitteln.

Zwischen den historischen Rädern aus Holz gab es im Freilichtmuseum auch immer wieder Modelle aus Metall. Besonders stach das rote Feuerwehr-Rad hervor, das sich dank der gellenden Sirene als Kinderliebling erwies. Jeder wollte mal den Knopf drücken, damit die Sirene zu hören war. Das Feuerwehr-Rad hatte zwar noch kein Blaulicht, war aber ansonsten mit allem Nützlichen zur Brandbekämpfung ausgestattet. Unter der Mittelstange war der Wasserschlauch angebracht. Für Technikbegeisterte hatten die Mitglieder des Radsportvereins Wendlingen ein weiteres Highlight dabei: Ein Scherenschleifer-Rad, bei dem der Aufbau zum Schleifen direkt am Lenker angebracht war. Aus der Historie war zu erkennen, dass vor allem viele Familien mit dem Zweirad unterwegs waren. Überall waren Kindersitze angebracht. Liebevoll hatten Mitglieder der historischen Gruppe des Radsportvereins Puppen auf die Kindersitzvorrichtungen gesetzt.

Die vielen historischen Fahrräder brachten nicht nur die Augen der Erwachsenen zum Leuchten, auch die Jüngsten staunten immer wieder, wie sich die Menschen vor gut 200 Jahren fortbewegt haben. Ewald Dubb, der die historische Gruppe im Wendlinger Radsportverein erst möglich gemacht hatte, bot ihnen Weiteres: Er hatte alte Spielsachen dabei, die sich mit Kurbelkraft drehen ließen oder entsprechend Lärm veranstalteten. Immer wieder zog es die Kinder zum Tisch, um eine alte Ratsche zu testen, oder das Kettenkarussell im Miniformat in Bewegung zu setzen.

Auch mal eine Runde drehen

Viel Bewunderung ernteten einige Radsportfreunde, als sie sich auf die alten Geräte setzten und damit Runden drehten. Besonders gefiel dabei das Fahrrad mit Drahtfedern, die quasi als Reifen dienten. Daher gab es auch viele Gespräche mit den Radexperten, und einige wagemutige Besucher testeten danach einen der „Knochenrüttler“ direkt auf den Museumswegen.

Vor der Gärtringer Scheune im Freilichtmuseum stellten Ewald Dubb und seine Kollegen interessante Exponate und deren Besonderheiten für die Radmobilität vor. Ewald Dubb garnierte die Vorstellung mit persönlichen Geschichten über seine Arbeit beim Nachbau der historischen Drahtesel.